Pkw-Zulassungen Auto-Zulassungen: So trickst sich die Autobranche die Statistik schön

Die Autobauer und Händler agieren immer mehr mit Eigenzulassungen. Sie schönen damit die offiziellen Statistiken. Wir erläutern, was dies auch für die Käufer bedeutet.
Wie sehen die offiziellen Zahlen aus?
In den vergangenen Tagen hat die Autobranche die offiziellen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes gefeiert. Im Januar wurden 3,3 Prozent mehr Pkw als im Vorjahresmonat auf die Straße gebracht. Im Februar waren es sogar gut zwölf Prozent mehr. Das wurde als Erfolg gefeiert. Damit soll gute Laune verbreitet werden.
Wie ist die tatsächliche Lage?
Die Lage ist erheblich schlechter als die Stimmung, die verbreitet werden soll „Die schönen Neuzulassungszahlen im deutschen Automarkt sind zu großen Teilen getürkt, sprich: hinter den Zahlen stehen keine echten Kunden, sondern die Autobauer und Händler“, schreibt der Automobilwissenschaftler Ferdinand Dudenhöffer.
Was ist damit gemeint?
Nach Dudenhöffers Berechnungen wurde im Januar die höchste Eigenzulassungsquote in Deutschland seit 2007 erreicht. Mit rund 35 Prozent wurde mehr als jeder dritte Neuwagen von einem Händler oder einem Hersteller zugelassen. Das ist ein Indikator für einen gestiegenen Preisdruck in der Branche: Den Herstellern und Händlern gelingt es nicht, die erhoffte Anzahl an neuen Fahrzeugen an den Kunden zu bringen. Um riesige Lagerbestände zu vermeiden, die den Rabattdruck noch zusätzlich erhöhen würden, werden die Autos zugelassen, um sie dann als junge Gebrauchte, als Vorführ- oder Dienstwagen auf dem Second-Hand-Markt loszuschlagen.
Was bringt es Autos in den Gebrauchtwagenmarkt zu schieben?
Die Autos können so mit erheblichen Nachlässen verkauft werden, mehr als 20 Prozent sind die Regel. So wird der Absatz gefördert. Es ist zugleich eine Art Notwehrreaktion, die letztlich auch dazu dienen soll, das Neuwagengeschäft zu stabilisieren, indem Autos in den Gebrauchtwagenmarkt geschoben werden, der die Funktion eines Ventils hat. Besonders krass fiel das zuletzt bei Seat und Kia aus.
Von beiden Marken wurde mehr als die Hälfte der Fahrzeuge als Eigenzulassung auf den Markt gebracht. Bemerkenswert ist auch, dass im Januar mehr Pkw von Händler und Herstellern als von Privatkunden zugelassen wurden. Letztere kommen nämlich auf einen Anteil von nur noch knapp 31 Prozent.
Wird dies zum Dauerzustand?
Es gibt über einen längeren Zeitraum betrachtet punktuell immer wieder heftige Schwankungen beim Anteil der Eigenzulassungen. Aber der langfristige Trend zeigt über zehn Jahre, dass das Niveau steigt. Das bedeutet, dass es für die Autobranche immer schwerer wird, die Fahrzeuge zu den sogenannten Listenpreisen zu verkaufen. Einer der Gründe dafür dürfte auch sein, dass Autos ganz schlicht immer teurer angeboten werden, wobei sie zugleich technisch immer aufwendiger werden. Hinzu kommt, Autos halten länger. Und für viele junge Leute kommen Neuwagen nicht mehr in Frage, auch weil das Auto als Statussymbol für sie massiv an Bedeutung verloren hat.
Was bedeutet der Preisdruck für die Kunden?
Die Listenpreise verlieren generell immer mehr an Bedeutung. Ein ganz wichtiger Faktor ist dabei das Internet. Es gibt eine Reihe von Plattformen im Netz, auf denen Händler Fahrzeuge mit Rabatten anbieten. Dies macht den Markt transparent. Vermittler wie Autohaus24.de oder MeinAuto.de definieren damit das Rabattniveau generell. Denn fast alle Neuwagenkäufer informieren sich im Internet, bevor sie beim Händler über ihren Neuwagen verhandeln. Dies hat tendenziell preissenkende Wirkung. Das gilt auch für die Online-Gebrauchtwagenmärkte, wo viele der Eigenzulassungen zu finden sind. Die Schlussfolgerung für den Kunden lautet: Handeln lohnt sich immer mehr. Derzeit sind verschiedene Modelle von Ford, Opel oder Skoda besonders günstig zu haben.
Gibt es auch Ausnahmen?
Nicht alle Hersteller machen die Rabattschlachten mit. Ausgerechnet bei Dacia, der Billigtochter von Renault, sind die Preise sehr stabil. Diese Verlässlichkeit ist Teil des Marketingkonzepts, zumal die Fahrzeuge ohnehin am unteren Rand der Preisskala liegen. Auch bei den Preisen der Smart-Kleinstwagen tut sich wenig. Hier spielt eine Rolle, dass die Zielgruppe für den City-Flitzer sehr speziell ist.
Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da?
Einst hatten die USA den Ruf das Land mit den heftigsten Rabattschlachten zu sein. Dieses Prädikat habe der deutsche Automarkt mittlerweile erworben, sagt Dudenhöffer. Teppichhändler-Methoden seien zum Alltag geworden. Das bedeutet auch: Es ist für Händler und Hersteller unmöglich geworden, auf das frühere Niveau zurückzukehren, da Kunden zur Schnäppchenjägerei erzogen worden sind.