Energieriese wankt Energieriese wankt: So will der Konzernchef RWE wieder in die Spur bringen

Berlin - Der Energiereise RWE wankt. Viele konventionelle Kraftwerke verdienen kein Geld mehr. Und die Lage wird sich mit dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien verschärfen. Wir erläutern die Gründe für die Krise des Unternehmens und wie der Konzernchef RWE wieder in die Spur bringen will.
Ist RWE ein Pleitekandidat?
Nein. Der Konzern hat 2014 unter dem Strich immer noch einen Gewinn von 1,7 Milliarden Euro eingefahren. Bedrohlich sind eher die Perspektiven, wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt. Denn die Profite gehen massiv zurück. So schrumpfte der Gewinn aus dem eigentlichen operativen Geschäft um ein Viertel auf noch rund vier Milliarden Euro. Hinzu kommt, dass das Unternehmen mit Schulden in Höhe von 31 Milliarden Euro kämpft.
Wer ist schuld an der Misere?
Ursache ist die Energiewende mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Durch mehr Windräder und Solaranlagen entstehen Überkapazitäten. Das hat zu massivem Preisverfall an den Strombörsen geführt. Die Kilowattstunde wird derzeit auf einem Niveau zwischen drei und 3,5 Cent pro Kilowattstunde gehandelt.
Dies führt dazu, dass viele RWE-Kraftwerke nicht mehr rentabel arbeiten. Laut Konzernchef Peter Terium trifft das auf 35 bis 45 Prozent aller konventionellen Erzeugungskapazitäten zu. Der Manager spricht von einer „dramatischen Situation“. Wenn Strom so billig bleibe, werde die Sparte RWE Generation, die Atom- Kohle- und Gasstrom erzeugt, in absehbarer Zeit Verluste schreiben. 2014 wurde noch ein Gewinn von knapp einer Milliarde Euro erzielt, 29 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Haben die Manager Fehler gemacht?
Kritiker werfen dem RWE-Management vor, nicht rechtzeitig auf die Entwicklungen bei den Erneuerbaren reagiert zu haben. Schließlich läuft der staatlich gefördert Ausbau der regenerativen Energien seit fast 15 Jahren.
Wie will RWE aus der Misere kommen?
Terium will unrentable Kraftwerke stilllegen. Für den Zeitraum 2012 bis 2017 sind Einsparungen von insgesamt zwei Milliarden Euro vorgesehen. Damit geht auch der Abbau von Arbeitsplätzen einher. Zudem soll der Verkauf von Töchtern und Beteiligungen Geld in die Kasse bringen, um die Schulden zu drücken. So soll demnächst die Öl- und Gasfördertochter DEA für 5,1 Milliarden Euro an russische Investoren verkauft werden. Auch den Anteil an der Uranfirma Urenco will RWE losschlagen.
Ferner plant Terium, die lange vernachlässigte Geschäfte der Tochter Innogy, die sich um erneuerbare Energien kümmert, zu forcieren. 2104 verdiente Innogy 186 Millionen Euro. Dieser Wert soll bis 2017 jährlich um einen zweistelligen Millionenbetrag steigen.
Könnte es durch die geplanten Stilllegungen zu Engpässen bei der Stromversorgung kommen?
Die großen Konzerne malen dieses Szenario immer wieder an die Wand. Auch Terium fordert deshalb einen sogenannten Kapazitätsmarkt - Betreiber werden dafür bezahlt, dass sie Kraftwerke einsatzbereit halten. Letztlich ist das nichts anders als eine Subventionierung der Konzerne.
Die Bundesregierung will davon bislang nichts wissen. Terium versucht nun erneut Druck zu machen: Wenn man mit Kapazitätsmärkten erst beginne, wenn merklich Engpässe auftreten, könne es knapp werden. Dabei besteht keine reale Gefahr. Denn die Stilllegung von Kraftwerken muss von der Aufsichtsbehörde, der Bundesnetzagentur, genehmigt werden. Systemrelevante Kraftwerke dürfen nicht abgeschaltet werden. Sie bleiben einsatzbereit, die Kosten dafür werden den Betreibern erstattet.