Einzelhandel Einzelhandel: Kartellamt zieht Bremse bei Edeka und Tengelmann
Berlin - In den Supermärkten quer durch die Republik nimmt das Weihnachtsgeschäft sichtbar Fahrt auf. Die Läden sind winterlich dekoriert, die Ketten preisen Lebensmittel für die Festtage an. Etlichen Beschäftigten der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann allerdings ist derzeit wohl überhaupt nicht feierlich zumute.
Das Unternehmen, eine Tochter der Mülheimer Tengelmann-Gruppe, steht zum Verkauf. Es soll bis Mitte 2015 an den Marktführer Edeka gehen. Unter dem Dach der genossenschaftlichen Edeka-Zentrale sind bundesweit 4000 selbstständige Kaufleute organisiert.
Kaiser’s Tengelmann hingegen ist im Vergleich dazu ein kleiner Anbieter. Er ist mit 451 Märkten vor allem in den Großräumen Berlin, München und im Ruhrgebiet präsent. Rund 16 000 Beschäftigte sind für Kaiser’s Tengelmann tätig. Nach der Übernahme sollen sich die bisherigen Filialleiter selbstständig machen und die Märkte als Edeka-Läden weiterführen. Was das für die übrigen Beschäftigten bedeuten würde, ist unklar.
Bereits bekannt war, dass das Bundeskartellamt das Fusionsvorhaben äußerst skeptisch sieht. Das Prüfverfahren läuft noch, der Ausgang ist offen. Gleichwohl hat die Bonner Behörde den beiden Unternehmen kräftig auf die Finger geklopft: In einer einstweiligen Anordnung verlangt sie von Edeka und Kaiser’s Tengelmann, sofort alles zu unterlassen, was einen Zusammenschluss vorwegnimmt.
Nach Behördenangaben wollten beide Firmen nämlich heimlich Fakten schaffen: Sie hätten Schritte zum gemeinsamen Wareneinkauf, zur Warenverrechnung und zur Veränderung von Teilen des Filialnetzes eingeleitet. All das darf jetzt nicht mehr umgesetzt werden, bis eine Entscheidung in der Hauptsache vorliegt. Kartellamts-Chef Andreas Mundt sagt: „Die einstweilige Anordnung ist eine Vorsichtsmaßnahme, mit der wir sicherstellen möchten, dass der Status quo zunächst erhalten bleibt.“ Die Prüfung kann noch bis Anfang März dauern.
Vier Große dominieren
Mundt betont zwar, dass die Anordnung keine Vorentscheidung über den Zusammenschluss sei. Gleichwohl kann man annehmen, dass das Verhalten der beiden Unternehmen nicht dazu beitragen dürfte, die Zweifel der Wettbewerbshüter im Hinblick auf die angestrebte Fusion zu zerstreuen. Ende September hatte Behördenchef Mundt ohnehin die Ergebnisse einer Sektor-Untersuchung seines Hauses präsentiert. Tenor damals: Die vier Ketten Edeka, Rewe, Aldi sowie die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) kommen auf einen Marktanteil von 85 Prozent. Dies sei „besorgniserregend“.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Edeka die Märkte von Kaiser’s Tengelmann ohne Auflagen übernehmen darf, erscheint also gering. Denkbar ist auch ein Komplettverbot. In beiden Fällen müssten andere Investoren gefunden werden. Für die Beschäftigten ginge die Zitterpartie also weiter.