Deutsche Bank Deutsche Bank: Kapitalerhöhung soll Kehrtwende mit Postbank ermöglichen

Frankfurt - Die Deutsche Bank will das gestiegene Vertrauen an den Finanzmärkten nutzen, um mit frischem Geld von den Anlegern einen erneuten Strategiewechsel einzuleiten. Mit einer Kapitalerhöhung hofft Vorstandschef John Cryan nach Angaben des Unternehmens, acht Milliarden Euro einzusammeln zu können. Weitere Mittel soll ein teilweiser Börsengang der Vermögensverwaltung Deutsche Asset Management einbringen.
Mit diesen Milliardenbeträgen könnten die Frankfurter entgegen früheren Plänen doch die Postbank unter ihrem Dach behalten. Zudem sorgen sie für mehr Stabilität, wenn sie ihre gefährlich niedrigen Kapitalreserven aufstocken.
Noch vor wenigen Monaten hatten Spekulationen die Finanzmärkte erschüttert, die Deutsche Bank könne in eine Schieflage geraten und sei auf Unterstützung der Steuerzahler angewiesen.
Cryan will Gruppe in kleinen Schritten stabilisieren
Cryan leitet damit in zweifacher Hinsicht einen Kurswechsel ein. Eine Kapitalerhöhung hatte er bisher immer wieder ausgeschlossen. Zudem wollte der Brite die von Prozessen und Skandalen und einem enormen Vertrauensverlust erschütterte Gruppe in vielen kleinen Schritten stabilisieren. Nun setzt er offenbar auf einen Befreiungsschlag.
Dabei kommt ihm die vergleichsweise günstige Börsensituation entgegen. Im Herbst war der Aktienkurs der größten Bank Deutschlands auf ein Rekordtief von weniger als zehn Euro abgestürzt. Von diesem niedrigen Niveau aus aber verdoppelte sich der Kurs anschließend beinah. In diesem Umfeld lohnt sich eine Kapitalerhöhung wieder. Darüber hinaus haben Großaktionäre wie das Scheichtum Katar und der chinesische Mischkonzern HNA durchblicken lassen, dass sie bereit sind, sich an einem solchen Schritt zu beteiligen.
Deutsche Bank verfügt nur über kleinen Kapitalpuffer
Diese veränderte Lage erlaubt es Cryan, den Verkauf Postbank abzusagen. Die von seinen Vorgängern angekündigte Trennung von der Tochter hatte er seit seinem Amtsantritt Mitte 2015 kritisch gesehen. Schließlich ist Größe wichtig, um im Privatkundengeschäft die Kosten zu drücken. Zudem wäre ein Börsengang der Postbank oder ein Verkauf an private Investoren für die Deutsche Bank ein schlechtes Geschäft geworden. Sie hätte kaum die sechs Milliarden Euro erlöst, die sie einst für die Bonner Firma bezahlt hatte.
Entsprechend drohten Abschreibungen die Bilanz zu verhageln. Trotz dieser Probleme konnte Cryan lange die Veräußerungs-Pläne nicht ad acta legen. Denn die Deutsche Bank verfügt insgesamt im Vergleich mit den Wettbewerbern über wenig Kapitalpuffer, so dass sie auf frisches Geld angewiesen ist.