Auto-Konzern Auto-Konzern : Porsche beschenkt VW

frankfurt (Main)/MZ - So viel hat noch kein Dax-Unternehmen in einem Jahr verdient: Der Volkswagen-Konzern fuhr 2012 einen Nettogewinn von 21,9 Milliarden Euro ein. Auch kein anderer Autobauer weltweit erzielte voriges Jahr annähernd so hohe Profite. Und den Umsatz haben die Wolfsburger in enorme Höhen geschraubt. Es kamen knapp 193 Milliarden zusammen. Das entspricht der gesamten Wirtschaftsleistung von Finnland.
Derweil sind Konkurrenten wie Peugeot-Citroën (PSA) in eine schwere Agonie verfallen. Wie hat VW das hingekriegt? Das Umsatzplus ist schnell erklärt. Der Konzern hat sich 2012 den Lastwagenbauer MAN einverleibt und die Sportwagen der Marke Porsche endgültig zur zwölften Marke des Konzerns gemacht.
Auch der riesige Gewinn hat viel mit Porsche zu tun. Zur Erinnerung: 2009 war das Zuffenhausener Unternehmen in schwere Nöte geraten. Damals wurde mit der Dachgesellschaft PSE ein Vertrag geschlossen, der die Übernahme des Sportwagengeschäfts in mehreren Schritten vorsah. Ein fixer Preis wurde vereinbart. Im Sommer 2012 wurden 4,5 Milliarden Euro für die letzte Rate überwiesen, mit der sich VW rund 50 Prozent der Porsche-Anteile sicherte. Doch seit 2009 hat sich der Wert von Porsche vervielfacht. Deshalb schlägt daraus nun ein riesiger Profit zu Buche, der mehr als die Hälfte des gesamten Konzerngewinns ausmacht.
Es handelt sich um Erträge, die sich nur auf dem Papier, aber nicht in der Kasse bemerkbar machen. Gleichwohl – PSA oder Fiat hätten sich solche Sprünge gar nicht erlauben können, weil es den Konkurrenten an Finanzkraft mangelt. VW hingegen hat in der Vergangenheit riesige Liquiditätsreserven angelegt, die aus einem starken operativen Geschäft resultieren.
Neue Modelle steigern Ergebnis
Und da lief es auch im vergangenen Jahr besser als bei vielen Konkurrenten. Die Wolfsburger konnten den operativen Gewinn von 11,3 Milliarden auf 11,5 Milliarden Euro leicht steigern. Es sei gelungen, die selbstgesteckten Ziele zu erreichen, ließ Konzernchef Martin Winterkorn mitteilen. Das ist bemerkenswert, da die Autobranche in Europa unter einer schweren Absatzkrise leidet. Ein großer Beitrag zur Stabilisierung der Verkäufe in der EU kam von der Premiummarke Audi, die den Absatz vor allem dank neuer Modelle (A6 und Q3) sogar noch steigern konnte.
China-Geschäft nicht eingerichtet
Im Massengeschäft mit Klein- und Kompaktwagen der Marken VW, Skoda und Seat hat der Konzern mit einem aggressiven Marketing Wettbewerber nicht nur in Deutschland vielfach ausgestochen. Auch beispielsweise in Frankreich feiern die Deutschen Erfolge. Hinzu kommt, dass VW jenseits des Alten Kontinents deutlich zugelegt hat. Auf dem lange vernachlässigten US-Markt sind die Wolfsburger vor allem mit einer speziellen Variante des Passat erfolgreich, der dort zu Kampfpreisen angeboten wird.
Im operativen Gewinn von 11,5 Milliarden Euro nicht enthalten sind die Profite aus den Gemeinschaftsunternehmen in China. Die Zahlen dafür wurden gestern nicht gesondert publiziert, sie sollen erst bei der Vorlage der Gesamtbilanz am 14. März vorgelegt werden. Analysten gehen davon aus, dass hier noch einmal ein operativer Profit in Höhe von knapp vier Milliarden hinzu kommt. China ist mit einem Absatz von rund 2,8 Millionen Fahrzeugen im vorigen Jahr der wichtigste Markt für VW – PSA, Renault oder Fiat spielen dort kaum eine Rolle. VW war schon vor Jahren als einer der ersten westlichen Autobauer dort aktiv und ist heute der Marktführer.
Da Sondereffekte wie aus dem Porsche-Deal wegfallen, wird für dieses Jahr ein deutlich geringerer Reingewinn erwartet. Viele Branchenkenner gehen aber davon aus, dass der operative Profit weiter steigen wird. Auch wegen des neuen Golfs. Zudem sind sich die Experten einig, dass VW mit Ausweitung des Baukastenprinzips in der Produktion künftig noch effizienter arbeiten wird.
Die Dividende steigt um 50 Cent auf 2,56 Euro. Doch die Anleger hatten offenbar deutlich mehr erwartet. Aus diesem Grund schmierte der VW-Aktienkurs gestern ab.
