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Fusion von Mobilfunkbetreibern Fusion von Mobilfunkbetreibern: Bei O2 und E-Plus hat's gefunkt

Von Th. Magenheim-Hörmann 23.07.2013, 19:13
Mit der Fusion von E-Plus und O2 entsteht ein neuer Marktführer im deutschen Mobilfunk: Zusammen kommen sie auf 43 Millionen Kunden.
Mit der Fusion von E-Plus und O2 entsteht ein neuer Marktführer im deutschen Mobilfunk: Zusammen kommen sie auf 43 Millionen Kunden. dpa Lizenz

München/MZ - Es wäre die erste Hochzeit zweier Mobilfunkunternehmen in Deutschland. Wenn das Kartellamt den Plänen der Nummer drei und Nummer vier dieser Branche nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht, wird Telefónica Deutschland (Hauptmarke O2 ) den nach Kundenzahl größeren Wettbewerber E-Plus kaufen. „Es ist eine fantastische Chance“, findet Rene Schuster, Chef der deutschen Telefónica in München. Seine spanische Mutter würde sich das rund sechs Milliarden Euro kosten lassen. Die Folge wäre der mit rund 43 Millionen Handykunden hierzulande größte Mobilfunkanbieter noch vor der Deutschen Telekom (37 Millionen) und Vodafone (32,4 Millionen).

Telefónica zeigte sich zuversichtlich, dass die Übernahme vor den Kartellhütern besteht. Sicher sei das aber nicht, räumte Schuster ein. Branchenexperten warnen. Wenn eine Nummer drei mit einer Nummer vier fusionieren will, sei das meist mit hohen Auflagen seitens der Kartellwächter verbunden. Die könnten alles zum Scheitern bringen. Auch die Bundesnetzagentur will den geplanten Zusammenschluss prüfen. Die Deutsche Telekom kommentierte die Pläne der Konkurrenz nicht. „Wir unterstützen die Marktkonsolidierung“, hieß es bei Vodafone ohne genauer zu werden. Die aktuelle Nummer zwei der heimischen Mobilfunker greift ihrerseits nach dem Kabelriesen Kabel Deutschland und setzt die Deutsche Telekom von dieser Seite her unter Druck.

Schon voriges Jahr hatten Telefónica und E-Plus - damals vergeblich - über eine Fusion verhandelt. Spätestens seit der geplanten Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone ist aber klar, dass die Branche zusammenrückt, um durch Größenvorteile Kosten zu sparen. Damit kommt auf das Kartellamt viel Arbeit zu. Es muss gleich zwei Großfusionen prüfen. Bei Vodafone und Kabel Deutschland geht es um ein Geschäft in ähnlicher Größenordnung.

Milliardenkosten durch den Boom bei Smartphones

Hintergrund in beiden Fällen sind die Milliardenkosten, die durch den Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen vor allem durch den Boom bei Smartphones und mobiler Datenkommunikation entstehen. Mobilfunker investieren derzeit riesige Summen in die Aufrüstung ihrer Netze mittels neuer LTE-Technik, die größere Datenmengen transportieren kann. Sollte die Firmenehe der börsennotierten Telefónica Deutschland und E-Plus vollzogen werden, müsste das Duo nur noch ein LTE-Netz bauen und nicht doppelt investieren.

Die Einspareffekte, die bis 2019 erreicht werden sollen, wären mit fünf bis 5,5 Milliarden Euro deshalb gewaltig. „Diese Akquisition unterstreicht die Notwendigkeit, Skaleneffekte zu erzielen“, stellte Schuster vor allem mit Blick auf einen gemeinsamen Netzbetrieb klar. Es sei ein entscheidender strategischer Schritt zu mehr Wachstum, was als Kampfansage gegen die Platzhirsche T-Mobile und Vodafone zu verstehen ist.

Welche Auswirkungen der Deal auf die gut 10 000 Stellen von Telefónica und E-Plus in Deutschland hätte, ließ Schuster offen. Auch beim Vertrieb und Kundenservice wird ein fusioniertes Unternehmen aber sparen, und das bedeutet Personalabbau. Nach Mobilfunkumsatz wäre der neue Branchenriese mit 8,3 Milliarden Euro, was knapp 32 Prozent Marktanteil entspricht, auf Augenhöhe mit dem bisher unerreichbar scheinenden Duo T-Mobile (knapp 35 Prozent) und Vodafone (knapp 34 Prozent).

An den Verträgen der Kunden von O2 und E-Plus ändert sich dem Vernehmen nach zunächst nichts. Sie könnten aber künftig von besserer Netzabdeckung und Qualität profitieren. Das gilt vor allem für die von E-Plus, denn dessen Netz gilt hierzulande als das schlechteste aller Mobilfunkanbieter. Die Stärke der Düsseldorfer liegt allerdings im Prepaid-Geschäft und Billigsegment, was sich gut mit O2 ergänzen würde.