Fahrzeughersteller Sommer Fahrzeughersteller Sommer: Fahrzeugbauer aus Laucha in Bedrängnis

Laucha - Der Rückzug eines Großkunden hat den Fahrzeughersteller Sommer in wirtschaftliche Bedrängnis gebracht. Die Firma aus Laucha (Burgenlandkreis) hat am Freitag ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beim Amtsgericht Halle beantragt. Dies erfuhr die MZ aus Unternehmenskreisen. Mit dem Schritt soll die Sanierung des Herstellers von Kurierautos eingeleitet werden. Als Sachverständiger wurde der hallesche Rechtsanwalt und Sanierungsexperte Lucas Flöther engagiert. Auf MZ-Anfrage bestätigte er das Schutzschirmverfahren. Als Insolvenzverwalter war Flöther zuletzt wesentlich am Neustart des Fahrradherstellers Mifa beteiligt. Ein Schutzschirm ist eine spezielle Form der Insolvenz, bei der eine drohende Zahlungsunfähigkeit abgewendet werden soll.
160 Mitarbeiter im Betrieb
Die Firma mit etwa 160 Mitarbeitern zählt nach eigenen Angaben zu den führenden europäischen Herstellern von sogenannten Kep-Fahrzeugen. Kep steht für Kurier-Express-Paket. Aus den Werkhallen in Laucha rollen unter anderem die dunkelbraunen Lieferwagen von UPS. Im Jahr 2009 war Sommer schon einmal in die Insolvenz gerutscht, ein Jahr später übernahm mit Alexander Tietje ein erfahrener Manager aus der Nutzfahrzeug-Branche das Ruder im Unternehmen.
Er glaubte an die Zukunft des Nischensegments, das in den vergangenen Jahren auch ordentliche Wachstumszahlen aufwies. Vor allem wegen des boomenden Online-Handels haben die Kurier-Dienste deutlich mehr zu tun und ordern daher zusätzliche Fahrzeuge. Der Geschäftsbericht von Sommer aus dem Jahr 2013 prognostiziert daher auch eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Es wurden Gesamtleistungen von 40 Millionen Euro erbracht. Das waren 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit war Tietje auf einem guten Weg, sein Umsatzziel von 50 Millionen Euro zu erreichen. Unter dem Strich verdiente der Fahrzeugbauer, der auch Spezial-Anhänger (Trailer) fertigt, 2013 rund 228 000 Euro.
Zum Verhängnis wurde dem Unternehmen nach MZ-Informationen, dass sich der Großkunde Post-DHL stark zurückgezogen hat. Nach der Insolvenz 2009 suchte der Logistikriese offenbar nach alternativen Herstellern. Qualitätsprobleme, die noch vor 2009 entstanden, sollen ausschlaggebend gewesen sein. Seit 2013 wurden dann Aufträge abgezogen. Für den Mittelständler ist dies ein schwerer Schlag gewesen.
Gespräche mit Gläubigern
Das nun eingeleitete Schutzschirmverfahren soll helfen, die Strukturen des Unternehmens an die neue Lage anzupassen. Dazu muss sich die Sommer-Führung auch mit den Gläubigern einig werden. Den Neustart 2010 finanzierten unter anderem die Sparkasse Burgenlandkreis, die Investitionsbank Sachsen-Anhalt und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft. Mit im Boot sitzen auch noch andere öffentliche und private Banken.
Unternehmenschef und Gesellschafter Tietje will bei der anstehenden Sanierung die Führung wohl selbst in der Hand behalten. Ob Stellen abgebaut werden sollen, wird offen gelassen. Wie es aus Unternehmenskreisen heißt, hat der Großkunde UPS bereits signalisiert, die Zusammenarbeit unverändert fortzusetzen. Dies ist ein wichtiges Signal für Teile-Zulieferer und Kunden, dass die Arbeit bei Sommer auch künftig weitergeht. (mz)