Elektroautos Elektroautos: Wieso ist die Kaufprämie ein Flop?

Frankfurt a.M. - Die Kaufprämie für Elektroautos erweist sich als Flop. Schuld daran sind die Autobauer, die die Gelegenheit nicht nutzen, um ihre Stromer zu wirklich günstigen Preisen zu offerieren. Wir erläutern, was auch in der Politik schief läuft.
Wie wird die Prämie angenommen?
Nicht gerade mit Begeisterung bei den Autokäufern. Im ersten Monat nach dem Start des Programms wurden beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) erst 1791 Anträge eingereicht. Das wären auf das Jahr hochgerechnet 14300 Fahrzeuge – nur knapp 2000 mehr als 2015, das auch kein Jubeljahr für die Elektromobilität war.
1194 Anträge waren für reine Elektrofahrzeuge mit Batterie, die mit 4000 Euro gefördert werden. 597 Anträge wurden für Hybridautos eingereicht, die per Stecker geladen werden, aber auch einen Verbrennungsmotor haben, dafür gibt es 3000 Euro. Das Fördergeld kommt zur Hälfte vom Staat und zur Hälfte von den Herstellern.
Sind die Elektroautos nun für Autokäufer bezahlbar?
Sie sind kaum bezahlbarer geworden. Das hat einen einfachen Grund: Hersteller und Händler nutzen das staatliche Förderprogramm, um Nachlässe zu streichen, die vorher gewährt wurden. Ein krasses Beispiel ist der Renault Zoe, da er zu den beliebtesten reinrassigen E-Pkw gehört.
Nach Angaben des CAR-Instituts der Uni Duisburg-Essen startete im Februar eine Aktion mit einem Händlerrabatt von 5000 Euro. Das reduzierte den Preis von 21500 auf 16500 Euro. Hinzu kam das Leasing für die Batterie. Seit der Einführung der Prämie kostet der Zoe immer noch 16500 Euro - nebst Batterie-Miete. Renault lässt sich also letztlich einen Teil des Nachlasses vom Staat bezahlen – Steuergeld subventioniert die Verkaufsaktion von Renault.
Gibt es weitere Beispiele?
Ähnlich geht es Nissan beim Leaf an. Nissan nutzt die Einführung des staatlichen Programms um den freiwillig gewährten Rabatt von 2500 auf 1000 Euro zu kürzen. Immerhin reduziert sich der Preis damit unter dem Strich um 5000 Euro auf 18365 Euro. Nach Ansicht von Car-Direktor Ferdinand Dudenhöffer sind die Methoden von Nissan und Renault aber „nicht gerade die englische Art, die Elektromobilität zu forcieren“.
Wie sieht es bei den deutschen Herstellern aus?
BMW, Volkswagen und Mercedes haben bei ihren E-Autos vorher keine Rabattaktionen gefahren. Und es gab beim Preis für Privatkunden auch nur wenig Verhandlungsspielraum – anderes als bei konventionellen Autos. Mit dem Start des Förderprogramms wurden die Preise auch tatsächlich um genau 4000 Euro gesenkt. Das gilt übrigens auch für die Kia Soul, ein weiteres Fahrzeug, das in der E-Kategorie bei den Zulassungen oben rangiert. Den i3 von BMW etwa gibt es seither für rund 31000 Euro.
Dudenhöffer räumt denn auch ein, dass die staatliche Förderung hier bei Privatkunden einen leichten Schub gebracht hat. Allerdings ist zu bedenken, dass fast 90 Prozent der Käufer des i3 oder des E-Golfs Firmen, öffentliche Einrichtungen sowie die Händler und Hersteller selbst sind. Und für die galten und gelten ganz spezielle Konditionen mit Nachlässen, an denen sich nach Einschätzung von Insidern wenig geändert hat.
Was ist für die Zukunft zu erwarten?
Dudenhöffer bemängelt, dass es auf dem Markt schlicht an attraktiven Elektromobilen fehlt. So sei es „richtig enttäuschend“ dass für die Modelle von Mercedes im ersten Monat nur 84 Anträge und für Audi nur 51 Anträge kamen. Matthias Wissmann, Präsident der Branchenlobby VDA, hat indes die Hoffnung noch nicht aufgegeben: „Die Dynamik im Markt wird sich Schritt für Schritt entfalten.“ In den nächsten Monaten kämen weitere neue E-Modelle deutscher Hersteller auf den Markt.
Woran fehlt es noch?
Dudenhöffer bemängelt ein „Infrastrukturproblem“: Es fehle an Ladesäulen, insbesondere für das schnelle „Auftanken“ der Akkus. Nachbarländer wie Frankreich und die Niederlande seien da schon weiter. Ganz zu schweigen von den USA, die mit 4,5 Milliarden Dollar eine flächendeckende Ladeinfrastruktur zwecks Förderung der Elektromobilität aufbauen wollen.
Hinzu komme die Subventionierung von Diesel-Kraftstoff mit 18 Cent pro Liter. Dudenhöffer: „Wie um Himmels Willen will man die Käufer von Diesel-Fahrzeugen davon überzeugen, dass Elektroautos eine Alternative sind?“