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Frage des Vertrauens Frage des Vertrauens: Lohnsteuerverein oder Steuerberater?

30.01.2003, 09:46

Berlin/Köln/dpa. - Jahr für Jahr die gleiche Prozedur: Bis Ende Mai muss die Steuererklärung beim Finanzamt liegen. Wem die Zeit dafür fehlt, oder wer fürchtet, beim Steuerrecht den Überblick zu verlieren, kann professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Steuerberater und Lohnsteuerhilfevereine bieten dafür ihre Dienste an. Für welchen Steuerzahler welche Form der Beratung die richtige ist, hängt von der beruflichen und finanziellen Situation des Hilfesuchenden ab. Denn während Steuerberater keine Grenzen für ihre Assistenz in Sachen Steuererklärung haben, ist die Befugnis der Lohnsteuervereine per Gesetz beschränkt.

Die Vereine dürfen gemäß dem Steuerberatungsgesetz Steuerzahlern helfen, die Einkünfte allein aus nicht selbstständiger Arbeit wie Lohn und Gehalt, aus wiederkehrenden Bezügen wie Renten oder aus Unterhaltsleistungen etwa vom geschiedenen Ehegatten beziehen.

Von der Betreuung durch einen Lohnsteuerhilfeverein ausgeschlossen sind Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, Gewerbebetrieben und aus selbstständiger Tätigkeit sowie umsatzsteuerpflichtige Einkünfte. Steuerpflichtige mit jährlichen Nebeneinnahmen aus Spekulation, Zinsen oder Mieten bis zu 9000 Euro bei allein Stehenden und 18 000 Euro bei zusammen veranlagten Eheleuten dürfen aber beraten werden.

«Wir sind die Steuerberater des kleinen Mannes», sagt Günter Schneider, Geschäftsführer des in Berlin ansässigen Bundesverbandes der Lohnsteuerhilfevereine (BdL). Grundlage für die Hilfe bei der Steuererklärung ist die Mitgliedschaft in einem Lohnsteuerverein. Der Jahresbeitrag richtet sich nach dem Einkommen und liegt etwa zwischen 40 bis 230 Euro. «Im Schnitt sind das 100 Euro plus einer einmaligen Aufnahmegebühr von 10 Euro», sagt BdL-Geschäftsführer Schneider.

Dass die Helfer in den Lohnsteuervereinen oft keine ausgebildeten Steuerberater, sondern Steuerfachgehilfen oder Buchhalter sind, ist dem Berufsstand der Steuerberater ein Dorn im Auge. «Wir sehen den Lohnsteuerhilfeverein als eine Organisation an, die in der Regel wenig kompetent ist», urteilt Josef Sauerwald, Präsident des in Köln ansässigen Bundesverbandes der Steuerberater. «Es kann beim Steuerberater teurer sein, aber die Sicherheit sollte einem 100 Euro wert sein», meint Sauerwald.

Der BdL betont dagegen, Wert auf einen hohen Standard der Helfer zu legen und etwa eine dreijährige Praxiserfahrung als Voraussetzung zu fordern. «Wir wollen die Vereine in die Lage versetzen, Qualität bieten zu können», sagt Geschäftsführer Schneider.

Der BdL bietet im Internet eine Liste von Kriterien an, mit denen der Hilfe suchende Steuerzahler die Kompetenz eines Lohnsteuervereins überprüfen kann. Wer Mitglied in einem Verein werden will, sollte etwa darauf achten, wie hoch die Aufnahmegebühr und der Jahresbeitrag sind; ob der Berater jederzeit erreichbar ist sowie ob der Berater mitteilt, wie hoch der Erstattungsbetrag voraussichtlich ausfallen wird und darüber auf Verlangen eine schriftliche Bestätigung ausfüllt.

Ob sich der Steuerzahler bei der Arbeit für den Fiskus letztlich von einem Lohnsteuerverein oder einem Steuerberater helfen lässt, ist aber auch eine emotionale Entscheidung: Zwischen dem Steuerpflichtigen und dem Steuerhelfer müsse Vertrauen bestehen, betont Aenne Riesenberg, Steuerexpertin bei der Stiftung Warentest in Berlin. «So wie Sie den Zahnarzt aussuchen, wählen Sie auch den Steuerberater.»