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EU-Glühlampenverordnung EU-Glühlampenverordnung: Halogenlampen sind leuchtende Energiefresser

Von Frank-Thomas Wenzel 20.03.2015, 18:06
Halogenleuchten brauchen rund fünf Mal mehr Strom als LED-Lampen.
Halogenleuchten brauchen rund fünf Mal mehr Strom als LED-Lampen. Getty images Lizenz

Der Kampf um die Halogenlampe eskaliert. Umweltschützer fordern, das Leuchtmittel so schnell wie möglich aus dem Verkehr zu ziehen. Doch die EU will, dass sie bis 2018 verkauft werden können. Dabei zeigen Studien, dass es längst bessere Alternativen gibt: LED-Lampen.

2009 trat die Glühlampenverordnung in der EU in Kraft. Die Aufregung war groß, weil damals den Leuten etwas weggenommen wurde, an das sie sich über Jahrzehnte gewöhnt hatten: die künstliche Lichtquelle, bei der ein Metallfaden zum Glühen gebracht wird und dabei Licht erzeugt. Allerdings war dabei die Heizwirkung viel größer als die Leuchtwirkung. Mit dem neuen EU-Regelwerk wurde es weitgehend verboten, die ineffizienten Lampen in den Handel zu bringen.

In der Zwischenzeit hat die EU die Vorgaben weiter verschärft. Im September 2016 sollte eigentlich die sechste und letzte Stufe der Verordnung in Kraft gesetzt werden, mit der die Anforderungen an die Energieeffizienz noch einmal gesteigert werden. Sie hätte vor allem eins zur Folge gehabt: Die Lampen, die wie die gute alte Glühbirne aussehen, aber über einen mit Halogen gefüllten Glaskolben verfügen, wären dann verboten. Sie arbeiten mit 230 Volt, lassen sich in jede Standardfassung drehen und sind bei den Verbrauchern beliebt. Vom Frühherbst nächsten Jahres an sollten dann nur noch Lampen, die Leuchtdioden (LED) Licht erzeugen, und kleine Halogen-Lampen, die mit Niederspannung arbeiten, erlaubt sein. Der Grund: Halogen bringt im Vergleich zur Traditions-Glühbirne nur eine Stromersparnis von maximal rund 30 Prozent. Bei Leuchtdioden aber ist der Energieverbrauch um das Fünf- bis Siebenfache niedriger.

Die EU-Kommission hat den Markt im Jahr 2013 untersuchen lassen und will nun die Umsetzung der sechsten Stufe um zwei Jahre verschieben. Begründung: Die ursprüngliche Annahme, dass die Halogen-Glühbirnen so sparsam werden, dass sie den verschärften Anforderungen entsprechen, hätten sich nicht erfüllt. Darauf weist auch das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage hin. Als weiteres Argument wird aus der Industrie genannt, dass es keine vernünftige Alternative gebe – auch nicht die LED-Lampen. Zu teuer, zu klobig und das Licht leuchte auch nicht so schön.

Billige Herstellung, hohe Rendite

Doch die Position der Halogen-Freunde kommt nun ins Wanken – durch zwei Studien, die von den staatlichen Energieagenturen von Dänemark und Schweden jeweils in Zusammenarbeit mit der internationalen Umweltschutzorganisation Clasp diese Woche vorgelegt wurden. Das Ergebnis ist erstaunlich: Die Erkenntnisse von 2013 müssten revidiert werden, heißt es. Im Markt hätten sich grundlegende Verschiebungen ergeben. Form, Größe und die Lichtqualität der LED-Produkte seien inzwischen akzeptabel. Die Autoren weisen zudem darauf hin, dass der Möbel- und Einrichtungsgigant Ikea vom nächsten Jahr an nur noch LED-Lampen anbieten will.

Der deutsche Leuchtenhersteller Erco, weltweit führend bei Profi-Lösungen, offeriert schon seit Anfang des Jahres nur noch Produkte, die mit der modernen Technologie arbeiten. Das wichtigste Argument ist aber: Die LEDs seien deutlich schneller billig geworden, als ursprünglich angenommen. Testkäufe in Österreich, Schweden und Dänemark hätten ergeben, dass zehn Lampen-Modelle schon jetzt auf einem Preisniveau angeboten würden, das eigentlich erst in den Jahren 2020 bis 2025 erreicht werden sollte. Der noch immer höhere Preis für die Leuchtdioden-Technik amortisiere sich bei Lampen, die drei Stunden täglich brennen, im Schnitt schon nach weniger als einem Jahr. Die Autoren rechnen hoch, dass durch die vorgeschlagene Verschiebung des Halogen-Verbots die Stromrechnungen in der EU in den Jahren 2016 bis 2026 um insgesamt 6,6 Milliarden Euro höher ausfallen.

Robert Pörschmann, Energieexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), sagt, eine Verschiebung der härteren EU-Regeln nutze vor allem den Halogen-Herstellern wie Osram und Philips. Hauptgrund: Die Herstellung ist billig, bringt hohe Renditen. Für den Umweltschützer gibt es keinen Zweifel: „Eine Entscheidung für eine ineffiziente Lampentechnik ist nicht akzeptabel.“ Es müsse deshalb geprüft werden, wie der Übergang zu den LEDs beschleunigt werden kann. Ob die Verschärfung der Regeln doch noch 2016 kommt, ist derzeit offen. Deutschland und Frankreich machen sich für die Zweijahresregelung stark. Während EU-Südländer die Regelungen am liebsten ganz abschaffen würden.