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Dispozins abgeschafft Dispozins abgeschafft: Skatbank reizt Konkurrenten

Von Steffen Höhne 14.04.2015, 17:36
Auf der EC-Karte der Skatbank sind die typischen Karten abgebildet.
Auf der EC-Karte der Skatbank sind die typischen Karten abgebildet. DSB Lizenz

Altenburg/Halle (Saale) - Ostthüringen ist traditionell eher dünn besiedelt. Der Wegbruch der starken Textil- und Ernährungswirtschaft nach der Wende, führte zu einem weiteren Aderlass. Unternehmen, die auf die regionale Kaufkraft angewiesen sind, müssen daher erfinderisch sein, um erfolgreich zu arbeiten. Zwei Genossenschaftsbanken tun sich dabei besonders hervor. Seit Jahren findet die Ethikbank, eine Tochter der Volksbank Eisenberg, mit ihrer ökologischen und ethischen Anlagepraxis bundesweit Beachtung. Zuletzt ist es jedoch die Deutsche Skatbank aus Altenburg gewesen, die in der deutschen Bankenbranche für Aufregung sorgt.

Skat wurde ab 1810 aus dem älteren Kartenspiel Schafkopf entwickelt und im September 1813 in der thüringischen „Skatstadt“ Altenburg vorgestellt. Der „Deutsche Skatverband“ hat seinen Sitz in der Stadt. Die Spielkarten werden noch heute in der 175 Jahre alten Spielkartenfabrik produziert. Jährlich verlassen rund 40 Millionen Spiele das Haus. Das Unternehmen mit 160 Mitarbeitern erwirtschaftet einen Umsatz von mehr als 20 Millionen Euro im Jahr.

Beachtung ist Werbung

Als wahrscheinlich erstes deutsches Kreditinstitut hat die Tochter der „Volks- und Raiffeisenbank Altenburger Land“ den Dispozins abgeschafft. Für viele deutsche Institute ist der Dispo eine lukrative Einnahmequelle. Sie verlangen für das Überziehen der Konten Zinsen von bis zu 14 Prozent von den Kunden. Verbraucherschützer laufen dagegen seit Jahren Sturm. Die Skatbank bietet nun ein sogenanntes Flat-Konto an. In einer Kontoführungsgebühr von 7,50 Euro sind verschiedene Dienstleistungen wie ein Null-Zins-Dispo enthalten. Vorstandschef Holger Schmidt lässt mitteilen, dass die Idee zu diesem Produkt aus „dem Kreis der Mitarbeiter kam“. Wie viele Kunden im vergangenen Jahr ihren Dispo in Anspruch nahmen, teilt das Geldhaus freilich nicht mit. Daher lässt sich kaum beurteilen, wie hoch die Kosten für diesen Service sind. Fest steht dagegen, dass die Aktion einen größeren Werbeeffekt für das im Jahr 2007 gegründete Institut besitzt. Nach eigenen Angaben werden inzwischen 15 000 Konten geführt. Als reine Onlinebank spricht sie Kunden in ganz Deutschland an.

Bundesweit in die Schlagzeilen hat sich die Skatbank im November 2014 gebracht. Damals verlangte sie als erste Bank in Deutschland einen Negativzins auf besonders hohe Guthaben. Ab einem Volumen von drei Millionen Euro wird für die Kunden ein Strafzins von 0,25 Prozent fällig. „Mit dieser Entscheidung sollte bewusst der Mittelzufluss von Großeinlegern beschränkt werden“, teilt eine Bank-Sprecherin mit. Hintergrund ist die Niedrig-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank, die auch die Genossenschaftsbank trifft.

Geschäftskunden im Fokus

In der Folge waren alle großen Bankenverbände bemüht, die Skatbank als Exoten darzustellen, dessen Geschäftspolitik nicht für die Branche repräsentativ ist. Doch nur einen Monat später führte auch die Commerzbank, Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus, ein ähnliches Modell ein. Ob sich Skatbankchef Schmidt dadurch bestätigt fühlte oder nicht, dürfte zweitrangig sein. Wirtschaftlich spielt der Negativzins für die Skatbank sowieso keine große Rolle. Auf MZ-Anfrage teilte das Institut mit, dass den Bestandskunden Alternativen angeboten wurden, „so dass diese nicht betroffen waren.“ Vorrangig dürfte es dem Bankchef um den medialen Effekt gegangen sein, der die Thüringer bekannter machte. Das ist vor allem bei der Werbung von Neukunden wichtig.

Der Fokus der Altenburger liegt auf dem Bereich der Geschäftskunden. So wird Unternehmen ein kostenloses Firmenkonto angeboten. Was für Privatkunden bei vielen Online-Banken zum Standard gehört, ist für Geschäftskunden eher die Ausnahme. Über ihre Konten laufen nämlich deutlich mehr Transaktionen.

Bei den Zielen äußert sich die Skatbank, die sich Transparenz für die Kunden groß auf die Fahnen schreibt, ähnlich nebulös wie andere Kreditinstitute auch. Man strebe „ein angemessenes ertragsorientiertes Wachstum an“. Groß in die Karten will sich das Geldhaus - so wie jeder Skatspieler auch - nicht unbedingt schauen lassen. (mz)