1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Deutsche Bahn: Deutsche Bahn: Kampf dem Kabelklau

Deutsche Bahn Deutsche Bahn: Kampf dem Kabelklau

Von Alexander Schierholz 09.04.2013, 10:10
Techniker der Deutschen Bahn verlegen an der Bahnlinie RE 1 zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin unweit dem brandenburgischen Fürstenwalde (Oder-Spree) nach einem Diebstahl neue Kupferkabel.
Techniker der Deutschen Bahn verlegen an der Bahnlinie RE 1 zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin unweit dem brandenburgischen Fürstenwalde (Oder-Spree) nach einem Diebstahl neue Kupferkabel. dpa/ARCHIV Lizenz

Halle/MZ. - 2. April, Halle-Ammendorf: Unbekannte lassen 30 Erdungskabel mitgehen. 4. April, Brieske (Brandenburg): Von Oberleitungsanlagen werden Mastanker abgebaut. 7. April, Güterglück bei Magdeburg: Telekommunikationskabel verschwinden. Drei von unzähligen Fällen von Buntmetalldiebstahl, die der Deutschen Bahn tagtäglich zu schaffen machen. Dennoch kann der Konzern aufatmen: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Diebstähle leicht zurückgegangen.

So meldet die Bahn bundesweit 2 700 Fälle, etwa zehn Prozent weniger als im Jahr zuvor. Auch Sachsen-Anhalt liegt im Trend: Dort schlugen die Metalldiebe im vorigen Jahr 379 Mal zu, 2011 waren noch 550 Diebstähle registriert worden. Dennoch bleibt der Schaden immens: 17 Millionen Euro musste das Unternehmen bundesweit im vergangenen Jahr für Material und Reparaturen ausgeben. Trotz der gesunkenen Zahl der Fälle sind das sogar zwei Millionen Euro mehr als 2011.

240 000 Minuten Verspätung

Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch Zugverspätungen entsteht, ist dabei nicht eingerechnet. Kabelklau betraf 2012 in ganz Deutschland 17 000 Züge, die 240 000 Minuten Verspätung einfuhren. „Die Diebe setzen für ein paar Euro ihr Leben aufs Spiel und verursachen dabei nicht nur einen großen materiellen Schaden für die DB, sondern schaden vor allem unseren Kunden“, beklagt Gerd Neubeck, Leiter der Konzernsicherheit bei der Bahn.

Das Unternehmen führt den Rückgang der Fallzahlen vor allem auf die sogenannte Sicherheitspartnerschaft zurück, die es mit der Telekom, dem Energieversorger RWE und dem Verband Deutsche Metallhändler (VDM) gegründet hat. In einer Art Frühwarnsystem werten die Mitglieder dabei Informationen aus Diebstählen aus und tauschen sie untereinander aus. Die Händler sind einbezogen, um den Weiterverkauf gestohlenen Metalls zu erschweren.

Geklaut wird alles, was sich zu Geld machen lässt: Nach Bahn-Angaben ist neben Aluminum und Bronze vor allem Kupfer bei Dieben begehrt. Eine Tonne Kupfer bringt auf dem Weltmarkt nach VDM-Angaben zwischen 5 700 und 6 500 Euro. Die Täter suchen Baustellen heim, bauen aber auch entlang von Strecken Kabel aus. „Sogar Oberleitungen werden gestohlen“, sagt eine Sprecherin. Das ist allerdings lebensgefährlich: Die Fahrdrähte der Bahn stehen unter 15 000 Volt Spannung.

Stahl statt Kupfer

Bei den Dieben handelt es sich laut Bahn sowohl um Kleinkriminelle als auch um professionelle Banden, die ihre Beute im Ausland losschlagen wollen. Um ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen, setzt das Unternehmen zunehmend auf weniger wertvolle Materialien, etwa Stahl statt Kupfer bei Erdungskabeln.

Zudem hat die Bahn Ende 2011 ein Pilotprojekt gestartet, bei dem Kabel mit synthetisch im Labor hergestellten DNA-Molekülen unverwechselbar gekennzeichnet werden. Buntmetall soll so leichter identifiziert werden können, Diebe sollen abgeschreckt werden. In Sachsen-Anhalt ist die künstliche DNA noch nicht im Einsatz. Derzeit würden aber mehrere Streckenabschnitte dafür vorbereitet, sagt die Bahn-Sprecherin.