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Flexible Versicherungen bergen Gefahren

Von Berit Schmidt 19.08.2010, 07:25

Berlin/Schwabach/dpa. - Wer eine Versicherung abschließt, guckt selten später noch einmal in den Vertrag. Dabei gibt es Verträge, die sich flexibel an die Lebensumstände anpassen. Doch Vorsicht: Das geht oft zulasten der Rendite und des Versicherungsschutzes.

Die Waschmaschine ist kaputt und muss repariert werden, aber das gesamte Geld steckt in den Versicherungen. Verbraucher wünschen sich zunehmend flexiblere Tarife. Nur sollten die Verträge ganz genau gelesen werden - denn nicht alle sind vorteilhaft. «Eine flexible Versicherung ist vor allem für diejenigen interessant, deren Lebensumstände sich häufig ändern», sagt Tanja Dihn vom Institut für Vorsorge und Finanzplanung in Schwabach. Hohe Flexibilität kann sich jedoch negativ auf die Rendite auswirken, da eventuell höhere Kosten entstehen.

Auslandskrankenversicherung: Hier gibt es viele flexible Angebote, die Urlauber für nur eine Woche oder 14 Tage versichern. Doch ist es oft günstiger, die Versicherung über ein ganzes Jahr lang laufen zu lassen, erklärt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale in Düsseldorf. Dann sei auch der Spontantrip über die Grenze am Wochenende mitversichert.

Haftpflichtversicherung: Das Angebot einer Haftpflicht, die nur für den Urlaub gilt, ist zwar flexibel. Aber eine punktuelle Haftpflicht ist eigentlich nur möglich, wenn man den Versicherungsschutz nicht wirklich benötigt, sagt Weidenbach.

Altersvorsorge: Auch hier sind die Tarife flexibler geworden. Beiträge können ausgesetzt werden. «Wichtig ist, darauf zu achten, was nicht im Vertrag steht, kostet extra oder ist nicht möglich», warnt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Düsseldorf. Gerade Verträge vorzeitig aufzulösen, kann richtig teuer werden. Denn in den ersten Jahren zahlt der Verbraucher meist nur die Gebühren.

Tagesgeldkonten: Hier lohnt ein Blick auf die Tagesgeldkonten, die auch der Altersvorsorge dienen, rät Oelmann. Der Sparer kann jederzeit darauf zugreifen, wenn er beispielsweise Geld für eine neue Waschmaschine braucht. Genau das geht bei einer Lebensversicherung nicht. «Sie sind relativ unflexibel, weil man das Kapital nicht einfach rausziehen kann», kritisiert Weidenbach.

Flexible Tarifinstrumente: Dazu gehört, dass Verbraucher ihre laufenden Beiträge durch Sonderzahlungen aufstocken können. «Gerade für Selbstständige, mit stärker schwankenden Einkommen, ist dies wichtig», sagt Hasso Suliak vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft in Berlin. Hat der Verbraucher jedoch Schwierigkeiten, seine Beiträge zu bezahlen, kann er zum Beispiel die Zahlungsweise ändern. Mehrere kleine Raten sind leichter aufzubringen als ein Jahresbeitrag. Dies ist meist teurer, warnt Suliak.

Stundung der Beiträge: Bei vielen Versicherern können die Beiträge gestundet werden. Das heißt, der Kunde kann seine Zahlungen aufschieben - beispielsweise für ein halbes Jahr. «Wenn der Versicherte arbeitslos wird, räumen Versicherer ihm häufig auch ein ganzes Jahr Aufschub ein», erklärt Suliak. Nach Ablauf der Stundung muss der Versicherte die Beiträge aber verzinst nachzahlen.

Laut einer Forsa-Umfrage halten es 82 Prozent der Befragten für wichtig, dass sich Versicherungspolicen an ihre Lebenssituation anpassen lassen - etwa durch variable Beiträge. Rund 69 Prozent der Befragten möchten gerne jederzeit an ihr Geld herankommen. Nach einer weiteren Umfrage des Meinungsforschungsinstituts wünschen sich mehr als die Hälfte der Verbraucher Versicherungen, die individuell auf ihre eigenen Lebensphasen zugeschnitten sind.