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Energiewende in Sachsen-Anhalt Energiewende in Sachsen-Anhalt: Frischer Wind im Wald

Von Steffen Höhne 12.06.2015, 18:24
Die Windräder stehen auf den Anhöhen des Schwarzwaldes bei Waldkirch in Baden-Württemberg.
Die Windräder stehen auf den Anhöhen des Schwarzwaldes bei Waldkirch in Baden-Württemberg. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Sachsen-Anhalt ist Vorreiter in der Energiewende. Im Land stehen bereits mehr als 2.600 Windräder, diese liefern 26 Prozent des hierzulande erzeugten Stroms. Doch auf windreichen Äckern wird der Platz zunehmend knapp. Neue Anlagen in der Nachbarschaft von Städten und Dörfern stoßen bei den Bürgern zunehmend auf Ablehnung. Bliebe noch die Möglichkeit, neue Windräder auch im Wald aufzustellen.

Doch dies ist für das Magdeburger Umweltministerium ein Tabu. Im geplanten neuen Landeswaldgesetz ist ein entsprechender Passus geplant. „Sachsen-Anhalt hat genug Freiflächen als Standorte für Windkraftanlagen“, sagte Landwirtschafts- und Umweltstaatssekretärin Anne-Marie Keding in dieser Woche.

Eingriff ins Landschaftsbild

Beim Waldbesitzerverband Sachsen-Anhalt kommt das Nein nicht gut an. „Es darf kein Tabu für Anlagen in Waldgebieten geben“, sagte der Vorsitzende Franz Prinz zu Salm-Salm am Freitag der MZ. Es gehe nicht darum, die Wälder mit Windrädern vollzustellen. Es müsse aber die Möglichkeit geben, im Einzelfall zu entscheiden. Salm-Salm argumentiert, dass Höhenzüge im Harz und im Fläming besonders windreich seien und sich als Standorte daher eignen würden. Laut Salm-Salm lassen sich Naturschutz, Landschaftschutz und Windräder miteinander vereinbaren. Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz zeigten dies.

Dass sich die Waldbesitzer für den Ausbau der Windkraft einsetzen, dürfte vor allem finanzielle Motive haben. Ein Hektar Wald wirft im Jahr zwischen zehn bis 100 Euro Gewinn ab. Allein die Grundstückspacht für ein Windrad beträgt jährlich zwischen 20.000 bis 80.000 Euro. Die Waldbesitzer könnten also ein vielfaches verdienen. Bisher profitieren vom Windboom vor allem die Eigner von Äckern.

Landeswaldgesetzt kommt in die Anhörung

Das geplante Landeswaldgesetz kommt jetzt in die Anhörung. „Da kann der Waldbesitzerverband sein Anliegen vortragen“, sagte Umweltministeriums-Sprecher Detlef Thiel. Die Erfolgsaussichten dürften eher gering sein. „Der Wald hat viele Funktionen – neben der wirtschaftlichen auch eine eminent ökologische und eine Erholungsfunktion“, so Thiel. Sachsen-Anhalt sei ein Land mit einem eher geringen Waldaufkommen. Auf gut einem Viertel der Landesfläche stehe Wald. Es sei politisches Ziel, diese Fläche zu vergrößern. Der Bau von Windkraftanlagen wäre hier kontraproduktiv.

Die größte Hürde für den Bau von Windrädern dürfte der Naturschutz sein. „Der Wald ist Lebensraum von vielen geschützten Vogelarten und Fledermäusen, Windräder haben dort nichts zu suchen“, sagte Oliver Wendenkampf, Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Durch Windräder im Wald seien die Tiere stärker gefährdet als durch Anlagen auf dem Acker. Greifvögel wie der Rotmilan würden unmittelbar durch die Rotorblätter getötet. Andere besonders störempfindliche Arten würden aus ihren Lebensraum vertrieben. Die Errichtung der bis zu 150 Meter hohen Anlagen, die aus dem Wald herausragen, würde lange, asphaltierte Anfahrtswege erforderlich machen. „Der BUND wird, sollte es gesetzliche Änderungen geben, erfolgreich gegen jeden Windpark klagen“, kündigte Wendenkampf an.

Technik schützt Fledermäuse

Das Unternehmen Juvi hat bereits dutzende Windparks in Forsten vor allem in Süddeutschland errichtet. „Klimaschutz und Naturschutz sind miteinander vereinbar“, sagte Juvi-Sprecher Felix Wächter auf MZ-Anfrage. Vor dem Bau gebe es sehr umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfung. Dabei werde auch berücksichtigt, wie etwa die Auswirkungen auf Fledermäuse seien. Große Anlagen könnten zudem mit sogenannten Horchkästen ausgerüstet werden. Zu bestimmten Tageszeiten, wenn die Fledermäuse sehr aktiv seien, würden sich die Windräder dann automatisch abstellen. (mz)