Gewerbe-Immobilien Gewerbe-Immobilien: Leipzig ist ein teures Pflaster
Leipzig/Halle/MZ - In Leipzig ist der Aufschwung sichtbar: Junge Menschen pilgern in das neue Einkaufszentrum „Höfe am Brühl“. In der Nachbarschaft ragen Kräne in die Höhe, die den nächsten Einkaufstempel errichten. Die mitteldeutschen Großstädte rücken verstärkt in den Blick von Investoren. „Der Leerstand von Büro- und Einzelhandelsflächen nimmt ab, die Nachfrage bleibt stabil“, sagt Stefan Sachse, Geschäftsführer der BNP Paribas Real Estate Niederlassung Leipzig. Der Immobiliendienstleister, der zur französischen Großbank BNP Paribas gehört, hat die großen Städte der Region unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Mieten sind stabil oder steigen. Positiv verläuft die Entwicklung vor allem in Leipzig - Halle und Magdeburg laufen etwas hinterher.
Büromarkt: In Halle stehen nach Erhebungen von BNP insgesamt 1,25 Millionen Quadratmeter Bürofläche zur Verfügung. Die Leerstandsquote von 11,8 Prozent liegt deutlich unter der von Magdeburg mit 15,4 Prozent. Mit Durchschnittsmieten von 5,20 Euro (kalt) ist die Saalestadt allerdings das mitteldeutsche Schlusslicht. „Der hohe Bevölkerungsrückgang von etwa 80 000 Bürgern seit 1990 hat den Immobilienmarkt hart getroffen“, sagt Sachse. Durch Ansiedlungen von Wissenschaftseinrichtungen wie Fraunhofer steige der Bedarf aber. Bei Spitzenmieten von 8,40 Euro pro Quadratmeter erwartet Sachse kaum größere Neubauten. Erst bei Preisen über zehn Euro würden verstärkt Investitionen getätigt.
Einzelhandelsmarkt: Vor allem Leipzig hat 2012 im Handel einen Sprung gemacht. Allein durch die Eröffnung der „Höfe am Brühl“ kamen 27 500 Quadratmeter Verkaufsfläche hinzu. „Dennoch sind die Preise in der City stabil geblieben“, sagt Sachse. Bisher weniger stark besuchte Einkaufsstraßen würden sogar aufgewertet. „Internationale Händler wie Noa Noa und Wrangler haben neue Geschäfte eröffnet“, erklärt der Immobilienexperte. Die Stadt profitiere vom Bevölkerungswachstum und einer guten wirtschaftlichen Entwicklung.
Für Halle stellt BNP fest, dass Geschäfte in die untere Leipziger Straße umziehen. „Einkaufsstraßen wie die obere Leipziger Straße und die Große Ulrichstraße stehen unter Druck“, sagt Sachse. Er sieht derzeit keinen Bedarf für ein großes Einkaufszentrum wie in Leipzig. „Darunter würden die bestehenden Einkaufsstraßen zu stark leiden.“ Insgesamt ist Sachse optimistisch: „Ich rechne mit einer guten Nachfrage der Einzelhändler in der Innenstadt in den nächsten Jahren.“ Die Entwicklungen spiegeln sich auch in den Mietpreisen: Während in Top-Lagen in Leipzig Spitzenmieten von 120 Euro pro Quadratmeter (kalt) gezahlt werden, sind es in Halle 80 Euro (Leipziger Straße). In der Großen Ulrichstraße liegen die Spitzenmieten bei 45 Euro. Angst, dass der boomende Online-Handel den städtischen Handel zurückdrängt, hat Sachse nicht: „Wir können dies zumindest in Großstädten nicht feststellen. Die Händler machen den Einkauf immer mehr zum Erlebnis, dies bleibt gefragt.“
Logistik: Im Bereich der Gewerbeimmobilien für Logistik-Unternehmen liefern sich die Ballungszentren Halle-Leipzig und Erfurt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Im Jahr 2012 hatte Erfurt die Nase vorn. In Thüringen haben sich mehrere große Einzelhändler mit ihren Lagerzentren angesiedelt. Darunter waren der Buchgroßhändler Koch, der Online-Händler Zalando und die Media-Saturn-Tochter Redcoon. Insgesamt lag der Flächenumsatz bei 340 000 Quadratmeter. Die Region Halle-Leipzig kam auf 219 000 Quadratmeter. Zu den großen Investoren gehören DB Schenker, Kraftverkehr Nagel und die Dietz AG. „Die freien Flächen nehmen deutlich ab“, stellt Sachse fest. Er rechnet damit, dass die dynamische Entwicklung auch in diesem Jahr anhalten wird.