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AOK Studie AOK Studie: Deutsche Auszubildende leben höchst ungesund

Von Timot Szent-Ivanyi 07.09.2015, 15:16
Ein großer Teil deutscher Auszubildender lebt höchst ungesund.
Ein großer Teil deutscher Auszubildender lebt höchst ungesund. dpa Lizenz

Berlin - Noch vor wenigen Jahren suchten Zehntausende junge Leute verzweifelt eine Lehrstelle. Inzwischen kämpfen die Unternehmen um die Azubis. Sie haben wegen der demografischen Entwicklung zunehmend Schwierigkeiten, die vorhandenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Umso wichtiger ist es für die Firmen, dass die jungen Menschen, die sie am Ende einstellen, gesund und leistungsfähig sind und bleiben. Erstmals wurde nun in Deutschland gezielt der Gesundheitszustand von Auszubildenden analysiert. Die Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) offenbart, dass ein nicht unerheblicher Teil der Azubis höchst ungesund lebt und bereits körperliche Beschwerden hat.

Erhebliche körperliche und psychische Beschwerden

Laut der ersten repräsentativen Befragung unter Azubis klagt ein Drittel der Lehrlinge über häufig auftretende, erhebliche körperliche oder psychische Beschwerden. Viele Azubis berichten von oft auftretenden Kopfschmerzen (25 Prozent). Jeder Fünfte leidet des Öfteren unter Verspannungen (rund 22 Prozent) oder unter Rückenschmerzen (etwa 21 Prozent).

Bei den psychischen Beschwerden wurden in der Befragung vor allem Müdigkeit und Erschöpfung (36 Prozent) genannt. Knapp elf Prozent der Auszubildenden leiden unter Reizbarkeit, gut zehn Prozent unter Schlafstörungen.

Alkoholkonsum, Fastfood und Schlafmangel

Gleichzeitig stellte sich bei der Befragung unter 1300 Auszubildenden in Klein- und mittelständischen Betrieben aber auch heraus, dass viele der jungen Menschen Schindluder mit ihrer Gesundheit treiben. Bei jedem fünften Befragten konstatierten die Wido-Experten ein gesundheitsgefährdendes Verhalten. Ein Viertel der Jugendlichen ist nie oder allenfalls einmal im Monat sportlich aktiv. Mehr als ein Drittel der Befragten raucht, fast jeder fünfte zeigt einen riskanten Alkoholkonsum. 27 Prozent gehen ohne Frühstück aus dem Haus, 17 Prozent essen mehrfach pro Woche Fastfood. Für problematisch hält der Report auch, dass mehr als ein Drittel der männlichen Azubis und jede vierte weibliche Auszubildende werktags mit weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht die Arbeit antreten. Überrascht zeigte sich der stellvertretende Leiter des AOK-Instituts, Helmut Schröder, auch über die intensive Nutzung digitaler Medien durch die Jugendlichen. Laut der Befragung verbringen die Azubis täglich siebeneinhalb Stunden mit Computer und Smartphone oder schauen Fernsehen.

Große regionale Unterschiede

Die ungesunde Lebensweise wirkt sich möglicherweise auch auf den Krankenstand aus. So waren die Azubis 2014 mit drei Krankschreibungen doppelt so oft arbeitsunfähig wie der Rest der AOK-Versicherten. Allerdings waren sie aufgrund ihres jungen Alters mit fünf Fehltagen dann nur halb so lange krank. Auffällig sind die großen regionalen Unterschiede beim Krankenstand der Azubis. Er ist in Berlin fast doppelt so hoch wie in Bayern. Ein Erklärungsversuch des Wido ist, dass in Berlin der Anteil der bildungsfernen und damit ungesund lebenden Bevölkerung höher ist.

Der kommissarische Vorstand des AOK-Bundesverbandes, Frank Michalak, forderte eine gezielte Gesundheitsförderung für die Azubis in den Betrieben. Wido-Vizechef Schröder nannte entsprechende betriebliche Programme einen wichtigen Faktor im schärfer werdenden Wettbewerb der Unternehmen um Auszubildende.

Viele Azubis klagen über Kopfschmerzen, Verspannungen und Rückenschmerzen.
Viele Azubis klagen über Kopfschmerzen, Verspannungen und Rückenschmerzen.
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