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Spitzenreiter Spielzeug Gefährliche Produkte, die 2016 in der EU gemeldet wurden - Spitzenreiter ist Spielzeug

Von Serena Bilanceri 16.03.2017, 15:47
Dieser Teddybär hat ein Auge verloren. Kleinkinder könnten an dem verlorenen Auge ersticken.
Dieser Teddybär hat ein Auge verloren. Kleinkinder könnten an dem verlorenen Auge ersticken. dpa

Was niedlich und unschuldig aussieht, kann große Gefahren bergen. Nach dem jüngsten Bericht der Europäischen Kommission über gefährliche Produkte sind es ausgerechnet Spielzeuge, die am häufigsten im Jahr 2016 gemeldet wurden.

RAPEX sichert gemeldete Daten

Das Rapid Alarm System (RAPEX) der Europäischen Union speichert seit 2004 Daten über Waren innerhalb der EU, Liechtenstein, Norwegen und Island, die von den einzelnen Staaten als gesundheitsgefährdend eingestuft werden. Die Meldungen werden der EU-Kommission übermittelt, die sie in eine Online-Datenbank einträgt. Die Daten sind für alle, Bürger sowie Händler, abrufbar. Nahrungsmittel und Medikamente werden dabei nicht erfasst, denn sie verfügen über ein eigenes System.

RAPEX registrierte im vergangenen Jahr 2044 Meldungen. Daraus folgten rund 3800 Aktionen in den einzelnen Staaten, mit denen die betroffenen Konsumgüter aus dem Verkehr gezogen wurden. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der beanstandeten Waren leicht zurückgegangen, insgesamt jedoch stabil geblieben (2015 wurden 2072 Objekte gemeldet). Gleichzeitig haben sich die Einsätze mehr als verdoppelt. „Das zeigt, dass die Länder sich stärker engagieren, um den Markt für Verbraucher sicherer zu gestalten“, erklärte Vera Jourova, die EU-Kommissarin für Justiz, Verbraucher und Gleichstellung am Donnerstag in Brüssel.

„Dieser kleine Fisch sieht süß und unschuldig aus“, sagt die EU-Kommissarin über ein zurückgerufenes Spielzeug, „dabei kann ein Kleinkind daran ersticken.“ Spielsachen machten 26 Prozent aller Meldungen aus, gefolgt von Fahrzeugen (18 Prozent) und Kleidung ­­­­(13 Prozent). Bereits im Jahr 2015 führten Spielwaren die Negativ-Liste an. Das größte Risiko waren 2016 Verletzungen (25 Prozent), knapp vor gesundheitsgefährdenden Chemikalien (23 Prozent). Die Erstickungsgefahr lag auf Platz drei (14 Prozent).

Die meisten Produkte kommen aus China

Der größte Teil der Waren kam von außerhalb der Europäischen Union. China war der größte Hersteller der gefährlichen Produkte (53 Prozent). Dabei ist die Zahl der gemeldeten chinesischen Waren seit 2015 um neun Prozent gesunken. „Es ist ein ermutigendes Ergebnis, allerdings werden wir wachsam bleiben“, so Jourova.  Seit zehn Jahren  bestehe eine Kooperation zwischen dem EU-Warnsystem und dem Land der Mitte.

Aus der Europäischen Union stammten 23 Prozent aller registrierten Waren. Fünf Prozent der gefährlichen Produkte stammte weiterhin aus den USA, 2,6 Prozent aus der Türkei. Deutschland hat innerhalb Europas die meisten Meldungen abgeschickt (319) und die größte Anzahl von Reaktionen auf die eigenen Meldungen in den anderen Ländern (1408). In dem Bericht wird dies auf die Größe und die Exporte der deutschen Automobilindustrie zurückgeführt, denn meistens wurden hierzulande Fahrzeuge gemeldet. Aus Deutschland stammen 126 der gesundheitsgefährdenden Waren – mehr als aus allen anderen EU-Ländern.

Nicht nur in physischen Geschäften erreichen die problematischen Konsumgüter europäische Verbraucher. Der Online-Handel sorgte 2016 für 244 Meldungen. Kürzlich ist eine Kooperation zwischen dem Warnsystem und den Online-Plattformen Amazon, Ebay und Alibaba entstanden. „Auch Online-Warenhändler müssen ihren Beitrag leisten“, sagte die Kommissarin und lobte die neue Zusammenarbeit.   

Effektivere Marktüberwachung gefordert

Sehr kritisch äußerte sich die Europäische Verbraucherorganisation (BEUC) zum Bericht. „Diese Zahlen zeigen deutlich, dass eine effektivere Marktüberwachung notwendig ist“, teilte die sie mit. Diese könne durch die Implementierung der General Safety Product Richtlinie erreicht werden. Die Richtlinie, die 2013 von der EU-Kommission verabschiedet wurde, sei noch nicht auf nationaler Ebene ratifiziert worden. „Die Sicherheit der Produkte, die Verbraucher täglich nutzen, wird von veralteten Gesetzen gewährleistet“, so die Organisationsleiterin Monique Goyens.