Brasilianer wollen Chiquita kaufen Brasilianer wollen Chiquita kaufen: Alles Banane?

Was ist auf dem Bananenmarkt los?
Das Geschäft mit Bananen gilt als wichtigste Sparte im weltweiten Obsthandel. Vier Unternehmen dominieren: Dole ist bislang der Weltmarktführer. Hinzu kommen Del Monte, Chiquita und Fyffes (wichtigste Marke Sol). Im März beschlossen Chiquita und Fyffes eine Fusion durch einen Aktientausch. Dadurch wäre eine neue Nummer eins entstanden, mit einem Umsatz von 3,3 Milliarden Euro. Etwa 160 Millionen Kisten Bananen wollte die neue Firma jährlich in mehr als 70 Ländern verkaufen. Die Manager versprachen sich durch die Verschmelzung massive Kostensenkungen. Um Steuern zu sparen, sollte der Sitz in Irland sein, wo Fyffes schon jetzt zu Hause ist. Chiquita ist bislang genau wie Dole und Del Monte ein US-Konzern.
Wer kommt jetzt dazwischen?
Zwei ältere Herren aus Brasilien: Der 75-jährige Joseph Safra und José Luis Cutrale (65). Sie haben gemeinsam über ihre Firmen ein attraktives Übernahmeangebot für Chiquita gemacht. Sie bieten den Aktionären 13 Dollar pro Anteilschein. Das entspricht einem Aufschlag von 29 Prozent zum Kurs vom vorigen Freitag. Zu Safras Firmenimperium gehören mehrere Banken und Immobiliengesellschaften. Sein Vermögen wird auf rund 13 Milliarden Dollar geschätzt. Cutrale wird auch der Orangenkönig genannt. Er kontrolliert nach Angaben der Finanznachrichtenagentur Bloomberg etwa ein Drittel des globalen Orangensaftmarktes, dessen Volumen jährlich bei fünf Milliarden Dollar liegt.
Was steckt hinter diesem Deal?
Safra dient offenbar nur als Finanzier des Deals, ins operative Geschäft dürfte er sich nicht einmischen. Cutrale ist weltweit auch im Geschäft mit Äpfeln, Zitronen, Sojabohnen und Pfirsichen aktiv. Das Unternehmen offeriere Chiquita große Erfahrungen in allen Aspekten der Wertschöpfungskette bei Früchten und Säften, heißt es in der Übernahmeofferte, die am Montag schriftlich vorgelegt wurde. Zahlreiche Aspekte dürften eine Rolle spielen. Cutrale hat große Erfahrung in der Verarbeitung von Obst. Das ist ein Geschäftsfeld, das bei Chiquita ausbaufähig ist. Etwa mit einem Produkt, das in jüngster Zeit in der westlichen Welt massiv an Bedeutung gewonnen hat: Smoothies. Das sind Mischungen aus verschiedener Früchten, die pürriert und mit Saft vermischt werden. Bananen und Orangen zählen zu den wichtigsten Bestandteilen.
Was macht Chiquita so attraktiv?
Chiquita ist in vielen Ländern der Welt die bekannteste Bananenmarke. Womöglich will Cutrale das Label für neue Produkte, aber auch für den Zugang zu Märkten nutzen, auf denen er bislang nicht aktiv war. Für die Brasilianer dürfe Chiquita zudem interessant sein, weil das Unternehmen über große Erfahrung im Bananenanbau in Mittel- und Südamerika verfügt. Die Firma betreibt unter anderem in Costa Rica, Guatemala, Panama, Honduras und Kolumbien Plantagen. Zugleich gab es aber viel Kritik bei den Aktivitäten in diesen Ländern. Gewerkschaftsaktivisten warfen Chiquita ausbeuterische Methoden schwere Verstöße gegen arbeitsrechtliche Standards vor. Umweltschützer kritisierten den massiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Zudem soll der Konzern in Kolumbien die paramilitärische Terrororganisation AUC unterstützt haben. Inzwischen geht Chiquita einen Kulturwandel an, will in den Ländern künftig nachhaltig produzieren.
Welche Auswirkungen hätte eine Übernahme für die Konsumenten hierzulande?
Das lässt sich derzeit nur schwer abschätzen. Ganz sicher zielt der Deal aber auch darauf ab, dass die Manager von Cutrale künftig bei Verhandlungen mit Einzelhändlern über Konditionen für Obst- und Saftlieferungen eine stärkere Position hätte – das ergibt sich allein durch das größere Volumen an Waren, das die Brasilianer zu bieten hätten. Dies könnte darauf hinauslaufen, dass Händler Obst teurer einkaufen und dann eventuell auch teurer verkaufen müssen. Das ist aber kein Automatismus, da bei Endkundenpreisen sehr viele Faktoren zusammenkommen.