Höhere Zuschüsse vom Staat Höhere Zuschüsse vom Staat: «Riestern» für das Alter wird noch attraktiver
Frankfurt/Main/dpa. - Während Ex-Bundesarbeitsminister WalterRiester vielen Menschen gar nicht mehr bekannt ist, wird die nach ihmbenannte «Riester-Rente» langsam populärer. So schlossen 2005 rund550 000 Menschen einen staatlich geförderten Altersvorsorgevertragab, mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Das dürfte sichExperten zufolge fortsetzen: Seit Anfang 2006 sind die Grundzulagen von 76 auf 114 Euro gestiegen. Pro Kind erhöht sich der Zuschuss von92 auf 138 Euro. Allerdings müssen nun auch mindestens drei Prozentdes Vorjahresbruttoeinkommens in den Riester-Vertrag fließen.
Ab 2006 gelten zudem beim Abschluss von Neuverträgen gleicheTarife für Frauen und Männer - bislang zahlten Männer auf Grund ihrergeringeren Lebenserwartung weniger. «Die Einführung der Unisex-Tarifewird sich insbesondere auf geförderte private Rentenversicherungenauswirken», sagt Peter Ziegler vom Bundesministerium für Arbeit undSoziales in Berlin. Für die anderen beiden Anlagemöglichkeiteninnerhalb des Riesterkonzepts - Investmentfonds und Banksparpläne -werden sich die Tarife voraussichtlich nicht wesentlich ändern.
Der Staat fördert die freiwillige Altersvorsorge neben der Zulageauch durch steuerliche Abzugsfähigkeit. Pro Jahr lassen sich seitJahresanfang 1575 Euro absetzen. Bei Verheirateten genügt es, wennein Ehegatte die Voraussetzungen erfüllt, dann erhält auch der anderedie Förderung, wenn er einen eigenen Vertrag abschließt. «Der nichtberufstätige Ehepartner bekommt aber nur dann die volle Zulage, wennder Mindesteigenbetrag von dem förderberechtigten Ehegatten gezahltwird», erklärt Thomas Bieler von der VerbraucherzentraleNordrhein-Westfalen.
Für nicht pflichtversicherte Selbstständige lohnt sich dieRiester-Rente nicht. Auch Pflichtversicherte in einerberufsständischen Versorgungseinrichtung werden nicht gefördert.Hierzu gehören Ärzte, Apotheker, Rechtsanwälte, Notare undArchitekten. «Abgesehen von der Rürup-Rente gibt es für diese Gruppekeine staatlich geförderte Alternative», sagt Bieler. «Vor Abschlusseiner Rürup-Rente sollten die Betroffenen jedoch unbedingt mit ihremSteuerberater prüfen, ob sie tatsächlich von einem Abschlussprofitieren.»
Welche Anlageart für Riestersparer sinnvoll ist, hängt ebenfallsvon der persönlichen Situation ab. Bei einem Banksparplan wird einGuthaben mit variabler Verzinsung angespart. Dabei kann der Zinssatzvon der Laufzeit oder dem Sparbetrag abhängig sein oder sich nacheinem Referenzwert wie der Umlaufrendite festverzinslicher Anleihenrichten. «Bei dieser Anlageform besteht nur ein sehr geringesRisiko», sagt Ziegler vom Bundesministerium für Arbeit. «Allerdingswachsen die Erträge auch nur langsam.» Banksparpläne eignen sichbesonders für ältere Anleger, deren Ansparzeitraum kürzer ist. Auchwer auf Nummer Sicher gehen will, liegt mit dieser Variante richtig.
Die private Rentenversicherung verbindet Kapitalanlage undVersicherung. Die Beiträge werden dabei in der Regel mit einergarantierten Mindestverzinsung angelegt. Diese liegt aktuell bei 2,75Prozent. Hinzu kommen können Überschussbeteiligungen, die jedochnicht garantiert sind. Finanzexperte Bieler rät, unbedingt die Tarifezu vergleichen. «Je nach Anbieter können die Gesamtkosten bei 7 bisüber 20 Prozent der Beiträge liegen», sagt er. PrivateRentenversicherungen haben allgemein ein eher geringes Risiko undmittlere Ertragschancen. Sie eignen sich besonders für jüngeresicherheitsbewusste Anleger.
Bei den Fondssparplänen ist eine Mindestrendite nicht garantiert.«Lediglich der Kapitalerhalt muss bei geförderten Produkten zumVertragsablauf zugesagt werden», sagt Bieler. Zwischenzeitlich seienVerluste wegen den Schwankungen an den Kapitalmärkten möglich.
Die Chance auf eine hohe Rendite hängt - genau wie dasVerlustrisiko - von der Mischung des Fonds ab, ist jedoch höher alsbei Banksparplänen und privaten Rentenversicherungen. Kostenentstehen durch Ausgabeaufschläge beim Kauf sowie durch Verwaltungs-und Depotgebühren. Fonds mit hohem Aktienanteil sind eher für jüngererisikofreudige Anleger geeignet, weil hier ausreichend Zeit ist,vorübergehende Kursverluste wieder auszugleichen.
Bei der Auswahl eines Riesterfonds sollte sich der Anleger daherfragen, wie viel Risiko er eingehen möchte, rät Analystin NataliaSiklic von der Fondsbewertungs-Agentur Morningstar. Zu Anlegern mithöherer Risikoneigung passten Produkte, bei denen die Einzahlungenweitgehend in Aktienfonds investiert. «Weniger risikofreudige Anlegersollten eher zu Lebenszyklusmodellen greifen.» Dabei werden verstärktAnlagen in Rentenpapieren beigemischt.
Ein Wechsel zwischen den verschiedenen Riesterverträgen ist lautVerbraucherschützer Bieler durchaus möglich. «Ist der Riesterfondsgut gelaufen, kann sich der Kunde die positive Wertentwicklungbeispielsweise durch den Wechsel in einen Banksparplan auchlangfristig sichern», sagt er.
Experten bewerten die Riester-Rente insgesamt sehr positiv. Dabeimüssen sich die Anleger bewusst sein, dass ihr angelegtes Kapital biszur Rente gebunden ist. «Wer die staatliche Förderung langfristig inAnspruch nehmen will, kann mit dem Vertragskapital nicht machen, waser will, ohne die Förderung zu verlieren», warnt FinanzexperteBieler. «Der Staat will schließlich nur die Altersvorsorge fördern -und nicht Luxusanschaffungen im Alter.»