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Recherche Faktencheck: Geht bald die Apfelschorle aus? Quatsch!

Müssen die Verbraucher bald auf Apfelschorle verzichten? Angeblich werde das Getränk wegen unterbrochener Lieferketten derzeit nicht hergestellt. Doch da ist nichts dran, zeigt ein Faktencheck.

Von Bernd Bergmann, dpa Aktualisiert: 05.10.2022, 15:11
Gibt's keine Apfelschorle mehr? Nein, sagen die Hersteller.
Gibt's keine Apfelschorle mehr? Nein, sagen die Hersteller. Robert Günther/dpa-tmn/dpa

Berlin - Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wirkt sich auf viele Wirtschaftsbereiche aus. Auch auf die deutschen Getränkehersteller? Angeblich könnten diese wegen des Kriegs in der Ukraine gerade keine Apfelsaftschorle produzieren. Aber das stimmt nicht - das fruchtige Getränk wird es weiterhin in den Regalen geben.

Behauptung: Der Krieg in der Ukraine habe zu einem Produktionsstopp für Apfelsaftschorle geführt, weil dadurch die Lieferketten für Apfelkonzentrat unterbrochen seien.

Bewertung: Falsch.

Fakten: Es gibt keinen bundesweiten Produktionsstopp für Apfelsaftschorle, wie Klaus Heitlinger vom Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur bestätigt.

In Deutschland werde momentan allerdings weniger Apfelschorle hergestellt als normalerweise üblich, so der VdF. Die Einschränkungen bei der Produktion hätten jedoch nichts mit einem Mangel an Apfelkonzentrat aus der Ukraine zu tun. 2021 wurden für die deutsche Fruchtsaftherstellung rund 6000 Tonnen Konzentrat aus der Ukraine importiert. Das entspricht nur rund zwei Prozent der nach Deutschland eingeführten Menge. Der Großteil des Konzentrats wird aus Polen importiert.

Verantwortlich für die derzeit verminderte Apfelschorle-Produktion ist ein Mangel an Kohlendioxid (CO2) - und damit an Kohlensäure. Diese entsteht bei einer chemischen Reaktion von CO2 und Wasser.

Das CO2 dafür beziehen die meisten Getränkehersteller als Nebenprodukt der Düngemittelherstellung. Diese energieintensive Produktion wurde wegen der gestiegenen Energiepreise heruntergefahren. Deshalb steht der Getränkeindustrie derzeit weniger CO2 und damit weniger Kohlensäure zur Verfügung als normalerweise. Allein Hersteller, die eine eigene CO2-Gewinnung besitzen, sind davon nicht betroffen.