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Arbeitsmarkt in Deutschland Arbeitsmarkt in Deutschland: Flüchtlinge füllen Lücke bei Jobs nicht

Von Steffen Höhne 09.09.2015, 17:22
Flüchtlinge kommen am Flughafen Bahnhof in Düsseldorf an.
Flüchtlinge kommen am Flughafen Bahnhof in Düsseldorf an. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Die Zahl der Asylsuchenden könnte laut Bundesregierung in diesem Jahr auf 800.000 steigen. Die Flüchtlinge, die länger in Deutschland leben werden, sollen nach dem Willen von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden. Doch wie viele sind dies?

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat dazu erstmals Hochrechnungen aufgestellt: Danach steigt die Zahl der erwerbsfähigen Personen 2015 durch die Migration um 128.000. „Der deutsche Arbeitsmarkt gerät dadurch nicht aus den Fugen“, sagte IWH-Vize-Präsident Oliver Holtemöller der MZ. Laut Bundesagentur für Arbeit sind aktuell in Deutschland knapp 600.000 freie Stellen bei der Behörde gemeldet.

Nach Berechnungen des IWH werden von den erwarteten 800.000 Asylanträgen in diesem Jahr etwa 500.000 auch noch bearbeitet. Im Zeitraum von Januar bis Juli lag der Anteil der sogenannten Asylanerkennungen bei 36,7 Prozent. Diese differiert zwischen den Herkunftsländern erheblich: Bei Flüchtlingen aus Syrien betrug sie 86,7 Prozent, bei Asylbewerbern aus Serbien 0,1 Prozent. Nur Asylbewerber, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge einen positiven Bescheid erhalten haben, dürfen grundsätzlich uneingeschränkt arbeiten. Alten, Kinder und viele Jugendliche fallen zudem als potenzielle Erwerbstätige heraus.

Holtemöller macht darauf aufmerksam, dass es für die erwerbsfähigen Migranten zahlreiche Hürden gibt, um eine Stelle zu finden. „Fehlende Sprachkenntnisse sind in vielen Fällen das größte Einstellungshindernis“, so Holtemöller. Auch die Anerkennung von Berufsabschlüssen sei häufig langwierig.

Der hallesche Wirtschaftsforscher erwartet langfristig überwiegend positive ökonomische Effekte durch die Zuwanderung. So würden die Migranten als Erwerbspersonen nicht nur zur Wertschöpfung beitragen und Steuern zahlen. Als Verbraucher kurbeln sie auch die Nachfrage an.

„Allerdings kann es infolge der Anpassungsprozesse auch Verlierer der Migration geben“, so Holtemöller. So könne die Zuwanderung zu geringeren Lohnsteigerungen und zu höherer Arbeitslosigkeit bei bestimmten Tätigkeiten führen. „Dies gilt beispielsweise für Arbeitnehmer im Niedriglohnbereich, die mit Zuwanderern konkurrieren“, erklärte der Volkswirt. (mz)