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Eröffnung in Leipzig Eröffnung in Leipzig: Billig-Modekette Primark lockt Kunden in Leipzigs City

Von Ralf Böhme 06.04.2016, 21:04
Zwischen Brühl und Markt hat Primark sein Leipziger Domizil.
Zwischen Brühl und Markt hat Primark sein Leipziger Domizil. Andreas Stedtler

Leipzig - Preise irgendwo zwischen Kik und H & M, das Design auch. Etwas für Kinder, das findet sich leicht. Schmuck, Kosmetik, Tücher, Kissen, Unterwäsche, Shirts unter fünf Euro, Jeans kosten nicht viel mehr. Nach Sachen für über 30 Euro muss man suchen. Mit diesem Konzept kann Primark, die Modekette aus Irland, Kreisch-Alarm auslösen. Donnerstag um 11 Uhr ist es in Leipzig soweit. 25.000 Menschen werden an der Hainspitze erwartet. In Bestlage, zwischen Brühl und Markt, öffnet das Unternehmen seine 20. deutsche Filiale mit 5.800 Quadratmetern Verkaufsfläche. Hinzu kommen 2.000 Quadratmeter für Lager und Büros. 70 Umkleidekabinen, 60 Kassen, der Clou: ein Showroom für sechs Shopperinnen gleichzeitig. Vier Etagen - mehr als 300 Mitarbeiter sind im Einsatz.

Primark erscheint vielen Marktbeobachtern als ein einziger Widerspruch. Auf der einen Seite füllen Kunden im Kaufrausch XXL-Körbe. Damit bescheren die Verbraucher, die nach Unternehmensangaben vorwiegend unter 35 Jahre alt sind, zweistellige Gewinnzuwächse. Der Umsatz hat sich in nur fünf Jahren verdoppelt, 2015 auf 6,7 Milliarden Euro.

Kritik wegen schlechter Arbeitsbedingungen

Auf der anderen Seite erntet der Textil-Discounter Kritik. Ihre Waren bezieht die Kette mit weltweit fast 300 Filialen aus Billiglohnländern. Neueröffnungen rufen deshalb Aktivisten auf den Plan, die gegen die schlechten Arbeitsbedingungen der Näherinnen protestieren. Die Aktion in Leipzig: eine große Kleidertauschparty auf dem Richard-Wagner-Platz. 

In einem Atemzug mit dem Stichwort „Wegwerf-Mode“, so wie es Kritiker tun, möchte die Marke nicht genannt werden. Wolfgang Krogmann, der Nordeuropa-Chef von Primark, erklärt die günstigen Preise so: „Wir schlagen weniger auf den Preis drauf als unsere Mitbewerber.“ Möglich sei das, weil man große Stückzahlen verkaufe und auf Zwischenhändler verzichte. Sprichwörtlich in der Branche ist zudem der Geiz des Unternehmens: keine Kollektionen, kein Online-Handel, keine große Verwaltung, keine Werbung. Am guten Image wird trotzdem gefeilt. So verweist Primark gern auf seinen strengen Kodex für Lieferanten, die etwa keine Kinder beschäftigen dürfen, Arbeitszeiten einhalten und wenigstens Mindestlöhne zahlen müssen. Jährlich soll es nahezu 2.500 unangemeldete Kontrollen in den Fabriken geben.

Über die Ansiedlung eines Primark-Kaufhauses würden sich wohl auch die Hallenser freuen. Doch weder in Magdeburg noch in Halle plant der Konzern Filialen. In Halle wird am Donnerstag hingegen die amerikanische Modekette TK Maxx eine Filiale am Markt eröffnen - mit einer Fläche von 1.800 Quadratmetern um einiges kleiner als Primark in Leipzig. Dort soll günstige Designer- und Markenkleidung angeboten werden.

„Was fehlt, das sind noch einige hochwertige Filialisten“, schildert Antje Bauer, Handelsexpertin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau, die Marktlage in Halle. Dabei gehe es nicht nur um Mode, auch um Spielwaren, Wohnungseinrichtungen oder Baumarktartikel. Die erforderliche Kaufkraft, so mehrere Gutachten, sei dafür vorhanden. Ähnlich optimistisch äußert sich Dirk Radde vom Immobilienverband Deutschland. Halle spiele seine Stärken als das Wirtschafts- und Dienstleistungszentrum im südlichen Sachsen-Anhalt aus. Dieses Profil unterscheide sich von der Messestadt Leipzig, sei aber nicht weniger attraktiv. Im halleschen Rathaus hofft man sogar auf positive Effekte, wenn Leipzig weiter Tempo macht. Petra Sachse, Leiterin des federführenden Dienstleistungszentrums Wirtschaft und Wissenschaft: „Beide Städte bilden einen Wirtschaftsraum.“  

Wie die Kunden damit umgehen, verdeutlichen die Besucherströme. Wissenschaftler der Universität Bayreuth haben eine aktuelle Studie vorgelegt. Danach sorgen die auswärtigen Gäste in Leipzig, darunter viele aus Halle, für die Hälfte des Umsatzes. Im Schnitt würde jeder Waren im Wert von 60 Euro kaufen. Hochbetrieb herrsche Samstagsnachmittag. Primark, sagen die Forscher voraus, werde diesen Trend noch verstärken. (mz)