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Briefe Briefe: Wie die Post eine mögliche Portoerhöhung begründet

Von Timot Szent-Ivanyi 04.08.2016, 09:29
Bei der Post könnte es eine Erhöhung des Portos geben.
Bei der Post könnte es eine Erhöhung des Portos geben. dpa-Zentralbild

Berlin - Die Post ruft nach der nächsten Portoerhöhung, obwohl erst zum Jahresanfang kräftig an der Preisschreibe gedreht worden war. Wie wahrscheinlich ist, dass die Postkunden schon bald tiefer in die Tasche greifen müssen?

Wie hoch ist das Briefporto derzeit?

Die Beförderung eines Standardbriefes bis 20 Gramm kostet aktuell 70 Cent. Bis Ende 2015 betrug das Porto noch 62 Cent. Die Anhebung zum Jahresanfang  war die vierte Preiserhöhung seit 2012. Damals betrug das Porto noch 55 Cent.

Wie begründet die Post die Forderung nach einem höheren Briefporto?

Im europäischen Durchschnitt koste ein Brief 80 Cent - das wäre sicher auch im wirtschaftlich stärksten Land Europas zu verkraften, sagte Konzernvorstand Jürgen Gerdes der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Gemessen am umfassenden Service-Angebot der Post sei der Brief in Deutschland immer noch sehr preiswert, argumentiert der Post-Vorstand. Er verweist zudem auf die Sicherung von 180.000 Arbeitsplätzen bei der Post.

Kann die Post die Preise nach Belieben erhöhen?

Nein. Die Post wird von einer staatlichen Aufsicht, der Bundesnetzagentur kontrolliert. Sie muss den Preisen zustimmen.  Für die maximal mögliche Erhöhung des Portos gilt eine Berechnungsformel. Grundlage ist die Inflationsrate abzüglich eines Faktors für den Produktivitätsfortschritt.

Hinzu gerechnet wird eine Gewinnmarge, die dem Unternehmen zugebilligt wird. Maßstab sind dabei mittlerweile die Profite, die Postdienstleister in anderen EU-Staaten erwirtschaften. Diese Änderung hatte die schwarz-rote Bundesregierung 2015 beschlossen und damit den Spielraum für Erhöhungen ausgeweitet.

Wäre eine Porterhöhung gerechtfertigt?

Der Verband der Postnutzer DVPT hatte schon die letzte Erhöhung als überzogen kritisiert. Die Bundesnetzagentur genehmigt das Porto von 70 Cent zwar, sprach aber ebenfalls von einer „deutlichen Preiserhöhung“. Es untersagte der Post, vor Ende 2018 neue Preisanträge zu stellen.

Solange sind die Verbraucher also vor neuen Erhöhungen geschützt. Ob die Netzagentur dann eine Anhebung auf 80 Cent genehmigen könnte, ist angesichts der weiterhin sehr niedrigen Inflationsrate zumindest fraglich.

Wie ist überhaupt die wirtschaftliche Lage der Post?

Die Post hatte im ersten Quartal des Jahres das beste Ergebnis ihrer Unternehmensgeschichte erzielt. Der Überschuss sprang um ein Drittel auf 640 Millionen Euro. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hatte offenbar die Porterhöhung zum Jahresanfang. Der Verband der Postnutzer DVPT geht davon aus, dass das Porto zumindest einer der größten, wenn nicht der größte  Gewinnbringer für den Konzern ist.

Die Deutsche Post dominiert hier mit einem Marktanteil von 90 Prozent. Die Postkonkurrenten werfen der Bundesregierung schon lange vor, dass sie die Post mit jüngsten Bestimmungen für die Berechnung des Portos unterstützt – vor dem Hintergrund, dass der Bund über die Förderbank KfW noch rund 20 Prozent der Post-Aktien hält.

Die Gewinne aus dem Briefgeschäft würden dafür verwendet, das  Paketgeschäft zu subventionieren, in dem harter Wettbewerb herrscht, argumentieren die Konkurrenten.