Frisierte Lebensläufe Frisierte Lebensläufe: Wie Personalchefs Hochstapler im Interview entlarven

Köln - Ein wenig „Lebenslaufkosmetik“ betreiben auch viele Bewerber in der Welt der Wirtschaft, wenn sie sich dadurch bessere Chancen auf ihren Traumjob erhoffen. Da wird der Urlaub in Südamerika mal eben zur Sprachreise oder das Praktikum zu einer Festanstellung. Besonders kritisch schauen Konzerne hin, wenn es um hoch bezahlte Führungspositionen geht, sagt Peter Hannen, Mitglied der Geschäftsleitung bei Kienbaum Executive Consultants in Köln.
Nachhaken bei Unstimmigkeiten
Hannen ist Personalberater: Er trifft für Unternehmen eine Vorauswahl, wenn hoch dotierte Posten zu besetzen sind. Die Personalberatung prüft Lebensläufe, hakt bei Unstimmigkeiten nach und fühlt Bewerbern in Interviews auf den Zahn. Kleine Unterschiede in den Schrifttypen eines Arbeitszeugnisses, unstimmige Daten – das können wichtige Hinweise auf falsche Angaben ein. „Selbst gute Lügner machen in Bewerberinterviews meist irgendwann einen Fehler“, sagt Hannen. Die Diplomarbeit in ein paar Worten zusammenfassen, Forschungsschwerpunkte des Uni-Instituts nennen – das sind beliebte Fragen an den Bewerber. Wer hier anfängt zu stottern und Erinnerungslücken damit entschuldigt, dass das Examen eine Weile zurückliegt, hat schlechte Karten. Wer niemanden als Referenzgeber zu nennen vermag, ebenfalls. „Aber eine 100-prozentige Sicherheit gibt es natürlich nicht“, gibt Hannen zu.
Insgesamt hat Hannen nicht den Eindruck, dass mehr gelogen wird als früher. Gabriele Trodtfeld, Personalleiterin im Hotel Radisson Blu in Köln, hat da andere Erfahrungen gemacht: Bewerbungen gingen meist über E-Mail ein, Photoshop und Scanner machten Menschen mit krimineller Energie das Fälschen von Dokumenten heute leichter als früher. Gefälschte Pässe, Zeugnisse, IT-Zertifikate – „alles schon dagewesen“, sagt die Personalleiterin. Man müsse heute wachsamer sein als früher. „Mit Hilfe unserer neuen Fragetechniken gelingt es uns aber, Bluffer schneller zu entlarven.“