Fahrradwerke Sangerhausen Fahrradwerke Sangerhausen: Mifa holt sich Sanierer Utz Claassen

Sangerhausen/MZ - Der gleichermaßen umtriebige wie umstrittene Manager Utz Claassen soll den Fahrradbauerbauer Mifa in Sangerhausen auf dem Weg aus der Krise unterstützen. Das börsennotierte Unternehmen aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz berief den 51-Jährigen hierfür in den Aufsichtsrat. Für ihn räumt Klaus-Dietrich Kramer seinen Platz im Kontrollgremium. Das teilte das angeschlagene Unternehmen gestern mit.
Claassen gilt als erfahrener Sanierer mit Stationen bei der Unternehmensberatung McKinsey ebenso wie bei der VW-Tochter Seat und dem Energiekonzern EnBW. Mifa-Aufsichtsratsvorsitzender Uwe Lichtenhahn sieht darin einen wesentlichen Grund für die Bestellung des Ökonomen und promovierten Staatswissenschaftlers: „Herrn Claassen sind bereits drei große Unternehmenssanierungen gelungen - darunter die Konzernsanierung der EnBW Energie Baden-Württemberg. Ich denke, daran lässt sich erkennen, welch wichtige Rolle er bei der Mifa einnehmen kann.“
Der Fahrrad-Hersteller hatte Ende März überraschend mitgeteilt, dass im Jahr 2013 ein Verlust von 15 Millionen Euro angefallen sei. Durch falsche Angaben unter anderem zu Roh- und Hilfsstoffen auch in den Vorjahren kam es zu einem Bilanzverlust von 28 Millionen Euro. Großaktionär Peter Wicht trat daraufhin als Vorstandschef ab. Weiterer Großaktionär ist der Gründer des Finanzdienstleisters AWD, Carsten Maschmeyer.
Mitte Mai hatte dann der indische Investor Hero Cycles eine Finanzspritze von 15 Millionen Euro angekündigt, die ihm im Gegenzug bis zu 47 Prozent der Firmenanteile einbringen kann. Bedingung: Die Gläubiger einer Anleihe sollen auf 15 bis 20 Millionen Euro verzichten. Mifa hatte die Anleihe in Höhe von 25 Millionen Euro und einem Zinssatz von 7,5 Prozent pro Jahr erst vergangenen Sommer ausgegeben. Ob die Anleger zu dem Schuldenschnitt bereit sind, ist noch offen. Mifa beschäftigt in Sangerhausen 750 Mitarbeiter und gilt als absatzstärkster deutscher Fahrrad-Hersteller.
Claassen hat in der Vergangenheit nicht nur durch unternehmerische Erfolge auf sich aufmerksam gemacht. Von EnBW forderte er mit seinem Ausscheiden ein Übergangsgeld in Millionenhöhe. Seine folgende Tätigkeit als Chef von Solar Millennium währte weniger als drei Monate, bis er selbst die Brocken hinwarf. Dennoch beanspruchte er von dem inzwischen insolventen Unternehmen 9,2 Millionen Euro Antrittsprämie.