Grenzenloser Geldfluss: SEPA-Regeln für Zahlungen in Europa
Berlin/dpa. - Einfach, schnell und billig bargeldlos im Ausland bezahlen - gerade zur Ferienzeit wünscht sich das so mancher Urlauber. Vom kommenden Jahr an könnte dieser Wunsch Wirklichkeit werden.
Rechnungen sollen dann in Europa per Überweisung, Lastschrift oder Karte genauso problemlos beglichen werden können wie zu Hause. Die Europäische Zentralbank, die EU-Kommission und die europäische Kreditwirtschaft haben sich unter dem Stichwort SEPA (Single Euro Payments Area) auf Regeln für einen einheitlichen Zahlungsverkehr geeinigt. In Deutschland läuft die Umsetzungsfrist bis zum Herbst 2009. Banken und Sparkassen wollen die neuen Zahlungsmöglichkeiten aber schon von Januar 2008 an schrittweise anbieten.
Die wichtigste Neuerung ist die Einführung eines europaweit einheitlichen Verfahrens für Lastschriften. «Damit können Privatkunden künftig auch bei Firmen aus anderen Ländern ihre Rechnung per Lastschrift zahlen», sagt Peter Blasche vom Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB) in Berlin. Dann reicht ein nationales Konto, um eine im Ausland fällige Stromrechnung zu begleichen. Einfacher wird dadurch zum Beispiel auch der Einkauf per Internet, wenn der Anbieter nicht in Deutschland sitzt.
Die Idee sei an sich richtig, finden Verbraucherschützer. «Allerdings gibt es bei der Umsetzung noch Fragezeichen», sagt Frank-Christian Pauli vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in Berlin. Die einziehende Bank müsse das Geldinstitut des Kunden künftig spätestens fünf Tage vorher informieren, dass eine Abbuchung ansteht. «Diese Vorlaufzeiten sind ziemlich unhandlich.»
Auch bei den bereits jetzt kurzfristig möglichen einheitlichen Überweisungen innerhalb Europas wird sich einiges ändern. Nach den Neuregelungen sollen sie künftig innerhalb von drei Tagen ausgeführt werden und spätestens von 2012 an nur noch einen Tag dauern.
Derzeit erwirtschaften Banken erhebliche Zinsgewinne zu Lasten der Kunden, je länger das transferierte Geld unterwegs ist. Untersuchungen der EU-Kommission hätten ergeben, dass die gegenwärtigen Bezahlverfahren in Europa bei Banken und Kunden Kosten von zwei bis drei Prozent des Bruttosozialprodukts verursachen, erklärt Jürgen Bott, Professor für Finanzdienstleistungen an der Fachhochschule Kaiserslautern. «Das ist eindeutig zu viel.»
Die unmittelbar fälligen Überweisungskosten bleiben aller Voraussicht nach bestehen. Schon jetzt schreibt eine europäische Richtlinie vor, dass eine Auslandsüberweisung nicht teurer sein darf als eine im Inland, wenn sie in Euro ausgestellt ist. Kunden haben aber weiter viel Schreibarbeit - und gewöhnen sich am besten schon einmal an das Ausfertigen im internationalen Standard.
Sie müssen für eine internationale Überweisung zum einen den 22-stelligen IBAN-Code zur Identifizierung des Kontos eintragen - dieser enthält unter anderem ein Länderkennzeichen (wie DE für Deutschland) und eine zweistellige Prüfziffer. Zum anderen notieren sie auf dem Überweisungsschein die 8- bis 11-stellige internationale Bankleitzahl (BIC). Die Banken müssten ihre Kunden darauf vorbereiten, denn langfristig sei vorgesehen, auch nationale Zahlungen mit Hilfe von IBAN und BIC auszuführen, sagt Peter Blasche.
Unklar ist derzeit, ob es tatsächlich einfacher wird, überall mit der EC-Karte zu zahlen. «Technisch ist das bereits heute prinzipiell möglich», sagt Bott. Doch bislang nutzen die nationalen Bankenverbände unterschiedliche Bezahlsysteme. In Deutschland, Italien, Spanien, Portugal und den Niederlanden scheinen die Verbände eine gemeinsame Lösung anzustreben. Damit könnte das Geld in Zukunft zumindest in einigen EU-Staaten ebenso grenzenlos reisen wie die Kunden.