Diesel fast so teuer wie Benzin Diesel fast so teuer wie Benzin: Preisabstand im Schnitt nur noch sieben Cent

Halle (Saale) - Fahrzeuge mit Diesel-Motor werden für die Besitzer immer unattraktiver: Nach manipulierter Abgas-Software in Fahrzeugen des VW-Konzerns und drohenden Fahrverboten in einigen deutschen Großstädten schwindet nun auch noch der Preisvorteil des Dieselkraftstoffes. Die Differenz zwischen Super E 10 und Diesel ist stark geschrumpft. „Sie beträgt bundesweit nur sieben Cent“, sagt Steffen Bock, Chef des Vergleichsportals Clever Tanken, der MZ. „Das ist der niedrigste Wert, den wir in den vergangenen Jahren gemessen haben.“ Bei einer Tankfüllung mit 50 Litern beträgt der Preisvorteil nur noch 3,50 Euro. Gründe sind Versorgungsengpässe bei Diesel und Biodiesel.
Benzin und Diesel: Preise unterliegen regionalen Schwankungen
Nach Angaben des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) bestehen innerhalb Deutschlands große Schwankungen. „Es gibt Fälle in Westdeutschland, dort war zuletzt Diesel sogar teurer als Super E 10“, sagt Verbandssprecher Alexander von Gersdorff. Es komme immer auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in den einzelnen Regionen an.
Auch im südlichen Sachsen-Anhalt ist die Bandbreite groß, wie der Vergleich einiger Städte am Donnerstagmittag zeigte. Beim bei den günstigsten Anbietern in Weißenfels und in Dessau-Roßlau lag die Preisunterschied auch nur bei sieben Cent. In den vergangenen Jahren hat der Abstand bundesweit im Durchschnitt etwa zwölf Cent betragen.
Hohe Dieselpreise haben mehrere Gründe
Diesel ist deswegen preiswerter, da im Vergleich zu Benzin 22 Cent je Liter weniger Mineralölsteuer erhoben werden. Bei Benzin kassiert der Staat 65 Cent je Liter Mineralölsteuer. Die Herstellung von Diesel kostet aber etwas mehr als die von Benzin, was den Effekt dämpft.
Für die aktuell geringe Preisdifferenz an den Tankstellen gibt es mehrere Gründe. Laut Clever-Tanken-Chef Bock ist die Nachfrage nach Heizöl noch immer hoch. Das übe Druck auf die Dieselpreise aus. Zudem habe die Havarie einer großen Raffinerie bei Ingolstadt (Bayern) im vergangenen Jahr das Angebot verknappt. Mineralölverbands-Sprecher Gersdorff nennt hohe Biodieselpreise als weitere Ursache. Aufgrund des Niedrigwassers im Rhein in den vergangenen Monaten hätten einige Bioraffinerien entlang des Flusses nicht die geplanten Mengen ausliefern können. Biodiesel muss Diesel laut EU-Verordnung zu sieben Prozent beigemischt werden.
Biodiesel-Hersteller Verbio aus Zörbig profitiert
Von der Situation hat der Biodiesel-Hersteller Verbio aus Zörbig (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) profitiert, der seine Kunden per Lkw und Bahn beliefert. „Die Nachfrage ist weiter hoch“, sagt Olaf Tröber von Verbio. Die Biosprit-Firma mit knapp 500 Mitarbeitern verzeichnete auch dank gestiegener Preise die „beste Geschäftsentwicklung in der Unternehmensgeschichte“. Der Gewinn lag im vergangenen Halbjahr bei 33 Millionen Euro, das sind 153 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Verbio betreibt zwei Biodiesel-Raffinerien in Bitterfeld-Wolfen und Schwedt.
Die Ausnahmesituation dürfte jedoch bald vorbei sein. Marktexperten erwarten eine Normalisierung. Das heißt, die Preisschere zwischen Diesel und Super dürfte sich wieder öffnen. Insgesamt sind die Spritpreise seit Ende 2018 wegen fallender Erdölpreise rückläufig. Im Dezember kostete Diesel im Schnitt 1,34 Euro je Liter, aktuell sind es etwa 1,25 Euro.
Sparen können Autofahrer auch durch ihr Tankverhalten. An den Tankstellen schwanken die Preise täglich um bis zu 15 Cent. „Vor allem am späten Vormittag und am späten Nachmittag sind die Spritpreise besonders niedrig“, sagt Vergleichsportal-Chef Bock. (mz)