Immobilien Immobilien: Vonovia will Deutsche Wohnen übernehmen

Bochum/Frankfurt - Eigentlich schien alles in trockenen Tüchern. Mit dem Kauf der LEG Immobilien wollte die Deutsche Wohnen zum größten deutschen Wohnungsvermieter Vonovia aufschließen. Doch jetzt funkt Vonovia dazwischen: Für mindestens rund neun Milliarden Euro möchte der deutsche Marktführer und Dax-Neuling nun selbst die Deutsche Wohnen übernehmen. Diese jedoch lehnt barsch ab.
Es könnte der Auftakt zu einer großen Abwehrschlacht in der Branche werden. Und welche Folgen ein möglicher Deal für die Mieter hätte, ist ebenfalls noch ungewiss.
Vonovia will neuen Giganten schmieden
Das Nachsehen hätte die LEG als die bisherige Nummer drei auf dem deutschen Immobilienmarkt. Erst im vergangenen Monat hatten die Frankfurter Deutsche Wohnen und die kleinere Düsseldorfer Rivalin LEG Immobilien ihren Zusammenschluss angekündigt. Auf einer Hauptversammlung müssen aber 75 Prozent der Aktionäre noch einer Kapitalerhöhung zustimmen, mit der das Unternehmen den Kauf finanzieren will. Und da kommt der Konkurrent Vonovia ins Spiel.
Vonovia-Chef Rolf Buch will aus dem bisherigen Marktführer und der Deutschen Wohnen als der Nummer zwei auf dem deutschen Immobilienmarkt einen neuen Giganten mit mehr als 510 000 Wohnungen schmieden. Vonovia verfügt nach einer ausgedehnten Einkaufstour selbst bereits über 370 000 Wohnungen, hinzu könnten rund 142 000 von der Deutschen Wohnen kommen. Weit abgeschlagen würde die LEG dann mit rund 110 000 Wohnungen folgen.
Deutsche Wohnen gegen Übernahme
Buch versucht nun, den Deutsche-Wohnen-Aktionären die Übernahme mit einem Angebot aus Vonovia-Aktien und einer Barzahlung schmackhaft zu machen. Sollten die Anteilseigner der Deutschen Wohnen dafür entscheiden, müssten sie einen Zusammenschluss mit der LEG auf der Hauptversammlung scheitern lassen und könnten dann ein mögliches Vonovia-Angebot annehmen. Erst im Februar 2016 könnte das Geschäft dann perfekt sein, wie Buch erklärt. Doch das Management der Deutsche Wohnen stellt sich gegen die Übernahme: Das Angebot sei „unattraktiv und inadäquat“ teilte das Unternehmen mit.
Grundsätzlich versprechen die Firmen durch größere Zusammenschlüsse auch Vorteile für die Mieter. Diese könnten aufgrund der Einkaufsvorteile etwa auf günstigere Balkone hoffen, heißt es bei Vonovia. In den Städten könne der Immobilienriese auch durch Aus- und Anbauten in vorhandenen Siedlungen für zusätzlichen Wohnraum sorgen.
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Mieterschützer sind dagegen alarmiert. „Wir sehen die Konzentration auf dem Wohnungsmarkt mit Sorge. Man muss sich jetzt einzelne Märkte ansehen. Es kann sich lokal eine heftige Konzentration ergeben und daraus eine große Marktmacht“, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes, Ulrich Ropertz.
Hintergrund des aktuellen Übernahmefiebers in der Branche ist eine Art Goldgräberstimmung: Die Situation auf dem Immobilienmarkt sei vergleichbar mit der Frühzeit der Automobilbranche vor Henry Ford, sagte Buch. Der Markt sei noch sehr wenig „professionalisiert“ - sprich: viele kleine Vermieter, wenige große. Auch nach einer Deutsche-Wohnen-Übernahme würde der Marktanteil des größten deutschen Immobilienunternehmens nur von 1,5 Prozent auf etwa 2 Prozent steigen, wie Buch voraussagt.
Für weitere Zusammenschlüsse sieht er „technisch keine Obergrenze“. Insgesamt rund zwei Millionen Wohnungen seien derzeit in Deutschland in den Händen professioneller Vermieter. Auch größere Bestände seien von Vonovia ohne Probleme zu verwalten, sagt er.
Kostenvorteile in Millionenhöhe
Dabei locken Kostenvorteile in Millionenhöhe. Allein für einen möglichen Zusammenschluss mit der Deutschen Wohnen stellt Vonovia Einspareffekte von rund 84 Millionen Euro pro Jahr in Aussicht. Davon sollen Aktionäre und Mieter profitieren, verspricht Buch. Zudem könne das unternehmenseigene Handwerker-Heer dann um rund 1000 Beschäftigte auf dann rund 4500 Mitarbeiter aufgestockt werden.
„Für die Mieter wird es teurer“, befürchtet dagegen NRW-Mieterschützerin Silke Gottschalk. Häufiger Streitpunkt seien Mieterhöhungen nach Modernisierungen, meint sie. Aktionärsvertreter wie Marc Tüngler von der DSW fragen dagegen nach der Wertsteigerung durch das Milliardengeschäft. Auf jeden Fall werde es spannend, meint DSW-Sprecher Roland Klose. (dpa)