1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Grüne Woche: Grüne Woche in Berlin: Sachsen-Anhalt setzt Schwerpunkt auf Öko-Produkte

Grüne Woche Grüne Woche in Berlin: Sachsen-Anhalt setzt Schwerpunkt auf Öko-Produkte

Von Steffen Höhne 23.01.2017, 16:44
Ministerpräsident Reiner Haseloff schneidet im Beisein von Agrarministerin Claudia Dalbert (zweite von links) eine Luther-Torte in der Form der Landesgrenzen von Sachsen-Anhalt an.
Ministerpräsident Reiner Haseloff schneidet im Beisein von Agrarministerin Claudia Dalbert (zweite von links) eine Luther-Torte in der Form der Landesgrenzen von Sachsen-Anhalt an. Archiv

Berlin/Halle (Saale) - Gleich am Eingang der Halle 23b staut es sich: Viele Besucher der Grünen Woche bleiben am Stand der Kaffeerösterei Hannemann stehen. Es duftet nach frisch gebrühten Kaffee. Jacobs Krönung, Dallmayr Prodomo und Tchibo, das kennen fast alle. Aber die roten Packungen mit Honduras Bio-Kaffee von Hannemann aus Köthen sind für viele neu.

Torsten Vogel, der Inhaber selbst, reicht die gefüllten Tassen aus. „15 bis 20 Minuten rösten wir schonend den Kaffee, um Bitterstoffe und Säuren zu entfernen“, erklärt Vogel den Gästen. Bei Industriekaffee seien es nur zwei bis vier Minuten. „Das schmeckt man.“ Einige Besucher lassen sich den Kaffee dann auch gleich im angrenzenden Bio-Café schmecken.

Das Thema Bio-Produkte steht in diesem Jahr im Mittelpunkt von Sachsen-Anhalts Messeauftritt auf der weltgrößten Ernährungsmesse in Berlin. Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (Grüne) will dort Akzente setzen. „In Sachsen-Anhalt werden mehr Bio-Produkte konsumiert als produziert. Das sollten wir ändern“, sagt die Ministerin, die am Montag den Sachsen-Anhalt-Tag auf der Schau begleitete.

Bio-Produkte haben in vielen Bereichen die Nische verlassen. 2015 wuchs der Markt in Deutschland um stattliche elf Prozent auf 8,62 Milliarden Euro. Und das, obwohl die ökologischen Waren im Schnitt zehn bis 30 Prozent teurer sind als konventionell produzierte. Von den 25 Sorten bei Hannemann sind acht aus biologischer Herstellung. Das heißt, die Kaffeebohnen wurden auf den Plantagen nicht chemisch behandelt.

Schauen Sie sich das Video an und die richtige Antwort wird kein Problem sein. Senden Sie bis Mittwoch (25.01.2017 - 23.59 Uhr) eine E-Mail mit dem Betreff „Grüne Woche“ und der richtigen Antwort an [email protected] und gewinnen Sie einen von drei dick gepackten Beuteln mit Spezialitäten aus Sachsen-Anhalt (Unterstützt von der Agrar-Marketing Gesellschaft Sachsen-Anhalt).

Bitte vergessen Sie Ihren Namen und die Anschrift nicht. Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Köthener Manufaktur ist seit 2011 jedes Jahr auf der Grünen Woche. Vogel nahm auf der Messe auch den ersten Kontakt zu einer Einkaufsmanagerin der Handelskette Edeka auf. Heute steht die Marke regional bei mehreren Supermarktketten im Regal.

Erster Bio-Preis geht nach Halle

Das will Rezept-Gewürze auch erreichen. Irina Zaytseva und Heiko Gothe zeigen, dass ein erfolgreiches Start-up-Unternehmen nicht immer etwas mit Computer und Softwarecodes zu tun haben muss. 2014 gegründet, hat die Firma aus Halle zunächst angefangen, Gewürzmischungen samt Rezepte zu vertreiben. Seit 2016 werden auch gefriergetrocknete Bio-Früchte verkauft.

„Die kommen ins Müsli, können als Smoothie getrunken werden oder abends als gesunder Ersatz für Chips dienen“, sagt Gothe. Für ihr Produkt erhielten sie den erstmals verliehenen Bio-Regionalpreis des Landes Sachsen-Anhalt. Damit verbunden ist eine Vermarktung in einer Supermarktkette. 

Die gefriergetrockneten Waren, die übrigens vom Unternehmen Früchteparadies aus Salzwedel (Altmark) kommen, gibt es auch mit konventionell hergestellten Früchten - dann kosten sie rund 30 Prozent weniger. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte bei seinem Messerundgang: „Bio- und konventionell hergestellte Produkte sind für mich gar nicht so große Gegensätze, Hauptsache es ist regional.“ Aus Sicht des Konsumenten mag das so sein. Beim Wochenendeinkauf greifen Verbraucher vielleicht zu den Bio-Eiern, aber nehmen normale, frische Milch mit.

Vegane Kekse von Wikana gefragt

Auf der Produzentenebene sieht das anders aus. Agrarministerin Dalbert beklagt, dass sogenannte Weiterverarbeiter für Bio-Produkte im Land fehlen: „Es gibt keine Molkerei, die Bio-Milch verarbeitet, und es gibt keinen Schlachthof für Bio-Fleisch.“ Öko-Landwirte beklagen schon lange, dass ihre Waren lange Wege zurücklegen müssen. Das behindert die Entwicklung.

Zu beobachten ist auch, dass bisher eher kleinere Firmen auf den Bio-Zug aufspringen. Größere Hersteller halten sich zurück. Der Harzer Feinkost-Hersteller Keunecke hat aktuell keine Bio-Produkte im Programm. „Wir stellen  rund 250 verschiedene Artikel her - von der frischen Kartoffelsuppe bis zum Hirschgulasch“, sagt Firmenchef Ekkehard Heilemann.

Das Sortiment solle nicht zu groß werden. Der Markt von Bio-Produkten ist aus seiner Sicht noch zu beschränkt. Doch schaut sich auch Heilemann nach Innovationen um. So wird derzeit für ein anderes Unternehmen ein veganer Brotaufstrich produziert.

Dass auch größere Unternehmen erfolgreich Bio-Produkte vermarkten können, zeigt der Keks-Hersteller Wikana aus Wittenberg. Die Traditionsfirma, der nach der Wende ein Teil des Absatzes wegbrach, spezialisierte sich frühzeitig. Heute werden 60 Prozent des Umsatzes von jährlich 17 Millionen Euro mit den Öko-Waren erwirtschaftet. Auf der Messe gab es wieder eine Neuheit: einen veganen Bio-Kokos-Keks mit Schokolade. In Berlin kommt das schon gut an. (mz)

Irina Zaytseva gewinnt einen Preis mit gefriergetrockneten Bio-Früchten.
Irina Zaytseva gewinnt einen Preis mit gefriergetrockneten Bio-Früchten.
Steffen Höhne