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Friwi Werk Witte OHG  Friwi Werk Witte OHG : Spekulatius aus Stolberg

Von Thomas Schöne 09.11.2015, 17:57
Eine gravierte Walze formt im Friwi Werk Witte in Stolberg Spekulatius-Stücke.
Eine gravierte Walze formt im Friwi Werk Witte in Stolberg Spekulatius-Stücke. dpa Lizenz

Stolberg - In den Regalen stapeln sich Stollen, Spekulatius und Printen. Vor Weihnachten duftet es in der Backstube besonders intensiv. Vom Band läuft frischer Spekulatius und wird von geübten Frauenhänden für den Versand eingetütet. In einem anderen Raum entsteht „Königsberger Marzipan“. Konditorin Luise Schmidt fertigt die Pralinen nach altem Rezept für den Verkauf im Café.

Rund 800 Kilogramm Gebäck verlassen täglich das „Friwi-Werk Witte OHG“ im Harzer Luftkurort Stolberg. Die „Historische Europastadt“ mit ihren 1 400 Einwohnern wird durch die vielen Fachwerkhäuser im Renaissancestil geprägt. Produziert wird seit 1891 in vierter Generation. „Die Ware geht hauptsächlich an Einzelhändler im Harz, Nordthüringen und den Süden Sachsen-Anhalts bis Magdeburg“, sagt Geschäftsführerin und Inhaberin Nadja Witte. „Das Werk ist gut ausgelastet und erreicht zehn bis 20 Prozent Wachstum pro Jahr“, sagt sie.

Derzeit arbeiten 30 Menschen dort. Der Name geht auf den Gründer Friedrich Wilhelm Witte (Friwi) zurück. Nach der Wende kam für die Firma fast das Aus. „Der Markt war vollkommen zusammengebrochen“, erinnert sich Witte. Rund zwei Jahre wurde nicht produziert. Das Unternehmen hielt sich mit Konditorei und Café über Wasser. Schließlich lief das Geschäft wieder an. „Wir besetzen eine Nische, in der wir Stück für Stück wachsen können“, sagt die Geschäftsführerin.

Werksverkauf und Café bleiben weiterhin die Standbeine der Firma. Hier gibt es auch Kuchen und handgemachte Pralinen. Insgesamt sind über 150 Sorten Gebäck, Stollen, Pralinen und Kuchen im Angebot. „Die Stolberger Firma hat die Zeichen der Zeit erkannt“, sagt der Landesinnungsmeister der Konditoren, Michael Wiecker. „Es ist wichtig, dass sich die Geschäfte in einer guten örtlichen Lage befinden.“

Die Zahl der Innungsmitglieder ist in Sachsen-Anhalt stabil. Probleme beim Nachwuchs gibt es insbesondere im Bereich Bedienung. „Für viele Frauen scheint das heutzutage nicht mehr attraktiv zu sein“, sagt Wiecker. Arbeitskräfte kommen dann meist aus anderen Regionen des Landes. Ob künftig auch Flüchtlinge als Arbeitskräfte einspringen können, hängt nach Meinung des Landesinnungsmeisters von guten Sprachkenntnissen und der Fähigkeit zur Integration ab.

Allgemein ist nach Angaben des Wirtschaftsministeriums Sachsen-Anhalt die Anzahl der Bäckereibetriebe in Sachsen-Anhalt seit Jahren rückläufig. Im Vorjahr gab es 314 Betriebe, im Jahr 2012 waren es noch 331 Betriebe. (dpa)