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Banknoten Banknoten: Abschaffung der 500-Euro-Scheine würde 500 Millionen Euro kosten

Von Peter Berger 08.04.2016, 17:29
Attraktiv für Kriminelle und Geldwäscher: Die EZB will den 500-Euro-Schein abschaffen.
Attraktiv für Kriminelle und Geldwäscher: Die EZB will den 500-Euro-Schein abschaffen. dpa

Weg mit dem 500-Euro-Schein: Das fordert die Europäische Zentralbank (EZB) und hat bereits einen Grundsatzbeschluss dazu gefasst. Doch wie soll das gehen? Teuer wird es auf jeden Fall. Nach Schätzungen von Fachleuten der EZB und der nationalen Notenbank dürfte die Abschaffung des größten Geldscheins, der bei Kriminellen sehr beliebt ist, mindestens 500 Millionen Euro kosten, so ein Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Wie viele 500-Euro-Scheine sind eigentlich im Umlauf?

614 Millionen mit einem Wert von 306,8 Milliarden Euro. Die Scheine machen nur 3,2 Prozent aller Euro-Noten aus, aber 28,3 Prozent des gesamten Bargeld-Werts. Als Zahlungsmittel ist der 500er fast bedeutungslos. Er dient vor allem zur Hortung von Bargeldvermögen oder für illegale Geschäfte. Schätzungen zufolge kursieren etwa 25 Prozent aller 500-Euro-Scheine außerhalb der Euro-Zone.

Wie kann man eine Banknote abschaffen?

Dazu gibt es Wege: Die Notenbanken drucken keine neuen Scheine mehr und warten ab, bis die alten vom Markt verschwinden. Das wäre gerade beim 500er ein langer Weg, weil er kaum genutzt wird. Die EZB kann auch einen Stichtag festsetzen, ab dem der Schein kein Zahlungsmittel mehr ist.

Welche Folge hätte das?

Nach Ablauf des Stichtags wäre der Schein wertlos. Das käme allen entgegen, die Geldwäschern das Handwerk legen wollen. Diese wären gezwungen, die 500er rechtzeitig loszuwerden. Der Banknoten-Ausschuss der EZB muss entscheiden, welche Variante er wählt.

Kann die EZB das im Alleingang entscheiden?

Ja. Mit Mehrheitsbeschluss. Die Nationalstaaten haben keinen Einfluss darauf.

Müssen sich dann alle Länder danach richten?

Nein. Auch bei der Einführung des Euro gab es unterschiedliche Regelungen. Bei der Bundesbank kann man bis heute noch alte D-Mark-Scheine umtauschen. In Frankreich, Italien, Finnland und Griechenland geht das mit den alten Währungen nicht mehr. Dort sind die alten Scheine wertlos. In fünf weiteren Ländern endet die Frist in den kommenden Jahren.

Wie würde sich die Bundesbank verhalten?

Sie gibt keinen Kommentar ab, verweist auf die EZB. Was die D-Mark angeht, sind noch 13 Milliarden im Umlauf, was einem Wert von 6,6 Milliarden Euro entspricht. Weil die EZB mit der Abschaffung des 500-Euro-Scheins vor allem Geldwäsche bekämpfen will, ist es unwahrscheinlich, dass die Bundesbank auf die Umtauschfrist verzichtet. Denkbar wäre, dass Sicherheitsvorkehrungen eingeführt werden. Bereits jetzt muss jeder, der D-Mark im Wert von mehr als 1000 Euro eintauscht, Angaben zur Person und zur Herkunft des Geldes machen.

Wie viele Banknoten müssten gedruckt werden, um den 500er zu ersetzen?

Das ist schwer zu beantworten. Es dürften mehrere Milliarden sein. Je schneller die Umstellung, desto teurer dürfte es werden. Allein die Druckkosten belaufen sich auf mindestens 500 Millionen Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Vernichtung der Scheine und die Bereitstellung von 100- und 200-Euro-Noten. Gegen die schnelle Abschaffung des 500-Euro-Scheins spricht auch, dass 2017 eine 50-Euro-Note mit neuen Sicherheitsmerkmalen eingeführt wird. Sie macht knapp 45 Prozent aller Euro-Scheine aus. Neue 100- und 200-Euro-Scheine sollen in den kommenden Jahren folgen.

Wer müsste die Kosten für die Abschaffung des Scheins tragen?

Die nationalen Notenbanken. Schließlich drucken sie die Scheine im Auftrag der EZB. Die Bundesbank müsste etwa 25 Prozent der Kosten tragen.

Würde die Abschaffung Kriminellen das Geschäft erschweren?

Experten bestätigen das, aber die organisierte Kriminalität wird wohl neue Wege finden, sich zu finanzieren. Digitale Währungen wie Bitcoin sowie Gold und Diamanten gewinnen an Bedeutung. Außerdem bleibt die Möglichkeit, kleinere Scheine zu benutzen.

Wie ließe sich der Umtausch kontrollieren?

Bereits jetzt greift bei Einzahlungen von Barbeträgen über 15 000 Euro das Geldwäschegesetz. Der Umtausch von alten DM-Beständen ist in Deutschland auch per Postsendung möglich, wenn der Absender seine Identität preisgibt. Dass die EZB einen Umtausch der 500-Euro-Noten per Post gestatten würde, ist unwahrscheinlich.