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Gold als Wertanlage Gold als Wertanlage: Kein «sicherer Hafen» in Kriegszeiten

Von Dietmar Telser 03.04.2003, 10:54
Gilt bei vielen als sichere Sache - in Gold zu investieren, ist keinesfalls ohne Risiken. Der Kurs für die Feinunze schwankt erheblich. Nachdem er in jüngster Vergangenheit deutlich gestiegen ist, ging er nach Beginn des Irak-Krieges zurück. (Foto: dpa)
Gilt bei vielen als sichere Sache - in Gold zu investieren, ist keinesfalls ohne Risiken. Der Kurs für die Feinunze schwankt erheblich. Nachdem er in jüngster Vergangenheit deutlich gestiegen ist, ging er nach Beginn des Irak-Krieges zurück. (Foto: dpa) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Schlechte Nachrichten sind für den Goldkurs meist gute Nachrichten. In Kriegs- und Krisenzeiten ist das Investieren in den «sicheren Hafen» Gold wieder beliebt. Doch eine risikolose Anlage ist das Edelmetall deshalb noch lange nicht, warnen Verbraucherschützer. Die Hoffnung auf schnelle Gewinne in schlechten Zeiten ist trügerisch: Der Goldpreis ist seit Beginn des Irak-Krieges gesunken. Das könnte sich nach Einschätzung von Experten sogar noch fortsetzen - außer der Krieg dauert deutlich länger als erwartet.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten war Gold als Anlageform immer weniger attraktiv: Wurde eine Feinunze Gold 1980 noch mit knapp 850 US-Dollar gehandelt, waren es 1999 nur noch 250 Dollar. Seither klettert der Kurs aber wieder. Während der Vorbereitungen zum Irak-Krieg stieg der Goldpreis im Januar 2003 auf 390 Dollar pro Feinunze. Derzeit pendelt der Kurs zwischen 330 und 360 Dollar.

«Viele Kleinanleger assoziieren mit Gold eine besonders sichere Investition», sagt Peter Grieble, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Gold sei jedem bekannt, und es werde angenommen, dass es seltener starken Kursschwankungen unterworfen ist. «Dabei schwankt der Goldpreis mitunter sehr massiv», warnt Grieble, «das beweist etwa die Preisentwicklung in den vergangenen Monaten».

Stand etwa der Goldkurs nach den nordkoreanischen Raketentests Ende Februar auf knapp 360 Dollar/Feinunze, sank er wenig später wieder auf 344 Dollar. Der Irak hatte durch die Zerstörung von Waffen ein Einlenken signalisiert. Und nachdem der Preis in der Vorkriegszeit fast wieder die 360-Dollar-Grenze erreicht hatte, drückte die nächste Nachricht den Preis: Nach den Berichten über die Festnahme zweier Söhne von Osama Bin Laden sank der Preis auf 348 Dollar/Feinunze.

In der Woche nach dem Angriff der amerikanischen und britischen Truppen auf den Irak am 20. März sank der Goldpreis auf 326 Dollar. Schließlich wurde zu dem Zeitpunkt noch mit einem schnellen Ende des Krieges gerechnet, was schlecht für den Goldpreis wäre.

Auch die Goldminenaktien sind besonders starken Kursschwankungen unterworfen. Denn nicht nur steigende, sondern auch sinkende Goldpreise wirken sich meist direkt auf den Aktienwert der Unternehmen aus. «Hier gibt es Schwankungen von bis zu zehn Prozent am Tag», so Grieble.

Dennoch weisen Analysten darauf hin, dass der gestiegene Goldpreis weniger mit Krisen und Kriegsängsten zu tun hat, als angenommen: «Die "Kriegsprämie" ist durch den Kursverfall im März aufgebraucht», sagt Markus Mezger, Rohstoffanalyst der Baden-Württembergischen Bank AG in Stuttgart. Eher sei die expansive Geldpreispolitik vieler Staaten - also die Erhöhung der Geldmenge und Senkung der Zinsen - Ausschlag gebend für den Aufwärtstrend beim Gold.

Zudem einigten sich 1999 in Washington insgesamt 15 Zentralbanken, jährlich gemeinsam nicht mehr als 400 Tonnen ihrer Goldbestände zu veräußern. «Dieses Abkommen wirkt positiv auf den Goldpreis», so Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Leiter des Edelmetall- und Rohstoffhandels bei Dresdner Kleinwort Wasserstein in Frankfurt. Und ein weiterer Grund soll für den steigenden Goldpreis verantwortlich sein: Da Mitte der neunziger Jahre zu wenig in die Goldförderung investiert wurde, musste in den vergangenen Jahren die Produktion gedrosselt werden.

Bei einem baldigen Kriegsende würden die Preise deshalb nur um wenige Prozent absinken, meint Wrzesniok-Roßbach. Und obwohl Ende 2004 das Abkommen von Washington auslaufen wird, fürchtet Rohstoffanalyst Mezger keinen Preis-Einbruch: «Das Abkommen der Zentralbanken hat sich bewährt und wird wohl auch nach 2004 Bestand haben». Mezger erwartet eine Neuauflage des Abkommens mit einer Einigung auf 500 Tonnen pro Jahr. Dies werde sich kaum negativ auf den Goldpreis auswirken. «Der Goldpreis wird sich in einem Jahr auf 380 bis 420 Dollar pro Feinunze einpendeln», lautet seine Einschätzung. Langfristig sei gar ein Goldpreis von bis zu 600 Dollar pro Feinunze zu erwarten.

Grieble schenkt den Prognosen hingegen wenig Glauben: «Solche Zahlen hörte man in den vergangenen Jahren immer wieder», sagt er. Selbst die Faustregel, etwa fünf Prozent des Vermögens in Edelmetallen anzulegen, sei seiner Meinung nach zu hoch. Schließlich könne man nur dann von einem Preisanstieg ausgehen, wenn es zu einem langen Krieg kommt. «Aber darüber zu spekulieren, ist letztlich auch moralisch bedenklich», so der Verbraucherschützer.