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Apotheker klagen über Retaxierung Apotheker klagen über Retaxierung: Medikamente-Rezepte werden plötzlich ungültig

Von Friedemann Siering 06.07.2015, 17:11
Mancher Apotheker hat Stress mit einer neuen Verordnung.
Mancher Apotheker hat Stress mit einer neuen Verordnung. dpa Lizenz

Köln - Diesen Begriff kennt außerhalb der Welt der Apotheker und Krankenkassen kaum einer: Retaxierung. Dabei geht es – verkürzt gesagt – um verschriebene Medikamente, deren Kosten die Krankenkasse nicht begleichen will, weil die Apotheke ein ungültiges Rezept akzeptiert hat. Oft handelt es sich schlicht um unleserliche Patientennamen.

Am 1. Juli ist nun eine Änderung der Verordnung für Arzneimittelverschreibung (AMVV) in Kraft getreten, deren Folgen bei vielen Apothekern für Unmut sorgen. Auf den Rezepten muss neuerdings der Vorname des Arztes ausgeschrieben sein – eine Abkürzung ist nicht mehr zulässig. Und obligatorisch ist seit Monatsbeginn auch die Angabe der Telefonnummer des verschreibenden Mediziners. Wenn diese Angaben fehlen, droht die Retaxierung. Die Neuregelung ist aber offenbar bei vielen Ärzten noch nicht angekommen. Die Apotheker befürchten, dass sie das ausbaden müssen und auf Kosten sitzenbleiben – zumal sie die unvollständigen Rezepte nicht selber ergänzen dürfen.

Einige Krankenkassen sind im Übergang großzügig

Johannes M. Schröder, Inhaber der Alten Apotheke in Köln-Junkersdorf und stellvertretender Vorsitzender des Kölner Apothekerverbandes, sagt: „Wegen einer Banalität wird uns das Leben schwer gemacht.“ Er selbst sei eigentlich eine „absoluter Befürworter“ davon, dass jetzt die Telefonnummer des Arztes aufgeführt sein muss.

„Auf den Rezepten, die etwa in der Notfall-Ambulanz der Uniklinik ausgestellt werden, findet man manchmal nicht mal den Namen des Arztes, sondern nur einen Schnörkel. Wenn dann nachts ein Patient mit dem Rezept zu uns kommt, müssen wir in Zweifelsfragen anrufen können.“

Schröder möchte aber wegen eines Formfehlers anderer nicht auf Einkünfte verzichten oder gar Kranke wegschicken. Daher behilft er sich etwa damit, dass er unvollständige Rezepte von Ärzten aus der Nachbarschaft akzeptiert, die Medikamente ausgibt und die Rezepte zurückbringen lässt, um sie von den Medizinern korrekt ausfüllen zu lassen. Ein Aufwand, über den sich viele Apotheker in der Stadt beschweren.

Einige Krankenkassen haben zwar signalisiert, dass sie bis Ende September generös mit der Neureglung umgehen und nicht retaxieren. Aber noch hätten sich nicht alle Kassen klar geäußert, so der Kölner Apothekerverband.