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Das schönste Auto der DDR Das schönste Auto der DDR: Warum der legendäre Wartburg 313 bis heute viele Fans hat

Von Steffen Könau 19.05.2019, 10:00
Der Neumann-313/1, ein Einzelstück
Der Neumann-313/1, ein Einzelstück dpa

Halle (Saale) - Die Geschichte des schönsten Autos des Sozialismus beginnt mit einem Notfall. Manfred und Erhard Neumann, Söhne des Spremberger Karosseriebauers Wilhelm Neumann, benötigen Mitte der 50er Jahre dringend ein Projekt, damit Manfred seine Meisterprüfung ablegen kann.

Irgendwo wird ein altes VW-Kübel-Fahrwerk von 1944 aufgetrieben. Erhard Neumann entwirft eine neue Karosserie für die Allerweltsplattform. Und Manfred Neumann beginnt, auf die marode Fahrzeugruine eine neue Außenhaut zu dengeln. Heraus kommt ein Gefährt, das später schlicht „der Schwarze“ genannt wird, weil es keinen Namen hat, aber eben schwarz ist.

Aller Anfang...: Der „Schwarze“ war zunächst ein Einzelstück ohne Zulassung

Und elegant, verglichen mit den sonstigen Erzeugnissen des DDR-Fahrzeugbaus. Der „Schwarze“, ein Einzelstück ohne Zulassung, schafft es auf die Titelseiten von Fachzeitschriften in Ost und West. Volkswagen im Westen überlegt eine Zeit lang, ob der Wagen in Lizenz gebaut werden kann.

In der DDR reist der spätere oberste Planungschef Erich Apel in die Lausitz, um den Schwarzen anzuschauen, der nun schon Kandidat für eine Serienherstellung ist. Stattdessen aber bekommen die Neumanns einen anderen Auftrag: Sie sollen den Wartburg 313/1, das als Krone des DDR-Automobilbaus geltende Coupé, das Prominente wie Eberhard Cohrs, Otto Grotewohl und Karl-Eduard von Schnitzler fahren, zu einem Viersitzer ausbauen.

New York schwärmt von Wartburg als „schönstem europäischen Pkw“

Nichts leichter als das. Die Neumanns verlegen den Tank weiter nach hinten und sie kürzen Lenksäule und Schaltgestänge. Dadurch rutschen die Sitze nach vorn, für den Fahrer gibt es deshalb ein unten abgeflachtes Lenkrad, das das Einsteigen erleichtern soll. Die Vordersitze sind umklappbar, so dass der Neumann-313 wie heute der Tesla zum Campingmobil wird.

Dennoch besteht das Fahrzeug nahezu komplett aus normalen Serienteilen des 313. Die Zeitung „Deutscher Straßenverkehr“ lobt die Weiterentwicklung des Edelsportwagens aus Eisenach, durch die der „Wagen zweifellos auch äußerlich gewonnen“ habe. „Unsere Automobilindustrie sollte sich auf solche schöpferischen Kräfte stärker stützen“, empfiehlt das Blatt im Frühjahr 1959, als das Serienmodell des 313/1 in New York gerade als „Schönster europäischer Pkw“ ausgezeichnet worden ist.

Neumann-Umbau des 313/1 blieb Unikat

Nicht viel mehr als 400 Exemplare sind da hergestellt, verkauft nicht nur in der DDR und Europa, sondern in acht Fällen bis in die USA. Jetzt noch ein Viersitzer nach Neumann-Vorlage und ein Umbau der an Manufakturarbeit erinnernden Herstellung im Karosseriewerk Dresden auf Fließbandarbeit, und die DDR hätte einen Exporthit für den globalen Automarkt.

Doch es kommt anders. Der Neumann-Umbau des 313/1 bleibt ein Unikat. Die Serienherstellung wird abgesagt. Wenig später fällt sogar die komplette 313/1-Sportwagenreihe einer Bereinigung der Eisenacher Typenpalette zum Opfer. Später wird zwar noch versucht, mit dem Sportwagen 313/2 einen Nachfolger zu entwerfen. Der aber kommt nie über die Prototyp-Phase hinaus. (mz)