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Konjunktur Wirtschaft optimistischer: Ifo-Index steigt zum sechsten Mal

Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer klettert auf den höchsten Stand seit über einem Jahr - auch, weil Firmen im Zollstreit mehr Gewissheit haben. Naht nun ein Ende der langen Wirtschaftskrise?

Von dpa Aktualisiert: 25.08.2025, 12:42
Der Export leidet unter den US-Zöllen, aber immerhin gibt es nun einen Deal zwischen EU und USA. (Archivbild)
Der Export leidet unter den US-Zöllen, aber immerhin gibt es nun einen Deal zwischen EU und USA. (Archivbild) Christian Charisius/dpa

München/Frankfurt - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hellt sich überraschend deutlich auf und lässt auf ein Ende der Wirtschaftsflaute hoffen. Wie das Münchner Ifo-Institut mitteilt, stieg das Ifo-Geschäftsklima im August um 0,4 Punkte auf 89 Zähler. Damit legte das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer etwas kräftiger zu als von Volkswirten erwartet. Dazu trägt nach Einschätzung von Ökonomen die Einigung zwischen der EU und den USA im Zollstreit bei, die Firmen mehr Planungssicherheit gebe.

„Die aktuelle Lage wird von den Unternehmen als unverändert schwierig eingeschätzt“, kommentierte KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher. „Dennoch steigt die Zuversicht auf einen Aufschwung weiter.“

Höchster Stand seit April 2024

Mit dem Anstieg im August kletterte der Ifo-Index zum sechsten Mal in Folge auf den höchsten Stand seit April 2024. Während dem Ifo zufolge die aktuelle Lage in den Unternehmen etwas schlechter eingeschätzt wurde, hat sich die Bewertung der künftigen Geschäfte überraschend verbessert. 

Ifo-Präsident Clemens Fuest ist dennoch zurückhaltend. „Die Erholung der deutschen Wirtschaft bleibt schwach“, kommentierte er das Ergebnis der Umfrage unter etwa 9.000 Firmen. So bleibt in der Industrie die Stimmung laut der Ifo-Umfrage generell eher trüb.

„Keine rosarote Brille“ 

„Dass die hiesigen Unternehmen mit zartem Optimismus auf die kommenden Wochen und Monate blicken, liegt am Zoll-Deal zwischen den USA und der EU“, sagte Claus Niegsch, Branchenanalyst bei der DZ Bank. Der vereinbarte Basiszoll von 15 Prozent für viele Importe aus der EU belaste Deutschlands Exporteure deutlich. „Aber: Die Unsicherheit verfliegt nun etwas.“ Mit einer rosaroten Brille würden die Wirtschaftsplaner dennoch nicht herumlaufen. 

Trumps Zölle doch verschmerzbar?

Unter Volkswirten mehrt sich die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Wirtschaftsflaute. Deutsche-Bank-Ökonom Marc Schattenberg erwartet, dass die Konjunktur in der laufenden Jahreshälfte wegen der kräftigen staatlichen Investitionsanreize für Verteidigung und Infrastruktur wieder anzieht. Auch der Konsum der Verbraucher dürfte wegen niedriger Inflation und robusten Lohnwachstums zulegen. 

Die staatliche Förderbank KfW erwartet für 2025 statt einer Stagnation nun ein Mini-Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent. „Die signifikanten US-Zollerhöhungen seit Frühjahr 2025 scheinen die Unternehmen recht gut zu verkraften“, sagte Chefvolkswirt Schumacher.

„Für die deutsche Wirtschaft sollte zum Jahresende hin der Rückenwind überwiegen“, meint er. „Schon im vierten Quartal ist mit einem ersten konjunkturellen Schub durch die Investitionsoffensive des Bundes zu rechnen.“ Für 2026 geht er dann von einem preisbereinigten Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent aus - 0,5 Prozentpunkte mehr als bisher erwartet. 

Hoffen auf Wachstum schon dieses Jahr 

Mit ihrer Schätzung steht die KfW nicht allein da. Auch andere Forschungsinstitute und die Bundesbank halten dieses Jahr ein leichtes Wachstum für möglich und 2026 ein deutliches Plus.

Die deutsche Wirtschaft steckt in der längsten Rezession seit mehr als 20 Jahren. 2024 und 2023 war sie spürbar geschrumpft. Auch dieses Jahr kommt die Konjunktur kaum vom Fleck. Im zweiten Quartal sank die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent zum Vorquartal. Im ersten Jahresviertel war das Bruttoinlandsprodukt noch um 0,3 Prozentpunkte gewachsen - auch weil Firmen aus Sorge vor US-Zöllen Geschäfte vorzogen.