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Außenhandel Sachsen-Anhalt Außenhandel Sachsen-Anhalt: Russland soll es richten - Minister will Exporte stärken

Von Anja Förtsch 07.06.2016, 17:57
Mitarbeiter des Anlagenbauers VKK Standardkessel Köthen arbeiten an einem Gasbrennkessel für einen ausländischen Kunden. Das Unternehmen setzt für seine Entwicklung stark auf Export. Deshalb war es auch an der jüngsten Delegationsreise sachsen-anhaltischer Unternehmen in den Iran beteiligt.
Mitarbeiter des Anlagenbauers VKK Standardkessel Köthen arbeiten an einem Gasbrennkessel für einen ausländischen Kunden. Das Unternehmen setzt für seine Entwicklung stark auf Export. Deshalb war es auch an der jüngsten Delegationsreise sachsen-anhaltischer Unternehmen in den Iran beteiligt. DPA

Magdeburg - In der Landeshauptstadt herrschen Temperaturen von fast 30 Grad, im Raum der Landespressekonferenz im Magdeburger Landtag sind es gut zehn Grad weniger. Wäre man hiesiger Hersteller von Klimaanlagen, man müsste sich wohl derzeit keine Sorgen um die Wirtschaftsentwicklung Sachsen-Anhalts machen.

Das gilt allerdings nicht für Wirtschaftsminister Jörg Felgner (SPD). Er steht vor der selbst auferlegten Aufgabe, die wirtschaftlichen Beziehungen Sachsen-Anhalts zum Ausland zu verbessern. Als großes Hemmnis sieht der Minister dabei aber die Wirtschaftssanktionen gegen den potenziellen Handelspartner Russland: „Es ist dringend nötig, dass es da Erleichterungen gibt“, forderte Felgner am Dienstag in der Landespressekonferenz.

Kompassnadel Richtung Osten

Der Wirtschaftsminister will nach eigener Aussage im Vergleich zu seinem Vorgänger Hartmut Möllring (CDU) nicht alles anders machen, „aber die Kompassnadel neu ausrichten“. Und zwar in Richtung Osten. Sachsen-Anhalt müsse besonders Russland und die ehemaligen GUS-Staaten in den Fokus nehmen, so Felgner. Die Sanktionen gegen Russland, die seit nunmehr zwei Jahren bestehen, seien für die Wirtschaftspartner in Sachsen-Anhalt sehr belastend. Die Ausfuhren nach Russland sanken von 500 auf 300 Millionen Euro. Der Staat sei zwar nicht wichtigster Handelspartner Sachsen-Anhalts, die Sanktionen hätten die Exporteure aber hart getroffen.

Der Außenhandel in Sachsen-Anhalt hat durchaus Potenzial: Bereits im vergangenen Jahr stieg der Anteil der Ausfuhren am Bruttoinlandsprodukt des Landes um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, sagte der Sprecher des Wirtschaftsministeriums, Robin Baake, der MZ. Insgesamt wurden 2015 Waren und Dienstleistungen im Wert von mehr als 15 Milliarden Euro exportiert. Bei einem Bruttoinlandsprodukt von rund 56 Milliarden Euro wird mehr als ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung Sachsen-Anhalts über Exporte erzielt. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Ausfuhren sogar mehr als verdoppelt.

Delegationsreise in den Iran

Ziel-Länder waren 2015 besonders Polen, Großbritannien, die USA, Frankreich und die Tschechische Republik, so Baake. In Zukunft könnten sich die Destinationen ändern. Gerade waren 16 Geschäftsführer zu einer Delegationsreise im Iran. Das Ziel: Nach dem Ende des Wirtschaftsembargos gegen das Land neue Kontakte knüpfen und alte reaktivieren. Bis 2005 war Deutschland einer der größten Handelspartner des Iran. Die Unternehmen des Landes hoffen, diese alten Verbindungen in Zukunft wieder zu nutzen.

Im Fokus stehen aber nicht nur Russland und der Iran, sondern auch China. Am Donnerstag reist Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Wünsch (SPD) gemeinsam mit Vertretern von Unternehmen und Hochschulen in die Volksrepublik. Schwerpunkt des Besuchs sei die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft.

Kein risikofreier Außenhandel

Jörg Döpke von der Hochschule Merseburg sieht auf politischer Ebene geplante Wirtschaftsbeziehungen grundsätzlich skeptisch. „Entscheidungen über Handelsbeziehungen werden generell auf Unternehmensebene getroffen“, sagte der Professor für Volkswirtschaft und Wirtschaftsforschung der MZ. Allerdings handele es sich vor allem bei den osteuropäischen Staaten um traditionelle Handelspartner Sachsen-Anhalts. Der Ökonom mahnte auch die Gefahren des Im- und Exportgeschäfts an: „Risikofreien Außenhandel gibt es nirgendwo.“ Zwar seien die Risiken in westlichen Staaten wie Frankreich oder den USA geringer - dafür seien die Märkte dort aber auch deutlich gefestigter und umkämpfter.

Ähnlich sieht das auch Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut for Wirtschaftsforschung Halle. „Die Politik kann Unternehmen dabei unterstützen, ausländische Märkte zu erschließen“, so der Wirtschaftsexperte. „Ich halte es aber für keine gute Idee, wenn die Regierung die Region vorgibt.“ (mz)