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Baumarkt-Kette Baumarkt-Kette: Max-Bahr-Märkte sollen weiterarbeiten

26.07.2013, 10:01
Ein Schriftzug weist auf eine Filiale der Baumarkt-Kette Max Bahr hin.
Ein Schriftzug weist auf eine Filiale der Baumarkt-Kette Max Bahr hin. DPA Lizenz

Hambrug/DPA - Mit der Insolvenz der Tochtergesellschaft Max Bahr hat sich die Lage des Praktiker-Konzerns weiter zugespitzt. Noch ist die Zukunft des Unternehmens offen, noch gibt es Hoffnung für die rund 15 000 Beschäftigten in Deutschland. Doch sie schwindet von Tag zu Tag. „Wir wollen den Geschäftsbetrieb stabilisieren und die Warenversorgung sicherstellen“, heißt es aus dem Unternehmen. Und dann einen Investor finden.

Interesse ist da. Konkurrenten wie Hornbach, Obi oder Bauhaus könnten sich die Übernahme einzelner Märkte und Standorte vorstellen. Selbst über Hedgefonds aus dem Ausland wurde schon gemunkelt, die das ganze Unternehmen in der Insolvenz billig kaufen und dann wieder aufpäppeln könnten. Doch das sind alles nur Gerüchte. „Der Investorenprozess hat noch nicht begonnen“, stellt der Sprecher eines der Insolvenzverwalter klar. Erst wenn der Datenraum geöffnet wird und die Interessenten sich die Zahlen ansehen können, erst dann kommen konkrete Angebote. Das dürfte noch Wochen dauern.

Es mehren sich die Anzeichen, dass nur die besten Märkte von Max Bahr und Praktiker eine Chance haben. „Man kann klar von einer Marktsättigung in Deutschland sprechen, dem Eldorado der Heimwerker“, sagt Manuel Jahn, der für das Marktforschungsunternehmen GfK den Bereich der Handelsimmobilien beobachtet. Das Filialnetz von Praktiker sei nicht organisch gewachsen; durch die Übernahme der unterschiedlichsten regionalen Baumarktkonzepte in den vergangenen 30 Jahren sei das Unternehmen schwierig zu führen gewesen. Praktiker habe Standorte falsch ausgesucht, und der vermeintliche Ausweg über Billigpreise habe nur die Margen immer enger gemacht.

„Zwangsläufig mussten Kosten und damit auch die Mitarbeiter pro Filiale immer mehr reduziert werden“, analysiert Jahn. „Der Wunsch der Kunden nach Beratung konnte von dem Unternehmen immer weniger eingelöst werden.“ Erfolg könne sich nur mit einem Konzept einstellen, das klar auf die Wünsche der Konsumenten ausgerichtet sei. „Das wäre die Voraussetzung für einen Neuanfang mit einem rettenden Investor.“

Max Bahr hatte ein solches Konzept wohl auch nicht, denn sonst wäre das Unternehmen nicht überschuldet und zahlungsunfähig. Operativ hat Max Bahr seit Jahren nichts verdient. Im Bericht über das erste Quartal weist Praktiker für den Bereich Max Bahr einen Umsatz von 204 Millionen Euro aus und einen operativen Verlust von 37 Millionen Euro. Ohne Sondereinflüsse sind es 25 Millionen Euro operativer Verlust. Der Umsatz ging flächenbereinigt um 11,4 Prozent zurück. Davon geht ein erheblicher Teil auf das Konto des schlechten Wetters und der ausbleibenden Nachfrage nach Gartenartikeln. Doch das galt auch für andere Baumärkte, die ohne Pleite durch die Flaute des ersten Halbjahres steuern konnten.

Praktiker hatte die norddeutsche Baumarkt-Kette Max Bahr 2007 aus Familienbesitz übernommen. Im Süden Deutschlands ist die Marke weitgehend unbekannt. Sowohl die Gläubiger des Unternehmens als auch die Beschäftigten fürchten nach der Insolvenz von Max Bahr mehr denn je eine Zerschlagung des gesamten Konzerns. Einige Analysten sehen das als durchaus sinnvolle Marktbereinigung in der durch Preiskampf und Marketingdruck geprägten Branche. Auf dem Spiel stehen Tausende von Arbeitsplätzen und mehrere hundert Millionen Euro Anlagekapital.