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Ex-Vorstand vernommen Ex-Vorstand vernommen: Strafrichter vermutet Falschaussage im Deutsche-Bank-Prozess

09.06.2015, 11:42
Der Ex-Vorstand der Deutschen Bank, Tessen von Heydebreck
Der Ex-Vorstand der Deutschen Bank, Tessen von Heydebreck dpa Lizenz

München - Im Betrugsprozess gegen Spitzenmanager der Deutschen Bank zweifelt das Landgericht München an den Aussagen eines der Angeklagten. „Mit Verlaub, das klingt für mich nach einer eingeräumten Falschaussage, Herr von Heydebreck“, sagte der Vorsitzende Richter Peter Noll am Dienstag bei der Befragung des früheren Bankvorstands Tessen von Heydebreck. „Über das Wort 'bewusst' kann man noch reden.“ Noll hielt dem Banker widersprüchliche Aussagen darüber vor, ob die Bank mit dem früheren Medienunternehmer Leo Kirch ins Geschäft kommen wollte, als dessen Imperium im Jahr 2002 ins Wanken geriet.

Heydebreck sitzt gemeinsam mit Co-Bankchef Jürgen Fitschen und dessen Amtsvorgängern Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie Ex-Vorstand Clemens Börsig auf der Anklagebank. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft sollen die Banker ein anderes Gericht belogen haben, um eine milliardenschwere Schadenersatzklage von Kirch abzublocken.
Der Unternehmer, der 2011 starb, hatte die Bank für den Zusammenbruch seines Imperiums im Jahr 2002 verantwortlich gemacht. Auslöser war nach Kirchs Lesart ein Fernsehinterview des damaligen Deutsche-Bank-Chefs Breuer. Dieser hatte öffentlich Zweifel an der Kirchs Kreditwürdigkeit geäußert. Damit habe Breuer, so die Anklage, Kirch zu einem lukrativen Beratungsmandat für die Bank zwingen wollen. Die Angeklagten haben dies bestritten. Als sich der Schadenersatzprozess zu ihren Ungungsten wendete, einigte sich die Bank mit Kirchs Erben auf einen Vergleich.

Keine Erinnerung

Richter Noll sagte am Dienstag, eine entscheidende Frage sei, wie die Bank damals mit ihrem Kreditkunden Kirch habe umgehen wollen. „In medias res: Kirch kommt in Schwierigkeiten. Wie positioniert sich die Deutsche Bank?“, fragte der Richter. Heydebreck gab an, er könne sich an die damalige Besprechung über Kirch in einer Vorstandssitzung nicht mehr erinnern. Sicher sei für ihn lediglich: „Für mich stand immer fest: Mit Kirch macht man kein Geschäft.“ Einen Widerspruch sah Noll darin, dass Heydebreck sich in dem Schadenersatzprozess trotz seiner Erinnerungslücken detaillierter geäußert habe.

Am Nachmittag will das Gericht den mitangeklagten Ex-Vorstand Börsig befragen. Ob danach am selben Tag noch Zeit für eine Befragung von Fischen ist, blieb zunächst offen. Breuer und Ackermann wollen vorerst keine Fragen beantworten. (Reuters)