Bankautomat Bankautomat: Handauflegen schützt vor Kartenbetrügern
Frankfurt/Main/dpa. - Der Schock kommt spät, aber heftig. Ein paar tausend Euro fehlen auf dem Konto, obwohl der Inhaber gar nichts abgehoben hat. In solchen Fällen ist es wahrscheinlich, dass Betrüger am Werke waren.
Bevorzugte Opfer sind die Nutzer von Geldautomaten. Die Täter spionieren an manipulierten Automaten die Daten der EC-Karte aus und verschaffen sich so Zugang zu anderer Leute Geld.
Minikamera, Lesegerät, Sender und Laptop gehören zur Ausstattung der Täter, erklärt der Leiter des Betrugskommissariats «Unbare Zahlungsmittel» bei der Polizei in Frankfurt, Gerd Götz. Im Sommer 2004 nahmen seine Beamten eine Bande fest, die an einem präparierten Geldautomaten tagelang die Sicherheitscodes ausgespäht hatte.
Mit Hilfe eines am Einzugschlitz installierten Geräts gelangten die Betrüger an die Kartendaten, eine versteckte Minikamera filmte die Eingabe der persönlichen Identifikationsnummer (Pin) durch den Kontobesitzer, ein Sender übertrug die Angaben auf den Laptop. Die mailten die Daten an Komplizen ins Ausland. «Innerhalb einer halben Stunde wird dann mit einer Dublette Geld abgehoben», erzählt Götz.
Das Geldinstitut ersetzte die Schäden aus Kulanz. «Sind Manipulationen feststellbar, wird zu 100 Prozent erstattet», versichert Margit Schneider von Euro Kartensysteme. Laut Schneider werden Geldinstitute wach, wenn zwei Reklamationen an einem Tag für einen Automaten eingehen. Umgehend beginnen dann Ermittlungen.
Betrüger legen es darauf an, schnell möglichst viele Daten zu bekommen. Besonders wachsam sollten Verbraucher deshalb an stark besuchten Geldautomaten sein. Ausspähziele im Inland sind Geräte an Orten mit viel Publikumsverkehr, viel Laufkundschaft oder in der Nähe von Volksfesten, im Ausland sind es solche in Touristenzentren.
Aufgrund eines Sicherheitscodes auf dem Original funktioniert die Dubletten-Masche in Deutschland nicht. Dafür gehen Tätergruppen mit gestohlenen Karten zum Einkaufen. Sie nutzen das Lastschriftverfahren aus, bei dem Geschäfte auf die Eingabe der Geheimnummer verzichten.
Beim Eintippen der Pin sollte mit einer Hand die Tastatur verdeckt werden, rät Margit Schneider. Auch Götz empfiehlt, sich bei der Eingabe weder über die Schulter noch auf die Finger sehen zu lassen. Auf keinen Fall sollte die Geheimnummer an der Eingangstür zum Geldautomaten eingegeben werden. Bleibt die Plastikkarte stecken oder erscheint der Schlitz besonders groß, ist dies ebenfalls verdächtig.
Zur Sicherheit der Pin gibt es unter Gutachtern unterschiedliche Ansichten: Das Amtsgericht Frankfurt bezweifelte sie jüngst (Az.: 30 C 1531/04-75). Meist setzt sich jedoch die Ansicht der Banken durch. So scheiterte die Klage einer Frau vor dem Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe (Az.: XI ZR 210/03).
Ihr war die Plastikkarte gestohlen worden, danach wurden mit EC-Karte und Eingabe der richtigen Pin 2000 Mark aus Automaten gezogen. Die Klägerin konnte beweisen, dass sie das Geld nicht mit Hilfe von Komplizen abgehoben hatte. Laut BGH sprach aber «der Beweis des ersten Anscheins» dafür, dass die Frau die Nummer auf der Karte vermerkt oder zusammen damit verwahrt hatte.
Sicherheitshalber sollten Verbraucher die Pin nirgendwo notieren. Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf rät, den Bankbrief mit der Pin zu vernichten oder allenfalls zuhause gut versteckt zu verwahren. Auf einen Zettel im Portemonnaie oder die Rückseite der EC-Karte gehöre die Geheimnummer auf keinen Fall. Gestohlene Karten sollten sofort gesperrt werden. Von Mitte des Jahres an wird das Sperren auch von EC-Karten über die bundeseinheitliche Telefonnummer 11 61 16 möglich sein.