Finanzmärkte Finanzmärkte: Was der chinesische Börsen-Crash für Deutschland bedeutet

In China stürzen die Börsen ab – und das kann Deutschland nicht egal sein. Insbesondere nicht, wenn der Kurssturz Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung Chinas widerspiegelt. Schließlich ist das Reich der Mitte inzwischen die zweitgrößte Wirtschaft der Welt, wichtiges Exportziel hiesiger Unternehmen und größter Nachfrager nach Rohstoffen. Wie Deutschland betroffen ist:
Exporte: Anfang des Jahrtausends nahm China nur 1,5 Prozent aller deutschen Exporte ab, inzwischen sind es fast sieben Prozent. Zum China-Geschäft deutscher Unternehmen hinzu kommen die Waren, die sie in China selbst herstellen. Einige Branchen sind stark von der Nachfrage im Reich der Mitte abhängig, zum Beispiel der Maschinenbau oder die Autohersteller. So setzte Volkswagen im vergangenen Jahr jeden dritten Wagen in China ab, bei BMW war es jeder fünfte.
Konjunktur: Die deutschen Ausfuhren nach China entwickeln sich bereits seit Monaten schwach. Dies konnte in der Summe aber ausgeglichen werden durch eine höhere Nachfrage in den USA und der EU, die beide etwa die Hälfte aller deutschen Exporte abnehmen. Dazu kommt, dass die deutsche Konjunktur inzwischen weniger vom Exportwachstum abhängt, sondern mehr von der inländischen Nachfrage. Daher dürfte eine weitere Schwächung der chinesischen Wirtschaft die deutsche Konjunktur nicht allzu hart treffen. Anders wäre dies, wenn es zu einer allgemeinen Krise in den Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas käme. „Die Risiken haben zugenommen – insbesondere das Risiko einer ungeordneten Abschwächung in den großen Schwellenländern, die globale Auswirkungen haben könnte“, mahnte am Mittwoch der Vize-Präsident der Weltbank, Kaushik Basu.
Aktien: Der deutsche Aktienmarkt reagiert mittlerweile stark auf die Entwicklungen an der chinesischen Börse. Seit Tagen drücken die Ereignisse in Fernost die Notierungen in Frankfurt. Auch am Donnerstag ging es mit dem Deutschen Aktienindex bergab. Besonders hart traf es die Titel der Autobauer wie BMW, Daimler und Volkswagen – schließlich ist China der weltgrößte Automarkt. Deutliche Verluste erlitten daher auch Aktien von Zulieferern wie Continental, Rheinmetall, Bertrandt und Leoni.
Preise: China ist einer der größten Nachfrager von Rohstoffen. Die Preise von Öl, Kupfer, Nickel hängen daher von seiner Konjunktur ab. Die Wachstumsschwäche Chinas zieht in Kombination mit dem großen physischen Angebot an Rohstoffen bereits seit Monaten die Energie- und Metallnotierungen nach unten. Als Reaktion auf den Börsencrash in Shanghai verbilligte sich Öl am Donnerstag weiter und fiel auf den tiefsten Stand seit zwölf Jahren. Der Preisrutsch trifft die Rohstoff-Exportländer wie Russland, Brasilien, Venezuela und Saudi-Arabien hart. Profiteure sind auf der anderen Seite Unternehmen und Konsumenten in jenen Ländern, die Rohstoffe importieren – also zum Beispiel Deutschland. Der Rückgang der Energiepreise hat im vergangenen Jahr die Inflationsrate in Deutschland auf 0,3 Prozent gedrückt. Die billigen Rohstoffe sparen den Unternehmen hier zu Lande Kosten und stärken die Kaufkraft der Konsumenten – ein positiver Effekt der Turbulenzen in China.