Einkommen Einkommen: Wie viele Millionen sind Manager wert?

Berlin/MZ - Die Manager-Vergütungen sind in den letzten Jahren explodiert. VW-Chef Martin Winterkorn will nun auf ein paar Millionen verzichten. Höchste Zeit, darüber nachzudenken, ab wann eine Vergütung sittenwidrig ist.
Nach den alten Regeln hätte der Volkswagen-Chef nach Presseberichten Anspruch auf rund 20 Millionen Euro für das vergangene Jahr. Das wäre des Menschen „sicherlich nicht mehr zu vermitteln“, sagte Winterkorn selbst vor einigen Tagen in einem Spiegel-Interview. Nun hat der Aufsichtsrat noch schnell versucht, einen Weg zu finden, damit das Gehalt nicht ganz so üppig ausfällt. Herausgekommen ist laut Spiegel ein Vorschlag, nach dem Winterkorn „nur“ rund 14 Millionen Euro für 2012 erhält. Das entspräche immer noch mehr als dem 300-fachen des durchschnittlichen Bruttolohns eines Beschäftigten in der Industrie. Das Problem der exorbitant hohen Manager-Vergütungen ist damit also mitnichten gelöst.
Winterkorn und der VW-Aufsichtsrat versuchen, mit ihrer Neu-Regelung die Gemüter ein bisschen zu beruhigen. Auch andere Unternehmens-Vertreter wie Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt zeigen sich inzwischen irritiert, über „gewisse extreme Gehalts- beziehungsweise Abfindungsregelungen“. Das ist sehr wolkig. Industriepräsident Ulrich Grillo ist ein bisschen konkreter geworden, und findet, dass es für „unternehmensspezifische Höchstverdienstgrenzen“ gute Gründe geben kann.
Auch der mächtige IG-Metall-Chef Berthold Huber hat sich jetzt zu Wort gemeldet und plädiert für Obergrenzen von Vorstandsgehältern. Diese sollten für jedes Unternehmen einzeln geregelt werden, sagte Huber dem Wirtschaftsmagazin Capital. Er selbst sei zwar gegen eine feste Obergrenze, die für alle Top-Manager gelten sollte, betonte Huber. Er spüre aber die „öffentliche Sensibilität bei dieser Frage“. Er hat offenbar den Eindruck, dass ein Großteil der Bevölkerung das Limit bei etwa zehn Millionen Euro sieht. „Viele Menschen, die mich auf das Thema ansprechen, markieren die Grenze bei einem zweistelligen Millionen-Betrag“, sagte der IG-Metall-Chef.
Dass die Politik eine absolute Obergrenze festlegt, ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Sie könnte aber mehr Transparenz fordern: Dann könnte jeder sehen, ob die Top-Manager das 30-, 100- oder 300-fache ihrer Beschäftigten erhalten. In den 1980er Jahren erhielten die Vorstände der Dax-Unternehmen etwa das 14-fache eines durchschnittlich verdienenden Arbeitnehmers. Heute ist es mehr als das 70-fache, berichtet der Deutsche Gewerkschaftsbund.