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Gewerkschaft Gewerkschaft: IG Metall pocht auf 850 Euro Mindestlohn

Von Stefan Sauer 26.11.2013, 07:56
Bundeskanzlerin Angela Merkel machte gestern der IG Metall und deren neuem Vorsitzenden Detlef Wetzel ihre Aufwartung.
Bundeskanzlerin Angela Merkel machte gestern der IG Metall und deren neuem Vorsitzenden Detlef Wetzel ihre Aufwartung. dpa Lizenz

Frankfurt (Main)/MZ - Der neue IG-Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel hat sich für eine umfassende Modernisierung des Sozialstaats und mehr Mitbestimmungsrechte für Arbeitnehmer und Gewerkschafter ausgesprochen. Ziel sei ein Sozialstaat, der „vorsorgt und ermöglicht und damit Chancen für ein gutes Leben schafft“, sagte Wetzel gestern auf dem außerordentlichen Gewerkschaftstag der IG Metall in Frankfurt am Main. Die Gewerkschaften hätten dabei die Funktion eines Seismographen, der Erschütterungen in der Arbeitswelt aufspüre. Zuvor war Wetzel mit 75,5 Prozent der Delegiertenstimmen zum Nachfolger des bisherigen Gewerkschaftschefs Berthold Huber gewählt worden.

Das vergleichsweise ernüchternde Ergebnis – immerhin hatte Huber bei seiner Wiederwahl 2011 ein Votum von 96,2 Prozent erreicht – dürfte vor allem dem innergewerkschaftlichen Demokratisierungskurs Wetzels geschuldet sein, der in Teilen der mittleren Funktionärsebene auf Skepsis stößt. Wetzel machte in seiner fast einstündigen Rede allerdings deutlich, dass er den bisherigen Weg fortzusetzen gedenkt. Voraussetzung für eine erfolgreiche Gewerkschaftspolitik sei eine mitgliederstarke Basis, die vor allem über mehr Beteiligungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten zu gewinnen sei. Mitgliederstarke Gewerkschaften seien das „Schwert, das für mehr Gerechtigkeit kämpfen kann“. Die IG Metall müsse daher den „Weg der Mitgliederorientierung, der Beteiligungsorientierung und der Konfliktorientierung“ weitergehen, sagte der Chef der größten Einzelgewerkschaft Europas mit rund 2,3 Millionen Mitgliedern: „Die beste Kur gegen die Probleme der Demokratie ist mehr Demokratie.“

Der Gewerkschaftsvorsitzende hat sich klare Ziele gesteckt: den Kampf für den allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro und gegen die Rente mit 67, „mit der wir uns nie abfinden werden“. Die starre Altersgrenze müsse durch flexible Altersübergänge ersetzt werden. Insgesamt gehe es um einen „Gegenentwurf zur unmenschlichen Glaubenslehre des Neoliberalismus“.

Die künftige Bundesregierung sei gefordert, ein Entgeltgleichheitsgesetzes für Frauen und Männer vorzulegen. Auch benötigten Betriebsräte mehr Mitspracherechte beim Abschluss von Werkverträgen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die wie der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel Gast des Kongresses war, kündigte strengere Regeln für Werkverträge wie auch für die Leiharbeit an.