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EEG-Umlage steigt EEG-Umlage steigt: Strompreise - darum wird Ökostrom teurer

Von Stefan Sauer 14.10.2016, 08:25
Solar- und Windkraftanlagen, aufgenommen im Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog in Schleswig-Holstein.
Solar- und Windkraftanlagen, aufgenommen im Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog in Schleswig-Holstein. dpa

Berlin - Die EEG-Umlage ist in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 600 Prozent gestiegen: Von einem Cent im Jahr 2006 auf derzeit  6,35 Cent pro Kilowattstunde. 2017 wird sie erneut spürbar auf 6,88 Euro angehoben, wie die Stromnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und Transnet-BW am Freitag bekannt gaben. Damit macht die Umlage etwa ein Drittel des gesamten Strompreises aus.

Für einen durchschnittlichen Drei-Personen-Haushalt ergeben sich aus der jüngsten Erhöhung Mehrkosten von 18 Euro pro Jahr, gegenüber 2006 sind es rund 200 Euro. Und das ist nicht alles: Die EEG-Umlage,  mit der vereinfacht gesagt den Umbau der Stromversorgung auf erneuerbare Energien finanziert wird, dürfte bis etwa 2023 weiter stark steigen und noch bis etwa 2027 über dem aktuellen Niveau liegen.

Energiekosten ernstes Investitionshindernis

Das bedeutet nicht allein für Privathaushalte eine Belastung, sondern auch für die Wirtschaft. Vor diesem Hintergrund haben Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und ihr nordrhein-westfälischer Amtskollege Garrelt Duin (SPD) am Freitag in Berlin gemeinsam einen Reformvorschlag vorgelegt, mit dem die EEG-Umlage bis 2038 bei 6,5 Cent pro Kilowattstunde eingefroren werden soll. Dadurch würde eine Zwischenfinanzierung für die Energiewendekosten nötig, für die ein Streckungsfonds gegründet werden soll.

Um den Zinsaufwand zu reduzieren, schlagen Aigner und Duin die Schaffung eines Sondervermögens des Bundes oder eine  Finanzierung durch staatliche Förderbanken, etwa die KfW, vor. Die hohen und vor allem unkalkulierbaren Energiekosten stellen ein ernstes Investitionshindernis dar und gefährdeten auf Dauer den Industriestandort Deutschland, betonten Aigner und Duin.

Größere Generationengerechtigkeit

Dass es die beiden Landesminister mit der großkoalitionären Initiative ernst meinen, belegt ihre sorgfältige Vorbereitung: Man hat das Modell vom Münchner Ifo-Institut durchrechnen lassen, das bei einem angenommenen Nominalzins von drei Prozent, einer Teuerungsrate von zwei Prozent und einem ebenso hohen Wachstum des nominalen BIP auf eine Zinsbelastung von 2,5 bis 2,6 Milliarden Euro über den gesamten 20-Jahrszeitraum kam.

Die maximale Schuldenlast des Streckungsfonds würde in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre erreicht und betrüge in der Spitze 29 Milliarden Euro. In den Jahren nach 2027 werden die Umbaukosten wegen der fortgeschrittenen Energiewende deutlich unter das heutige Niveau sinken. Mit einer gleichbleibenden Umlage von 6,5 Cent würden also bis 2017 Schulden angehäuft und anschließend bis 2038 wieder abgebaut. Andernfalls käme es erst zu einem starken Anstieg und dann zu ebensolchem Absinken.

Daher begründen Duin und Aigner ihren Vorschlag  nicht allein mit industriepolitischen Argumenten, auch wenn diese eindeutig im Vordergrund stehen. Mit dem Einfrieren der Umlage sei auch eine größere Generationengerechtigkeit verknüpft. Während die die aktuelle Regelung vor allem heutige Verbraucher belastet, während künftige Generationen von der Energiewende profitierten, zöge das Streckungs-Fonds-Modell auch jüngere Jahrgänge zum Ausbau der erneuerbaren Energien heran.  Das Modell soll bereits im November gemeinsam mit den anderen Bundesländern beraten werden,  auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Finanzminister Wolfgang Schäuble würden informiert.