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Cebit  Cebit : Software-Unternehmen aus Sachsen-Anhalt stellen ihre Innovationen vor

Von JOACHIM GÖRES 08.03.2013, 18:47

HANNVOER/MZ - Mehr als 150 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2012 erzielte die deutsche Informations- und Telekommunikationsbranche. Für dieses Jahr erwartet der Branchenverband Bitkom ein Plus von 1,4 Prozent. Das könnte nach Ansicht von Experten aber noch deutlich höher ausfallen, wenn es genügend Fachkräfte gäbe. Denn derzeit sind bei Computerherstellern, Softwarehäusern und Dienstleistern 45 000 Stellen frei.

Gleichzeitig scheint der Boom der Vorjahre zum Teil vorbei zu sein: Die Zuwächse in der Branche sind außerhalb Europas deutlich höher, die Einstiegsgehälter steigen nicht mehr so schnell wie früher, und es gibt auch Entlassungen wie etwa bei Hewlett-Packard in Rüsselsheim (Hessen), wo 800 Menschen ihren Job verlieren. Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich die Stimmung auf der Computerfachmesse Cebit in Hannover, auf der bis zum Samstag mehr als 4 000 Aussteller aus 70 Ländern ihre neuesten Produkte zeigen, darunter auch einige aus der Region.

„Der Markt ist stark im Umbruch, aber er wächst“, sagt Stefan Kahlert, Leiter der Abteilung eGovernment der Gisa GmbH aus Halle, wo 400 der 540 Mitarbeiter beschäftigt sind. Der IT-Dienstleister, der mehrheitlich dem Energieversorger Envia-M aus Chemnitz gehört, ist in erster Linie als Berater und Entwickler für IT-Lösungen für Energieunternehmen tätig, bis hin zum Betrieb der kompletten IT-Infrastruktur. Auf der Cebit präsentiert sich Gisa als Partner für öffentliche Auftraggeber mit Themen wie der elektronischen Akte.

Zu den Kunden zählen unter anderem das sächsische Justizministerium und die Berliner Senatskanzlei. „Wir wollen in Hannover neue Kontakte zu großen Kommunen sowie zu Landesministerien knüpfen. Der erste Messetag war wie üblich recht ruhig, das wird erfahrungsgemäß noch mehr“, sagt Kahlert. Der Jahresumsatz des Unternehmens lag zuletzt bei 84 Millionen Euro, Tendenz stabil.

Die Digitrade GmbH aus Teutschenthal (Saalekreis) entwickelt und vertreibt verschlüsselte Festplatten, Kostenpunkt zwischen 80 und 1 500 Euro. „Das ist noch ein Nischenmarkt mit einer stark wachsenden Nachfrage, denn Computersicherheit spielt eine immer größere Rolle“, sagt André Gimbut, Leiter der Entwicklungsabteilung. Zu den Kunden der externen Festplatten zählen Privatpersonen, Selbstständige und größere Unternehmen. Allerdings nicht in den USA und in China - dort sind laut Gimbut verschlüsselte Festplatten, die technisch nicht entschlüsselt werden können, aus Gründen der nationalen Sicherheit verboten. „Die Cebit ist für uns eine sehr wichtige Messe, denn hier kommt man sowohl mit Systemhäusern als auch mit Unternehmen ins Gespräch“, sagt Gimbut. 15 Beschäftigte erwirtschafteten 2012 einen Umsatz von zwei Millionen Euro, für 2013 werden 2,5 Millionen Euro angestrebt.

„Wir sind erstmals auf der Cebit mit einem eigenen Stand vertreten und mit dem Messebeginn ganz zufrieden“, sagt Katja Günther, Serviceleiterin der brain-SCC GmbH aus Merseburg (Saalekreis). Der Softwareentwickler mit einem konstanten Jahresumsatz von rund einer Million Euro arbeitet vor allem als Dienstleister für Kommunen und Bundesländer. Internetportale und Apps für das Smartphone werden im öffentlichen Auftrag entwickelt. Die Kunden kommen aus Niedersachsen und den meisten ostdeutschen Ländern. In Sachsen-Anhalt bieten Halberstadt und Wernigerode mit Hilfe von brain-SCC eine Stadt-App an.

„Gemeinden im Westen legen mehr Wert auf eine gute Präsentation im Internet, das hat nicht unbedingt mit der besseren finanziellen Lage zu tun“, sagt Günther, eine von 30 Angestellten. Auf der Cebit wird an ihrem Stand eine Handwerker-App freigeschaltet, mit der Bürger aus dem Harz künftig auf ihrem Smartphone nach einem Handwerker in ihrer Region suchen können.

In den letzten Jahren spielte auf der Cebit auch das Thema green IT eine große Rolle - wie kann der Energieverbrauch von Rechenzentren gesenkt, wie der Einsatz von knappen Ressourcen bei der Produktion von Computern und anderen Geräten reduziert werden.

Dieses Mal steht dieses Thema nicht im Mittelpunkt - aber nicht, weil es nicht mehr aktuell ist, im Gegenteil. „Die erste Verantwortung wäre, die Geräte so lang wie möglich zu nutzen und sich nicht mehr von Herstellern nötigen zu lassen, funktionierende Hardware zu beseitigen“, sagt Lorenz Hilty, Professor für Informatik aus Zürich, in der Fachzeitung VDI Nachrichten.

Obwohl ein Transistor auf einem Mikrochip heute 5 000 Mal weniger elektrische Leistung benötigt als vor 40 Jahren, hat der Gesamtverbrauch durch die steigende Anzahl der Geräte deutlich zugelegt. „Solange alles noch schneller billiger wird als energieeffizienter, können wir das Wachstum des Energieverbrauchs nicht aufhalten“, meint Hilty.