Expansion Expansion: MeinFernbus/FlixBus erobert Italien

Berlin - Es gibt kaum eine andere Branche in Deutschland, die sich in den vergangenen Jahren so rasant entwickelt hat wie die der Fernbusse. Seit Anfang 2013 ist der Markt hierzulande liberalisiert. Binnen kürzester Zeit explodierte die Zahl der Fahrgäste und der Buslinien, was die Deutsche Bahn gehörig in Bedrängnis brachte. Der Preiswettbewerb zwischen den Fernbus-Anbietern ist immer noch intensiv, wenngleich längst eine Marktbereinigung eingesetzt hat. Das Unternehmen Meinfernbus/Flixbus, entstanden aus zwei ehemaligen Konkurrenten und bekannt für seine knallgrünen Fahrzeuge, ist mit einem Anteil von mehr als 70 Prozent heute unangefochtener Marktführer in Deutschland. Bei anderen Anbietern wie Postbus und Berlinlinienbus geht es darum, einen möglichst guten Platz hinter dem Branchenprimus zu belegen.
Meinfernbus/Flixbus steuert sein Geschäft von Berlin und München aus. Die Expansion soll nun auch außerhalb der Landesgrenzen mit Riesenschritten vorangehen: Am Donnerstag gab das Unternehmen bekannt, dass es im großen Stil in den italienischen Markt einsteigen möchte. Dabei geht es nicht allein darum, wie bereits bisher Busse von Deutschland nach Italien und wieder zurück fahren zu lassen.
Die neue Ländergesellschaft „Flixbus Italia“ will vielmehr ab sofort ein flächendeckendes inneritalienisches Netz aufbauen und auch auf diesem Markt die Nummer 1 werden. In den kommenden Tagen wird bereits eine Linie von Mailand über Verona, Padua und Mestre nach Venedig den Betrieb aufnehmen. Mitte August soll eine weitere Linie von Turin nach Venedig hinzukommen. Bis zum Jahresende will die Firma 1.000 tägliche Relationen und bis zu vier tägliche Verbindungen zwischen 50 Städten in Italien anbieten. Der Fernbusverkehr ist in Italien seit 2007 liberalisiert. Der Verkehrsträger hat dort nach Einschätzung von Fachleuten sein Potenzial aber noch lange nicht ausgeschöpft.
Große Chancen im Busgeschäft
Hinter Meinfernbus/Flixbus stehen die US-Investmentgesellschaft General Atlantic sowie weitere externe Geldgeber. Sie scheint enorme Chancen im europäischen Busgeschäft zu sehen. Auch in einem weiteren großen Land tut sich was: In Frankreich hat die sozialistische Regierung erst in der vergangenen Woche abschließend ein ganzes Paket von Wirtschaftsreformen durchs Parlament gedrückt, zu denen auch die Öffnung des Fernbusmarkts nach deutschem Vorbild gehört. Ein nationales Fernbusnetz gibt es in Frankreich bislang nicht. Existierende Linien führen – von wenigen Ausnahmen abgesehen – ins Ausland oder kommen von dort.
Auf diesem Markt ist Meinfernbus/Flixbus im Nachbarland bereits aktiv. Für den Aufbau eines innerfranzösischen Netzes steht das Unternehmen in den Startlöchern. Ziel ist es, auch hier Marktführer zu werden. Bereits bis Ende des kommenden Jahres will der Anbieter die 30 größten Städte des Landes mit einer Flotte von bis zu 100 Bussen verbinden. Auch in Frankreich wird er unter der Marke „Flixbus“ fahren, die für die internationale Expansion vorgesehen ist.
Doch ganz egal ob Deutschland, Italien oder Frankreich: Eigene Busse betreibt das Unternehmen nicht. Es arbeitet vielmehr mit mittelständischen Busfirmen zusammen, die im Auftrag der Dachgesellschaft tätig werden. Diese kümmert sich vor allem um die Netzplanung, den Ticket-Verkauf und den Kundenservice. Zumindest in Deutschland machen es die meisten Wettbewerber genauso