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Bau-Unternehmen Bau-Unternehmen: Bagger statt Bürgerkrieg für Flüchtlinge bei Papenburg

Von Steffen Höhne 26.01.2016, 10:20
Maximilian Giersch (rechts) erklärt Ayanie Osman Hosh aus Somalia einen Minibagger.
Maximilian Giersch (rechts) erklärt Ayanie Osman Hosh aus Somalia einen Minibagger. dpa Lizenz

Halle (Saale) - In grüner Arbeitshose, gelbem T-Shirt und mit Bauarbeiter-Helm steht Ayanie Osman Hosh auf dem Hof des Bau-Unternehmens Papenburg in Halle. Gerade hat er Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die Hand geschüttelt. Der Regierungschef fragt: „Woher kommen Sie.“ Hosh: „Aus Somalia.“ Haseloff: „Wie lange arbeiten Sie schon hier?“ Hosh: „Seit Dezember.“ Haseloff: „Macht es Spaß?“ Das ganze geht noch rund fünf Minuten so. Haseloffs Interesse ist ganz gezielt, schließlich sollen Hosh und sein Arbeitgeber, das Bauunternehmen Papenburg, Vorzeigecharakter für Sachsen-Anhalt haben. Sie sollten gestern exemplarisch zeigen, wie die Integration von Flüchtlingen gelingen kann.

Zunächst zu Ayanie Osman Hosh. Dieser sagt, dass er seit gut einem Jahr in Deutschland lebt. Der 19-Jährige ist nach eigenen Worten vor den bewaffneten Konflikten in seinem afrikanischen Heimatland geflohen. Über Äthiopien und den Sudan ist er nach Libyen gelaufen und gefahren. Dann weiter über das Mittelmeer nach Italien und schließlich in Halle gelandet. In der Saalestadt hat er sofort Sprachkurse belegt. Deutsch kommt ihm schon gut über die Lippen. Bei Papenburg absolviert er seit Dezember ein Praktikum auf einem Bauhof. Sein Ziel ist es, in einigen Monaten bei Papenburg eine Lehre im Hochbau zu beginnen.

Größtes mittelständische Bau-Unternehmen in der Region

Papenburg ist das größte mittelständischen Bau-Unternehmen in der Region. Mehr als 3.500 Mitarbeiter beschäftigt die Gruppe bundesweit. Geschäftsführer Klaus Papenburg sagt, er habe in den nächsten Monaten Bedarf für rund 100 Lkw-Fahrer, könne diese aber nicht finden. Laut Papenburg würden einige deutsche Speditionen ihre Lkw-Flotten ins osteuropäische Ausland ausflaggen, um noch Fahrer zu bekommen. Allein am Standort Halle bildet die Firma auch rund 100 Lehrlinge aus. „Doch auch damit können wir unseren Bedarf nicht decken“, so Papenburg. Also stellt er nun als einer der ersten Unternehmer im Land rund 30 Flüchtlinge als Praktikanten ein. Geschäftsführerin Angela Papenburg erklärt, dass die Jugendlichen, die vor allem aus Syrien kommen, in der Woche einen Tag Sprachkurs und einen Tag Theorie hätten. Drei Tage würden sie im Unternehmen arbeiten. Sie sollen, je nach Sprachkenntnissen, in den kommenden Monaten eine Lehre beginnen. Das Unternehmen plane neben Lkw-Fahrern auch in den Bereichen Betonwerker, Baumaschinist und Bauhelfer Asylsuchende auszubilden. Papenburg arbeitet dafür mit der Agentur für Arbeit zusammen. Da dort die Programme aber erst im März starten, zahlt die Bau-Firma zunächst aus eigener Tasche.

Mit der Integration von Ausländern hat Klaus Papenburg gute Erfahrungen gemacht. „Vor Jahren haben bei uns Mitarbeiter aus Südost-Europa und Russland-Deutsche angefangen“, erzählt der Unternehmer. Einige von diesen seien wieder in ihren Heimatländern. „Doch wir machen heute dort Geschäfte mit ihnen“, so Papenburg, der unter anderem Bau-Aufträge in Kasachstan nennt.

Laut der Ausländerbeauftragten der halleschen Arbeitsagentur, Kerstin Majewski, sind viele der jungen Syrer in den Sprachkursen hoch motiviert. Zudem sei das Schulsystem des Staates bis zum Kriegsausbruch eines der besten in der arabischen Welt gewesen.

Der Somalier Hosh ist überzeugt, dass er die Arbeit bei Papenburg schafft. Sorge bereitet ihm, dass sein Asylantrag noch nicht bestätigt wurde. Regelrecht Angst hat er vor einer Abschiebung. Er glaubt, je besser er in Deutschland beruflich vorankommt, desto besser sind seine Chancen, hier zu bleiben. Sicher ist das nicht. Doch er und die Firma Papenburg arbeiten daran. (mz)