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Hanwha Q-Cells Hanwha Q-Cells: Job-Speed-Dating für entlassene Q-Cells-Mitarbeiter

Von Steffen Höhne 25.01.2015, 19:04
Schauen, warten, hoffen: Bereits im September 2012 veranstaltete die Arbeitsagentur im Wolfener Kulturhaus ein sogenanntes Job-Speed-Dating für die ehemaligen Mitarbeiter der Solarfirma Sovello. Nach diesem Vorbild sollen nun auch entlassene Q-Cells-Mitarbeiter vermittelt werden.
Schauen, warten, hoffen: Bereits im September 2012 veranstaltete die Arbeitsagentur im Wolfener Kulturhaus ein sogenanntes Job-Speed-Dating für die ehemaligen Mitarbeiter der Solarfirma Sovello. Nach diesem Vorbild sollen nun auch entlassene Q-Cells-Mitarbeiter vermittelt werden. André Kehrer Lizenz

Halle (Saale) - Die Nachricht kam in der vergangenen Woche überraschend und ist für die Betroffenen ein Schock: Das Solarunternehmen Hanwha Q-Cells will seine Produktion in Bitterfeld-Wolfen zum 1. März schließen und 550 Stellen abbauen. Die angekündigten Entlassungen sind nicht der erste herbe Schlag für die Region. „Wir sind aber gut für Fälle von Massenentlassungen gerüstet“, sagt der Chef der Landesarbeitsagentur, Kay Senius, der MZ.

Die Betroffenen und deren Familien stünden nicht alleine da.
Die örtliche Arbeitsagentur wird laut Senius die Profile der entlassenen Beschäftigten prüfen. Die Produktionsmitarbeiter verfügen meist über Berufsabschlüsse und mehrjährige Berufserfahrung. Es handle sich dabei um Mechatroniker, Maschinen- und Anlagenführer, Industriemechaniker, Elektroniker und Facharbeiter für Logistik. Die gute Qualifikation erleichtere die Vermittlung.

Diese soll auch ganz unkonventionell stattfinden: Neben persönlichen Gesprächen werde man sogenannte Job-Speed-Datings und Jobmessen organisieren, kündigt Senius an. Dabei könnten Ex-Beschäftigte kurze Gespräche mit potenziellen Arbeitgebern aus der Region führen.

Porsche sucht Produktions-Mitarbeiter

Bereits bei der Pleite der Solar-Firma Sovello mit 1 000 Mitarbeitern im Jahr 2012 gab es solche Veranstaltungen. Damals konnten sich die ehemaligen Sovello-Mitarbeiter im Wolfener Kulturhaus 50 Unternehmen, darunter BMW und vielen Mittelständlern, vorstellen. „Viele sind dadurch in einen regen Kontakt gekommen“, sagt Senius. Die Agentur für Arbeit Dessau schätzt, dass etwa 45 Prozent der Teilnehmer dadurch einen neuen Job aufnehmen konnten.

Der Landesarbeitsagentur-Chef zeigt sich bei den Jobchancen für die Betroffenen zuversichtlich. Der Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt und in den betroffenen Landkreisen sei in einer soliden Verfassung. Die Arbeitslosigkeit in Anhalt-Bitterfeld sei im vergangenen Jahr um mehr als sieben Prozent zurückgegangen, landesweit um fünf Prozent.

Allein im Landkreis Anhalt-Bitterfeld und den umliegenden Kreisen gibt es nach Worten von Senius aktuell 4000 gemeldete Stellen bei den Arbeitsagenturen, landesweit sind es 11 000. In etwa entfallen 30 Prozent der Stellen auf das verarbeitende Gewerbe und 20 Prozent auf den Logistikbereich. Nach Angaben der Arbeitsagentur Dessau werden beispielsweise in der Branche Chemie/Pharma gut ausgebildete Fachkräfte gesucht.

„Es haben sich bereits Unternehmen aus der Region bei der Arbeitsagentur gemeldet, die Interesse an einer Einstellung von Q-Cells-Mitarbeitern gezeigt haben“, sagt die Chefin der Arbeitsagentur Dessau Sabine Edner. „Es gibt auch immer Bedarf in der Automobilbranche im benachbarten Bundesland Sachsen, speziell im Raum Leipzig“, ergänzt Senius. So suche der Autobauer Porsche aktuell 300 Produktions-Mitarbeiter, sagt Firmensprecherin Julia Pirlich der MZ. Das Leipziger Werk werde für das Modell Panamera erweitert.

Trotz zahlreicher freier Stellen warnt Senius allerdings „vor zu großem Optimismus“. „Das schnelle Jobwunder darf man nicht erwarten. Nicht jeder wird nach der Entlassung sofort in der Region einen neuen Job finden.“
Sind die Bewerber bereit, auch in anderen Teilen Deutschlands zu arbeiten, wird es leichter eine neue Stelle zu finden. „Sicherlich gibt es Arbeitsmarktregionen, in denen die Chancen sehr gut sind“, so Senius. Das vorrangige Ziel sei es allerdings, in den regionalen Arbeitsmarkt zu vermitteln, der auf Fachkräfte angewiesen ist.

Unternehmen, die eine Stelle besetzen wollen, können sich beim Arbeitgeberservice der BA melden: Tel.: 03493/601315.