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Automobil BMW-Werk in Leipzig gelähmt

Von Steffen Höhne 29.05.2017, 18:48
Die Produktion des 2er BMW ist durch fehlende Teile gestört.
Die Produktion des 2er BMW ist durch fehlende Teile gestört. dpa

Halle (Saale) - Wegen fehlender Teile hat an den vergangenen drei Arbeitstagen im Leipziger BMW-Werk die Fertigung der 1er und 2er Modelle geruht. „Am Dienstag soll die Produktion wieder anlaufen“, sagte Unternehmenssprecher Jochen Müller.

Viele Mitarbeiter werden nichts gegen die freien Tage nach Himmelfahrt gehabt haben, für den Autobauer ist der Ausfall jedoch mehr als nur ein Ärgernis.

Denn der Produktionsstopp dauert offenbar länger als zunächst erwartet. Am Montag lieferte BMW-Einkaufsvorstand Markus Duesmann erste Hintergründe: „Unser Lieferant Bosch ist zurzeit nicht in der Lage, uns mit einer ausreichenden Zahl von Lenkgetrieben für die BMW 1er-, 2er-, 3er- und 4er-Reihe zu beliefern.“

BMW-Werke mit Zuliefererproblemen

In München, Leipzig, im Werk Tiexi im chinesischen Shenyang und in Rosslyn in Südafrika sei die Fertigung deshalb stark eingeschränkt. Der Zulieferer Bosch hat nach MZ-Informationen wiederum Probleme mit einem Zulieferer von Gussteilen für die Lenkgetriebe. Ein Fehler zieht sich so durch die Produktionskette.

Bosch ist ein langjähriger und bedeutender Lieferant von BMW. Daher sind die harten Worte von Duesmann nicht zu unterschätzen: „Wir gehen davon aus, dass Bosch als der verantwortliche Lieferant für den uns entstandenen Schaden einstehen wird“, sagte Duesmann. Der Zulieferer arbeite mit Hochdruck daran, die Versorgung mit den Teilen wieder in Gang zu bringen.

BMW schaut sich auch um, kurzfristig andere Zulieferer zu nutzen. Daher laufen in Leipzig die Bänder offenbar schon wieder an, obwohl das Problem noch nicht behoben ist. Wie hoch der Schaden durch die Ausfälle ist, lässt sich noch nicht beziffern.

BMW-Werk Leipzig: Täglich 850 1er und 2er BMW

In Leipzig werden täglich rund 850 1er- und 2er-Modelle gefertigt. Freitag, Samstag und Montag fiel die Produktion aus - sonntags ist ohnehin frei. Die Mitarbeiter nutzten nun Arbeitszeitkonten. In der Zeit wären zweistellige Millionenumsätze erwirtschaftet worden. Die Herstellung der Elektro-Autos BMW i3 und i8 in Leipzig, von denen täglich 150 Stück vom Band rollen, ist dagegen nicht betroffen. BMW-Sprecher Müller geht davon aus, dass die Produktion in den kommenden Wochen aufgeholt werden kann.

Der Fall zeigt einmal mehr, wie verbunden die Autobauer mit ihren Zulieferern sind. „Es herrscht eine gegenseitige Abhängigkeit“, sagt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts an der Uni Duisburg-Essen. Bei BMW gelte seit längerem: möglichst zwei Zulieferer für ein Teil oder zumindest ein Zulieferer mit mindestens zwei Werken. „So lassen sich einzelne Ausfälle kompensieren.“

Risiko: Abhängigkeit von Zulieferer

Für Schlagzeilen sorgte im vergangenen Jahr ein Konflikt von VW mit einem Zulieferer. Christian Vietmeyer vom Verband der Zulieferindustrie sagte: „Nach dem Lieferstopp von Prevent im Streit mit VW wurde über die Abhängigkeit von einem einzigen Zulieferer diskutiert - wie sich das Risiko verringern lässt.“ Weil Teile für Golf und Passat im August 2016 tagelang fehlten, sahen sich 18.000 VW-Arbeiter sogar von Kurzarbeit bedroht. Bei sehr hoch entwickelten, komplexen Teilen arbeiteten Autokonzerne mitunter mit nur einem Zulieferer zusammen, so Vietmeyer.

Das ist auch bei BMW so. Laut Dudenhöffer prüft der Münchner Autobauer genau die finanzielle Lage seiner Zulieferer und welche Qualität die Produkte besitzen. Bei großen Zulieferern wie Bosch, die selbst weltweit tätige Konzerne sind, werde aber darauf vertraut, dass die Lieferungen punktgenau vonstattengehen. (mz)