Deutsche Bahn Deutsche Bahn: Eine Milliarde Euro für die Sanierung alter Tunnel
Berlin - Die historischen Portale deutscher Eisenbahntunnel sind ein beliebtes Fotomotiv bei Bahn-Fans. Doch auch drinnen sieht es manchmal noch aus wie im Technikmuseum: deutsche Ingenieurbaukunst aus dem 19. Jahrhundert. Mit einem milliardenschweren Investitionsprogramm will die Bahn die historischen Bauwerke nun schneller fit für die Zukunft machen als bisher geplant. Die zusätzlichen Mittel stammen aus dem jüngst beschlossenen Modernisierungsprogramm des Bundes und der Bahn mit einem Gesamtvolumen von 28 Milliarden Euro. Bis 2019 sollen daraus auch 18 alte Tunnel saniert wieder in Betrieb gehen, bis 2024 weitere 36.
695 Eisenbahntunnel durchziehen Deutschland, von kurzen Durchfahrten bis hin zum heutigen Rekordhalter: dem Landrückentunnel auf der Neubaustrecke zwischen Hannover und Würzburg mit stattlichen 10,8 Kilometern Länge, 1988 eröffnet. Doch um moderne Bauwerke geht es nicht beim neuen Tunnel-Programm. „Wenn wir 25 Jahre alte Tunnel erneuern würden, müssten wir uns ernsthaft Gedanken machen, ob wir was falsch gemacht haben“, sagt Jens Müller, Experte für konstruktiven Ingenieurbau bei der DB Netz AG. Denn kaum ein Bahn-Bauwerk altert so langsam wie ein Tunnel. Kaum dem Wetter ausgesetzt, gelten die Röhren als ausgesprochen robust.
Alt aber sicher
Lediglich drei Prozent aller deutschen Bahntunnel zählen nach Angaben des Unternehmens zur Kategorie vier – und damit zur schlechtesten Einstufung beim Bauzustand. „Sie sind aber trotzdem sicher“, betont Bahn-Sprecherin Diana Scharl. Kategorie vier bedeute, dass in den nächsten Jahren etwas passieren muss, wenn keine größeren Schäden an der Substanz auftreten sollen.
2014 lagen die Mittel für die Tunnelsanierungen der Bahn bei rund 125 Millionen Euro. 2018 sollen es bei stufenweiser Anhebung 213 Millionen Euro sein, sagt Tilman Reisbeck, Leiter Fahrwegtechnik bei der DB Netz AG. Insgesamt gebe es rund eine Milliarde Euro für die nächsten fünf Jahre – und damit beinahe eine Verdoppelung des bisherigen Investitionsvolumens. „Damit können wir in den nächsten Jahren deutlich mehr machen“, ergänzt er. Allein die Planung brauche einen Vorlauf von mehreren Jahren.
Lob vom Verkehrsclub Deutschland
Der Verkehrsclub Deutschland wertet das neue Tunnelprogramm positiv: „Endlich ist genügend Geld da“, sagt Bahnreferentin Heidi Tischmann. Bund und Bahn hätten die Sanierung der Infrastruktur jahrelang aufgeschoben. Nach Einschätzung von Gerd Aschoff vom Fahrgastverband Pro Bahn besteht ein Hauptgrund für die Investitionsrückstände bei alten Tunneln darin, „dass es bei fast jedem einzelnen Projekt um Millionenbeträge geht“. Auf historischen Tunnelstrecken führen auch nicht unbedingt viele Züge.
Eine der größten und teuersten Tunnelbaustellen in Deutschland ist der Kaiser-Wilhelm-Tunnel bei Cochem in Rheinland-Pfalz. 1879 ging er auf der landschaftlich reizvollen Moselstrecke von Koblenz nach Trier in Betrieb und hielt mehr als 100 Jahre lang mit 4,2 Kilometern den deutschen Längenrekord. Bereits 2001 begannen die Vorplanungen für eine umfangreiche Erneuerung, inklusive einer neuen zweiten Röhre. „Sanierung heißt, den vorhandenen Tunnel an die aktuellen Vorgaben anzupassen, auch bei der Sicherheit“, sagt Bahn-Experte Müller. „Also nicht einfach nur neuen Beton und Putz aufbringen.“ Aus einer Röhre mit zwei Gleisen würden oft zwei Röhren mit jeweils einem Gleis. Das hat seinen Preis: Mehr als 200 Millionen Euro werden bis Ende 2016 allein in den Kaiser-Wilhelm-Tunnel fließen. (dpa)