Bodenpreise steigen Bodenpreise steigen: Spekulation mit dem Acker?

Halle (Saale) - Die Preise für Ackerland kennen in Sachsen-Anhalt seit Jahren nur eine Richtung: steil nach oben. Die bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltung GmbH - kurz BVVG - privatisierte Agrarflächen im vergangenen Jahr für einen Durchschnittspreis von 23 361 Euro je Hektar. Das ist ein Plus von 21 Prozent zum Vorjahr. Gegenüber 2008 haben sich die Preise annähernd verdreifacht. Landwirte und Sachsen-Anhalts Agrarminister Herrmann Onko Aeikens (CDU) kritisieren, dass finanzstarke Investoren, die nicht aus der Landwirtschaft stammen, die Preise nach oben treiben. Ist Acker zum Spekulationsobjekt geworden?
Kritik am Auktionsverfahren
Die BVVG-Spitze in Sachsen-Anhalt will diese These nicht stützen. Im vergangenen Jahr verkaufte die Gesellschaft 6 500 Hektar Fläche, davon 5 400 Hektar Ackerland. Ein Hektar entspricht etwa der Größe eines Fußballfeldes. „Mehr als 80 Prozent des Bodens haben ortsansässige Landwirte oder Alteigentümer erworben“, sagte Arnfried Knüpfer, Leiter der BVVG Niederlassung Halle. Die ausgeschriebenen Ackerflächen hätten eine durchschnittliche Größe von zwölf bis 13 Hektar gehabt. „Für große Investoren sind diese uninteressant“, sagt Knüpfer.
Bio-Landwirt Klaus Feick aus Greifenhagen (Landkreis Mansfeld-Südharz) sagt dagegen: Hinter vielen landwirtschaftlichen Betrieben stünden große Investoren als Gesellschafter. „Landwirte können bei diesen Preisen längst nicht mehr mithalten“, so der Landeschef des Biolandbau-Verbandes „Bioland“. Feick kritisiert vor allem, dass die BVVG viele Flächen im Auktionsverfahren verkauft. So würden sich die Preise schnell nach oben schaukeln. „Andere Bodeneigentümer ziehen die dort erzielten Preise dann als Referenz für eigene Verkäufe heran.“
Einige Namen von großen Investoren machen in der Bauernschaft immer wieder die Runde. Dazu zählen die Lindhorst-Gruppe (JLW-Holding AG), KTG-Agrar, die Steinhoff-Gruppe (Brandenburg), MLP (Termühlen) und Fielmann. Wer, wo, was genau kauft, ist allerdings häufig nicht zu ermitteln, da dazu keine Daten erhoben werden.
Sehr rentabel geworden
Der Agrarwissenschaftler Alfons Balmann, Direktor am Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) in Halle, macht ohnehin andere Ursachen für die Preissprünge verantwortlich. „Aufgrund gestiegener Agrarpreise in den vergangenen Jahren ist der Ackerbau sehr rentabel geworden“, sagt Balmann. So erwirtschafteten Haupterwerbsbetriebe in Sachsen-Anhalt im Jahr 2012/2013 eine Grundrente von 602 Euro je Hektar. Nach Abzug von durchschnittlichen Pachtkosten von 236 Euro je Hektar bliebe da ein ordentlicher Gewinn. Nach Ansicht des Agrarexperten sind die Ackerpreise im Land „nicht überzogen“. Angesicht niedriger Kreditzinsen sei der Kauf von Boden lukrativ geworden. Noch immer würden die Preise in den neuen Ländern deutlich unter dem westdeutschen Niveau liegen. In den alten Bundesländern mussten 2013 Käufer für landwirtschaftliche Flächen rund 25 200 Euro je Hektar hinblättern.
BVVG-Niederlassungsleiter Knüpfer weist noch auf einen anderen preissteigernden Faktor hin: „Jeden Tag gehen in Deutschland 70 Hektar Fläche für die landwirtschaftliche Nutzung verloren.“ Vor allem durch Straßen-, Wohnungs-, und Gewerbebau werde viel Fläche versiegelt. Dies führe zu einer Verknappung der Ackerfläche.
Land will BVVG-Flächen
Damit der Boden im Land bei hiesigen Bauern verbleibt, strebt das Magdeburger Landwirtschaftsministerium seit Jahren an, die BVVG-Flächen vom Bund zu übernehmen und selbst zu privatisieren. Zuletzt sprach Aeikens mit Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) darüber. Doch bisher verliefen alle Bemühungen Aeikens in dieser Richtung im Sand. Derzeit besitzt die BVVG in Sachsen-Anhalt noch 44 000 Hektar. Mit jedem Jahr, das vergeht, werden es weniger. Bis 2025 will die BVVG erreichen, was einer Behörde eigentlich zuwiderläuft: Sich selbst abschaffen. (mz)